Böhm-Chronik
Glogau und seine Gegend
die Erbschaft der Vergangenheit in Denkmälern verewigt
von Tomasz Mietlicki, Glogów
Infolge des Zweiten Weltkriegs wurden viele Sehenswürdigkeiten in Schlesien zerstört. Ein großer Teil von ihnen hat aber ohne Verlust die Verschiebung der Grenzen von Polen nach Westen überstanden. Ab 1945 sind auf diese Gebiete Siedlungsgruppen aus vielen Gegenden von Polen und auch von außerhalb der Landesgrenzen herangeströmt. Diese Bevölkerungsgruppen, die verschiedene Lebenstraditionen und andersartige historische Bedingungen hatten, wurden aus natürlichen Ursachen eines Einwurzelungsgefühls beraubt. Sie hatten sich mit der fremden Umgebung nicht identifizieren können. Es hat dazu beigetragen, dass viele einzelne Denkmäler und auch ganze historische Komplexe, die ohne Besitzer und entsprechende Fürsorge hinterlassen wurden, vom Massendiebstahl verwüstet wurden. Gleich nach der Zeit der unkontrollierten Zerstörungen ist es dazu gekommen, dass die Handlungen der Ansiedler mit der amtlichen Politik vereinigt wurden. Um Baumaterialien zu erwerben und Warschau und andere Städte wiederaufzubauen, wurden viele historische Gebäudekomplexe abgerissen. Ein solches Schicksal hat unzählige ländliche Residenzen, Paläste und Schlösser getroffen. Die ersten Jahre nach dem Krieg bildeten leider nicht die letzte Zerstörungsphase. Diese Nachkriegspolitik der Vernachlässigung und Verwüstung, die sowohl die Lokal- als auch Zentralregierungen betrieben, dauerte bis in die heutige Zeit.
Die Zeit der Demokratie, die in Polen am Ende des XX. Jahrhunderts entstanden ist, setzt eine Reihe von allgemeingesellschaftlichen Regelwidrigkeiten wie Korruption, Bestechlichkeit, formwidrige politische Strukturen und allgemein geschätzte Kenntnisse des Rechtsumgehens fort. Sie setzt auch Politik der Mangellösungen im Bereich der Rettung von Sehenswürdigkeiten fort, die vom früheren System übernommen wurde. Es vollzieht sich eine selektive Tätigkeit des Departements der Nationalen Erbschaft beim Kulturministerium des Landes. Es hält weiterhin die Ignoranz der kirchlichen Macht an, die die Wertgegenstände in kirchlichen Objekten gar nicht registriert. Aus den Museen verschwinden wertvolle Exponate. Es verschwindet also ein materielles Vermögen der früheren Generationen. Ausdruck dieser Politik sind verlassene Paläste, die viele Hunderte Jahre großartige Stammhäuser waren. Sie waren am Anfang der 90er Jahren des XX. Jahrhunderts Sitz der Direktion der Staatsgüter, der Erziehungsstellen und anderer Institutionen. Sie sind in Vergessenheit geraten. Es wurden systematisch architektonische Elemente ausgeschlachtet und abgerissen, um Baumaterial zu erwerben. In der heutigen Zeit existieren sie oftmals nicht mehr. Aus der Landschaft sind für immer evangelische Gotteshäuser verschwunden. Sie wurden der Ausstattung beraubt. Mit emporstrebenden Türmen oder mit interessanter Konstruktion haben sie vielfach bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch existiert. Auch sie sind Opfer der menschlichen Leichtsinnigkeit, der Respektlosigkeit gegenüber Sehenswürdigkeiten und der Intoleranz gegenüber religiöser Verschiedenheit geworden. Der Erhaltungszustand der Baudenkmäler aus dem Gebiet von Glogau, die auf der Webseite dargestellt wurden, ist für das ganze Niederschlesien und eigentlich auch für das ganze Polen charakteristisch, ohne zu unterscheiden, wem diese Gebiete gehört haben. Wenn das Bewusstsein der Rettung dieser Objekte nicht zunimmt, sind wir weiterhin die Zeugen des Verlustes von malerischen Palästen und noch stehenden verlassenen evangelischen Kirchen, die Geschichtszeugnis von riesigen Kunstwerten bilden. Diese heute oft verlassenen Gebäude wurden in ihrer ganzen Nachkriegszeit der rationellen Fürsorge beraubt. Sie leiden, weil es keine Ideen gibt, um sie vernünftig zu bewirtschaften. Es funktioniert zwar Schutzdienst der Sehenswürdigkeiten aber seine Tätigkeit beschränkt sich lediglich darauf, den Erhaltungszustand der Baudenkmäler zu dokumentieren und sie immer öfter aus dem Verzeichnis zu streichen. Es sind oft lokale Gruppen berufen, die die Aufgabe haben, Kulturgüter zu retten. Sie haben aber keine finanziellen Möglichkeiten und auch keine Kompetenz, um entsprechend zu handeln. Die Agentur des Landbesitzes des Staatseigentums, die vom Staatsverwaltung das Vermögen übernommen hat, kümmert sich um die Objekte nicht. Es ist heute schwierig, viele von ihnen zu finden. Man muss aber daran denken, dass es viel leichter ist, kleine adligen Herrenhäuser (es gibt viele in der Mitte und im Osten von Polen) als riesige ehemals deutsche Paläste zu verkaufen. Niederschlesien ist noch satt von ihnen. Es gibt aber wenige Menschen, die so viel Geld haben, um so ein großes Gebäude, das oft mit wirtschaftlichen Gebäudekomplexen verbunden ist, zu restaurieren und zu erhalten.
