Böhm-Chronik




Leserforum der New Yorker Staats-Zeitung / German Times

Guenter Boehm schreibt am 27. Sept. 2003 zum Leserbrief von Georg Aichner in der Ausgabe Nr. 38 unserer Zeitung zum Thema 'Museum gegen die Vertreibung'



Lieber Herr Aichner,
sie haben in ihrer Feststellung vollkommen recht, in früheren Zeiten änderten sich zwar die Herrscherhäuser von Schlesien, die Bevölkerung jedoch blieb. Ich möchte noch hinzufügen, man war erst Mitglied seiner eigenen Familie und diese diente einer Landes- bzw. Grundherrschaft. Das war die Form des Feudalismus, der in verschiedenen Variationen um die tausend Jahre bestand (800-1800). Dies änderte sich aber mit dem Aufkommen des Nationalismus. Heutzutage dient man dem Staat. Manipuliert wurde man sicherlich damals wie heute. Die Herrschaftsform des Feudalismus fehlt in der amerikanischen Geschichte und wird deshalb oft falsch interpretiert.

Meine Familie kann auf eine 600-jährige Geschichte in Schlesien zurückblicken. Auch wir mussten 1948 unsere angestammte Heimat verlassen. Keine Regierung kann uns helfen. Für sie sind wir Vertriebene belanglos, irrelevant. Helfen müssen wir uns selber; von unten her. Mittels Internet korrespondiere ich mit jüngeren polnischen Geschichtslehrern, Schülern und sonstigen Interessierten zum Thema schlesische Geschichte. Breslau als Standort eines Museums gegen jeden Vertreibung könnte ich mir gut vorstellen.

Durch meine Familiengeschichtsforschung habe ich viele nette hilfsbereite und fachkundige polnische Freunde gefunden. Aus dieser Forschung entwickelte sich ein gemeinsames Bekenntnis zur Kulturregion Schlesien, sowie eine gegenseitige Anerkennung zur schlesischen Heimat. Ganz einfach gesagt: "Meine Heimat -- Deine Heimat!"

Inzwischen gibt es ja schon zwei bis drei Generationen polnische Schlesier. In Gesprächen stellte ich immer wieder fest, dass sich seit der Wende ein Heimatbewusstsein der jetzigen Schlesier entwickelt hat, in dem unsere altdeutsche Geschichte mit einbezogen ist. Ich auf jeden Fall bin der Meinung, wir können heute sagen: "Noch ist Schlesien nicht verloren."

Jetzt liegt es an uns allen, das Bestmögliche daraus zu machen. Mehr dazu in > boehm-chronik.com <.

Herzliche Grüsse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)





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