Böhm-Chronik



Das Kriegsgefangenenlager

Beitrag von Guenter Boehm (Jahrgang 1939)

Bei uns in Friedland in Richtung Schmidtsdorf gab es auf der linken Seite ein Aussenlager des KZ Gross-Rosen. Ich sah manchmal Kolonnen mit der gestreiften Kleidung durch die Stadt ziehen, sicherlich als Zwangsarbeiter in den Fabriken. Auf der rechten Seite war dann Ende 1944/Anfang 1945 ein kleines Kriegsgefangenenlager mit Russen. Daran kann ich mich gut erinnern. Mutter hörte von jemanden, dass ein oder einige russische Kriegsgefangene Spielzeuge schnitzten. Wir gingen also hin. Am Stacheldrahtzahn patroullierte ein deutscher Wachposten, ein schon etwas älterer Soldat. Mutter unterhielt sich mit ihm. Durch einen Wink des Wachpostens kam ein kleinerer Russe angerannt mit einem etwa 20 cm grossen geschnitzten Flugzeug. Ich, noch keine sechs Jahre alt, war vor Freude ganz aus dem Häuschen. Mutter gab dem Russen ein grosses Stück Streusselkuchen durch den Zaun. Auf dem Wege zurück zur seiner Baracke verschlang er das ganze Stück. Mutter sagte noch: "Der muss aber Hunger gehabt haben." Der Wachposten machte inzwischen 100 m entfernt Patroulle. Beim nach Hause gehen winkten wir ihm noch zu. Nur Kindheitserinnerungen, weiter nichts.


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