Böhm-Chronik
Tränen unter dem Porträt des Onkels
Besuch im Schloss Tannhausen / Jedlinka, September 2007
Ein bewegter Besuch nach vielen Jahren. Als Guenter Boehm den Saal betrat, der
der Geschichte seiner Familie gewidmet ist, hat er ganz einfach geweint. Der
Nachfahre des letzten privaten Besitzers des Palastes in Jedlinka kam
lediglich für ein paar Stunden. Er hat nicht erwartet, dass in dem seit vielen
Jahrzehnten verwahrlosten Gebäude so viele positive Veränderungen
stattgefunden haben.
Im Palast war nur bekannt, dass Guenter Boehm mit seiner Gattin zu Besuch
kommt. Man wusste nicht, um welche Uhrzeit sie kommen würden noch was genau
sie besichtigen wollten. Es wurde ein 3-Stunden-Besuch mit vielen bewegten
Momenten. Auf dem Programm stand der Besuch der "Riese"-Anlage, ein
Mittagessen, vor allem aber die Besichtigung des Schlosses. Guenter Boehm hat
es zwar schon zwei mal gesehen, jedoch war es der erste Besuch, bei dem er sich
überzeugen konnte, dass der Palast in Jedlinka seinen alten Glanz wieder
erlangt. Vorher hat er eine Ruine von stattlichem Ausmaß besucht.
Es fehlte nicht an ergreifenden Momenten. Als er den renovierten Heraldik Saal
betrat fasste er sich vor Rührung ans Herz. In der nächsten Kammer, die Gustav
Boehm gewidmet ist, sind die Emotionen so stark geworden, dass er in Tränen
ausbrach - berichtet Lukasz Kazek, der stellvertretende Direktor der Anlage in
Jedlinka. Gustav Boehm – der [Urgross]-Onkel von Guenter - war der letzte Besitzer des
Palastes, der in den dreißiger Jahren unter die Verwaltung der deutschen
Organisation NSV kam - diese hat das Lazarettwesen für den kommenden Krieg
vorbereitet. Danach ist dort der Schlesische Industrieverband (Slaska
Wspólnota Przemyslowa) eingezogen, ab 1944 hat die Organisation TODT dort ihr
Sitz gehabt. Die Nachkriegsgeschichte teilte das Objekt mit vielen hundert
ähnlicher Paläste in ganz Polen. Es wurde dort unter anderem eine
landwirtschaftliche Kooperative angesiedelt, über einige Jahrzehnte war der
Palast eine komplette Ruine.
Seit einigen Jahren ist Jedlinka in Privathand. Der neue Besitzer - zum ersten
mal ein wirklich privater Besitzer nach 70 Jahren - versucht, dem Ort den
früheren Glanz zurückzugeben. Das wird von Guenter Boehm hoch geschätzt.
Die Familie, die mit dem Palast verbunden war ist auf der ganzen Welt
verstreut - ein Teil lebt in den USA, ein anderer Teil in Deutschland und
einzelne Mitglieder wohnen in dem weiten Namibia sagt Lukasz Kazek. Während
des Besuches in Jedlinka kam aber die Idee auf, alle zu einem Familientreffen
im August 2008 nach Jedlinka einzuladen.
Übersetzt aus dem Polnischen von Daria Wieczorek