Nachstehend eine Mitteilung vom 22.Februar 2002 des Böhmforschers Günther Böhm aus Hilden an Guenter Boehm in New York, USA: Hallo Namensvetter, lassen wir die adligen v.BEHEM mal unberücksichtigt, dann glaube ich, des Rätsels Lösung zu haben. (Einschränkung: die für die BEHME-Namensgebung im Spätmittelalter, denn danach gab es sicher noch etliche). Auf der Seite "Schlesien: Grafschaft Glatz: Geschichte in Zahlen" von < www.genealogy.net> steht: "1350 [...] die slawischen Bewohner [von Glatz] werden dem Deutschen Recht unterstellt." Dass es unterhalb der Glatzer Burg ein uraltes tschechisches Suburbium gab, ist bekannt, es wird jedoch in der deutschen Geschichtsschreibung gern unterschlagen. (auch die o.g. Website und < www.grafschaft-glatz.de > erwecken - gewollt oder ungewollt - den Eindruck, es hätte sich um eine deutsche Siedlung gehandelt, was nicht weiter verwundert, denn man hat es in der Schule nicht anders gelernt und schreibt aus den verfügbaren Büchern ab). Die (tschechischen) Einwohner der Suburbien waren jedoch abhängige Dienstleute und LEIBEIGENE des (tschechischen) Burgherren und seiner Jurisdiktion unterworfen. "Die Burgen waren [...] systematisch von jeweils auf ein Gewerbe spezialisierten Dienstsiedlungen umgeben, in denen neben Bauern unfreie Handwerker für die Bedürfnisse der Burg und des Herzogs produzierten. Die Vorburgen (Suburbien), in denen ebenfalls fürstliche Dienstleute als handwerkliche Spezialisten arbeiteten, entwickelten sich zu präurbanen Siedlungen und Marktorten." (Handbuch der Historischen Stätten - Böhmen und Mähren, Stuttgart 1998, S. XXXIV) In der Mark Brandenburg nannte man die slawische Siedlung unter der Burg "Kietz", ein Begriff, der in Berlin noch heute in den Arbeitervierteln für "Nachbarschaft", "Wohnumgebung" gebräuchlich ist. Von den (relativ) freien Bürgern der meist in unmittelbarer Nachbarschaft der Suburbien neu gegründeten deutschrechtlichen Städte wurden deren Bewohner offenbar kollektiv als "BEHME" bezeichnet und damit nicht nur in Bezug auf ihre ethnische Zugehörigkeit sondern v.a. auf ihren niedrigeren Rechtsstatus gebrandmarkt. Bis in die Gegenwart sind bei (ehemaligen) Deutschböhmen die etwas abfällig klingenden Ausdrücke "Bieme" und "biemsch" für "Tscheche" und "tschechisch" gebräuchlich. "kuchelbiemsch" bezeichnete - vergleichbar etwa mit "wasserpolackisch" oder "pidgin English" - das vom (tschechischen) Dienstpersonal gesprochene, stark mit deutschen Ausdrücken durchsetzte Idiom. Durch starken sozialen Druck genötigt, setzte Kaiser Karl IV. bereits unmittelbar nach seiner Krönung zum Böhmischen König die formelle Gleichstellung der tschechischen Einwohner durch - vermutlich gegen den erbitterten Widerstand der deutschen Bürgerschaften, die aus der bisherigen Ungleichheit Nutzen gezogen hatten, sowie natürlich der weitgehend entmachteten tschechischen Burggrafen. Aus diesem Widerstand (und aus der anhaltenden graduellen Benachteiligung der tschechischen Neubürger) erklärt sich vermutlich auch die fortdauernde abschätzige Verwendung des Namens BEHME. Erbrecht, Stadt- und Kirchenbücher taten das ihre und sorgten für die Verewigung. So könnte es doch gewesen sein. Schreib mal deine Meinung! Herzlich Grüße, Günther Günther Böhm aus Hilden (geboren in Reichenberg in Böhmen) e-mail: GHBoehm (at) ish.de |