Böhm-Chronik




Reisebericht

Unsere Reise nach Schlesien, September 2010




Unsere 10. familiengeschichtliche Forschungsreise



Das offizielle Programm unseres Besuches



Nachdem wir aus München kommend Frau Gerda Nürnberger, geb. Scholz, - ihr Vater, dann ab 1933 ihr Onkel, waren Pächter der Landwirtschaft des Rittergutes Tannhausen - in Mülsen bei Zwickau abgeholt hatten, fuhren wir mit dem Auto weiter bis Jedlina Zdroj (Bad Charlottenbrunn). Frau Nürnberger ist Jahrgang 1926 und wurde auf dem Rittergut geboren. Sie ist die einzige noch lebende Person, die meinen Urgrossonkel Gustav Böhm (+ 1933) kannte.

Am 8.September 2010 wurden wir um 10:00 Uhr im Rathaus von Jedlina Zdroj (Bad Charlottenbrunn) feierlich empfangen. Anschliessend ein Rundgang durch das Sanatorium. Danach eine Mahlzeit im Restaurant Charlotta. In der Mittagspause besuchten wir das in Erlenbusch gelegene Bauerngut der Eltern von Gerda Nürnberger. Sie hat einen freundschaftlichen Kontakt mit den polnischen Besitzern. Dann weiter zu der kleinen alten Kirche in Erlenbusch, welche wir von innen besichtigen konnten. Um 19:00 Uhr hatten wir eine Einladung vom Stadtrat zum Abendessen in einem Gasthof in Kamiensk (Steingrund/Nesselgrund).

Am 9.September um 10:00 Uhr Treffen mit Schülern des Gymnasiums und der Schule im Ballsaal des Palace Jedlinka (Schloss Tannhausen). Das Rittergut und Schloss gehörte bis 1945 der Familie des Majors der Landwehr Kavallerie Gustav Böhm, meinem Urgrossonkel. Frau Nürnberger erzählte den versammelten Schülern einige Anekdoten aus ihrer Kindheit. Nach dem Tode von Gustav Böhm kam seine Tochter Erika Bock, geb. Böhm, mit Christa aus Südwest Afrika nach Tannhausen zurück. Christa und Gerda waren Spielgefährten.

Ich wurde gebeten über die Geschichte des Schlosses, der Familie und über die Heimatgeschichte zu berichten. Die polnische Jugend ist sehr interessiert, was wir bei den anschliessenden Fragen herausfinden konnten. Ich bat die Schüler, die Lokalgeschichte, sowie ihre Familiengeschichte zu erforschen, da man nur so die Zusammenhänge der Zeitgeschichte begreifen kann. Ich wies noch darauf hin, wer die Schlesienforschung betreibt, ob Polen, Tschechen oder Deutsche, ist eigentlich ganz gleich, sie muss nur wahrheitsgetreu sein. Übersetzt wurde immer simultan von einer polnischen Deutschlehrerin vom Gymnasium Walbrzych (Waldenburg). Presse und Regionalfernsehen waren anwesend.

Nach dem Vortrag im Schloss besuchten wir den Kindergarten, die Schule und das Gymnasium von Jedlina Zdroj (Bad Charlottenbrunn). Danach Essen im Restaurant Moniuszko mit Mitgliedern der Stadtverwaltung. Nach einer Mittagspause ging es weiter mit einer Wanderung auf einem Pfad des Stadtwaldes (Kurpark) zu einem Restaurant. Dort wurden wir vom örtlichen Heimatverein "Freunde von Jedlina Zdroj" zu Abendessen eingeladen.

Am 10.September 2010 um 11:00 Uhr Besuch im Schloss Fürstenstein und im Gestüt. Der Neffe von Frau Nürnberger hat in Sachsen eine Pferdezucht und hatte vor einigen Jahren einen Hengst an das Gestüt Fürstenstein verkauft. Wir wurden im Gestüt von der Leiterin sehr gut aufgenommen und konnten uns die Stallungen und vieles mehr ansehen. Ausserdem hatten wir einen 35-minutigen Empfang beim Geschäftsführer des Schlosses Fürstenstein, Dr. Jerzy Tutaj, der gleichzeitig auch Abgeordneter der Woiwodschaft Niederschlesien (Landtag) ist. Dr. Tutaj ist sehr aufgeschlossen zu Fragen der Regionalgeschichte sowie zur Familiengeschichtsforschung der polnischen Jugend.

Um 13:00 Uhr Dinner im Heraldik-Raum im Palace Jedlinka (Schloss Tannhausen). Dabei überreichte mir der Schlossbesitzer Radoslaw Leda den Schlüssel zur Böhm-Kammer. Die Böhm-Kammer wurde mit einem mit Glastüren ausgestattenen Bücherregal versehen. Auch Bilder (Geschenke aus Namibia), sowie Ereignisse von 2009 zu meiner Ernennung zum Ehrenbürger hingen an der Wand. Alles sehr erfreuliche Ereignisse. Jetzt fehlen noch einige Bilder, vielleicht Familienfotos der Böhm, Siedentopf, Scheidt, Loesche und Fuhrmann.

Um 18:00 Uhr als Abschluss unseres (offiziellen) Besuches ein Abschiedsessen im Schloss Fürstenstein (Zamek Ksiaz).

Am 11.September fuhren wir zum Martin-Hof nach Langwaltersdorf. Von dort stammt meine Grossmutter väterlicherseits. Diesmal war das Eis auch hier gebrochen und wir wurden eingeladen das ganze Haus zu besichtigen. Weiter nach Friedland zum Besuch - wie jedes Jahr - von zwei heimatverbliebenen Damen und deren Familien. Bis 1945 waren wir in der Liebichstrasse Nachbarn.

Zum Schluss besuchten wir noch die Villa Elsa in Görbersdorf (Sokolowsko). Es ist eine Begegnungsstätte von Polen und Deutschen. Rafal, der sehr gut deutsch spricht, kümmert sich um die Gäste. Er hatte gerade eine Gruppe polnischer Niederschlesier. Wir wurden zum Picknick am Lagerfeuer eingeladen. Leider hatten wir wenig Zeit, denn es dunkelte schon. Wir fuhren dann über Reimswaldau nach Bad Charlottenbrunn in unsere Pension.

Am 12. September beendeten wir unseren Schlesienaufenthalt zwar erschöpft, aber mit sehr guten Ergebnissen. Wir wurden stets sehr herzlich betreut. Im Mai 2011 soll das Hotel mit Seminarmöglichkeiten in der Rittergutsanlage fertiggestellt sein. Zurzeit wird daran gebaut. Auch die Restaurierung der Fassade der Schlosses ist kurz vor der Fertigstellung. Zur Einweihung des Hotels mit Tagungsräumen wurden wir schon eingeladen. Dann wird uns die Sehnsucht nach Schlesien wieder packen und ich meinem Lebensziel, einen kleinen Beitrag zur "Deutsch-Polnischen Verständigung durch Familiengeschichtsforschung" zu leisten, wieder etwas näher kommen.

Unser Besuch in Jedlina Zdroj (Bad Charlottenbrunn)






Zurück zu