Diese Paläste haben viele hunderte Jahre überstanden und sich Kriegshandlungen widersetzt. Sie haben sich aber nicht der menschlichen Sinnlosigkeit und dem mäßigen Vernichtungswillen der viele Jahrhunderte bestehenden Kultur widersetzt. Nach dem offiziellen Dekret und der früher und heute allgemein vorherrschenden Mentalität entscheidet nur der wirtschaftliche Nutzen des Gebäudes, nicht aber sein historischer Charakter darüber, ob das Gebäude auf dem Instandsetzungsplan gebracht wird und ein entsprechender Nutzer gefunden wird. Wir haben die Erbschaft vieler Generationen vergeudet. Schlesien gehörte zu einem der Gebiete Polens mit den reichsten und vielfältigsten Sehenswürdigkeiten. Nur in der Region von Glogau sind viele weltliche und heilige Bauwerke verschwunden. Sie haben aus verschiedenen Epochen gestammt und haben Reichtum von vielen Richtungen und Stilen vertreten. Sie haben ein charakteristisches Element in der Landschaft dargestellt und hatten einen riesigen, künstlerischen, geschichtlichen und geistigen Erkennungswert. Es sind schon längst alte, ländliche Nekropolen gestorben. Es ist heute schwer sie am Holzbestand oder an Friedhofsalleen zu erkennen. Aber die Geschichte dreht sich um. Wir werden in der Zukunft so behandelt, wie wir heute die anderen Menschen behandeln. Hinter jedem Handeln stehen die Menschen, die bestimmte Gesellschaft und ihre Kultur bilden. Und die Kultur ist so wie ihre Schöpfer.
Die Pracht der schlesischen Kultur ist für immer vergangen. Wir haben seine Kulturerbschaft von den früheren Generationen, die auf diesen Gebieten gewohnt haben, nicht übernommen. Dieses Erbe ist für immer aus dem historischen Gedächtnis verschwunden. Und ihre Schöpfer haben hier doch gelebt, gearbeitet, gewohnt, sie haben hier ihre Zukunft gebaut, gebetet und sind auf dieser Erde gestorben. Der fast völlige Austausch von Menschen in diesen Gebieten hat die Wahrnehmungskriterien und nicht nur die ästhetischen Werte verändert. Es wird nicht mehr gelingen, den ehemals geschaffenen Reichtum der schlesischen Kultur zu rekonstruieren.
Ein großer Bereich der Glogauer Gegend wurde von mir selbst individuell bestimmt. Diese Grenzen decken sich nicht mit den früheren historischen Grenzen. Einen Einfluss darauf hatten meine ausführlichen Untersuchungen und ein Verzeichnis über Sehenswürdigkeiten. Ein großer Teil der beschriebenen Sehenswürdigkeiten wurde stark zerstört, sind verfallen oder existieren nicht mehr. Und dieses war die Erde zahlreicher und prachtvoller Paläste, romantischer Herrenhäuser und Parks. Diese schon geringe Spur der deutschen Landschaft kann man noch sehen. Aber an der Wertbörse der materiellen Kultur findet sie keine Notierung. Es gibt kein Verständnis für ein historisches Erbe der ehemaligen Bewohner dieser Gebiete. Wie nach unserem Tode andere erinnert werden, hängt davon ab, wie viel Achtung wir den Menschen die vor uns hier gelebt haben, erwiesen haben. Aber vielleicht erwacht in der Lokalregierung und der Landesgesellschaft das Bewusstsein der territorialen Zugehörigkeit und das Gefühl für Fürsorge und Rettung der Dinge, die uns noch geblieben sind.
Diese Seite soll eine Chronik für die Zukunft bilden. Stets gehen die Zeugen dieser Ereignisse weg, verschwinden in der Vergesslichkeit von Erscheinungen und Daten. Es vermindert sich die Zahl historischer Gebäude. Es verschwindet die Erinnerung an Vorgänger und ihre Leistungen. Dieser Erkenntnisweg durch das Verzeichnis soll dazu führen, dass, was noch geblieben ist, als wertvoll zu erachten. Es kann sein, dass das auch nach einigen Jahren nur auf dieser Seite existieren wird. Das, was sich in den Staub verändert, lebt nicht mehr und die Zeit ist für das Vergessen sehr günstig.
Anmerkung:
Dieser Artikel und viele Fotos von alten Baudenkmälern erscheint in
Glogau und seine Gegend - die Erbschaft der Vergangenheit in Denkmälern verewigt.
Glogów i okolice - dziedzictwo przeszlosci utrwalone w zabytkach.
Glogów and neigbourhood - inheritance of the past in remains.