Böhm-Chronik
Melchior von Redern
Besitzer der Herrschaften Friedland, Reichenberg in Böhmen und Seidenberg in der Oberlausitz
Einer der berühmtesten Besitzer der Herrschaften Friedland und Reichenberg in Böhmen war der am 6.1.1555 zu Breslau geborene k. k. General - Feldmarschall Melchior von Redern, dessen Schlachtenruhm in den Türkenkriegen die Jahrhunderte ebenso dauert hat wie des "großen Friedländers" Wallenstein im dreißigjährigen Krieg. Aber nicht nur als Feldherr, sondern auch als Wohltäter seiner Untertanen hat sich Melchior von Redern große Verdienste erworben. Obgleich er wie alle Redern ein eifriger Anhänger und Verfechter des evangelischen Glaubens war, der noch unter der Herrschaft der Bieberstein im Friedländischen Einlaß gefunden hatte, war er doch tolerant auch gegen die anders Gläubigen und hat seine religiösen und wirtschaftlichen Bestrebungen nicht wie später Wallenstein zur Zeit der Gegenreformation mit Gewalt zur Durchführung gebracht.
Sein 1564 verstorbener Vater, Friedrich von Redern, Freiherr Tost, Peiskretscham zu Ruppersdorf, hatte die Herrschaft Friedland einschließlich die Städte Reichenberg in Böhmen und Seidenberg in der Oberlausitz am 1.4.1554 von Kaiser Ferdinand I. für 40000 Reichstaler gekauft. Nach dem Tod seiner Brüder, die alle schon früh starben, fiel Melchior von Redern 1591 die Herrschaft Friedland allein zu, mit der er bereits 1581 nebst seinen damals noch lebenden 3 Brüdern Hans, Georg und Christoph vom Kaiser Rudolf II. belehnt worden war. Er hatte in seiner Jugend eine treffliche Erziehung genossen und kämpfte schon mit zwanzig Jahren in Ungarn gegen die Türken. Nach Feldzügen in Polen und den Niederlanden, während derer er sich bei jeder Gelegenheit durch große Tapferkeit und Kriegserfahrungen auszeichnete, trat er 1582 erneut in den kaiserlichen Dienst und brachte es dort in wenigen Jahren (1588) zum Oberst. In der Schlacht bei Sissek in Kroatien am 22.6.1593 schlug er an der Spitze eines schlesischen Reiterregimentes das vielfach überlegene Herr der Türken in die Flucht, über das er am 30.9.1593 bei Papa in Ungarn abermals mit 1300 Reitern einen Sieg erfocht. Von nun an weilte er bis zu seinem Tod fast ständig auf den Kriegsschauplätzen in Ungarn.Große Tatkraft und Entschlossenheit bewies er bei der Verteidigung von Großwardein 1598, wo er mit nur 2000 Mann der gewaltigen Übermacht des Feindes trotzte und insgesamt 12 Stürme des 120000 Mann starken Türkenherres unter schweren Verlusten für den Feind abwehrte, so daß die Halbmond-krieger am 3.11.1598 unverrichteter Dinge wieder abziehen mußten. Nach diesem großartigen Abwehrsieg schlug ihn Kaiser Rudolf II. am 16.5.1599 in Prag eigenhändig zum Ritter, erhob ihn in den Reichsfreiherrnstand und schenkte ihn für seine "Verdienste in Kriegssachen, namentlich in Großwardein" 20000 Taler. Gleichzeitig wurde er zum Befehlshaber der Festung Raab ernannt, welche die wichtigste in Ungarn war. Auch seine Ernennung zum Hofkriegsratspräsidenten und Geheimrat fällt in diese Zeit.
Im Jahre 1600, seinem Todesjahr, wurde er mit der Fortsetzung der Belagerung von Papa beauftragt, nachdem der Generalfeldmarschall Graf Adolf von Schwarzenberg bei dieser gefallen war. Melchior von Redern löste auch diese Aufgabe mit großen Geschick. Bereits einen Tag nach seiner Ankunft, am 9.8., stürmte er die von abtrünnigen Franzosen und Wallonen erbittert verteidigte Festung und nahm sie in Besitz. Die kaiserlichen Soldaten übten dabei grausame Rache an den gefangenen Empörern. Es war dies sein letzter großer Waffenerfolg. Am 11.8. bergab er sich nach Wien, wo seine Ernennung zum Generalfeldmarschall erfolgt. Auf der Reise dorthin, erkrankte er, kehrte aber trotzdem noch einmal nach Ungarn zurück, wo sich sein Leiden innerhalb von ein paar Tagen verschlimmerte, daß er beschloß, auf seinen Gütern Genesung zu suchen. Seine Gattin Katharina geb. Gräfin von Schlick, mit der er sich 1582 vermählt hatte, eilte ihm entgegen, doch starb er noch unterwegs am 20.9.1600 zu Deutschbrod. Der Leichnam des großen Feldherrn, dessen Wahlspruch "nec auro, nec ferre" war, wurde später in die Stadtkirche Friedland überführt und in der dortigen Familiengruft der Redern am 6.1.1601 feierlich beigesetzt. Durch den Breslauer Bildhauer Gerhard Heinrich aus Amsterdam ließ ihm seine Gemahlin 1605 ein prachtvolles Denkmal aus Marmor errichten, das ein Bronzebild des Feldmarschalls trägt.
Von den Ortsgründungen, die Melchior von Redern während seiner Herrschaft auf friedländischen Gebiet vornahm, verdient besonders die "Bergstadt Böhmisch Neustadt" ab der Tafelfichte, erwähnt zu werden, die er 1584 behufs besserer Ausbeutung der seit 1576 am Kupferberge eröffneten Zinn- und Eisenwerke gründete. 1594 gründete er den Ort Weißbach, während er den Reichenbergern 1599 den Bau eines neuen Rathauses bewilligte.
Der einzige, 1591 geborene Sohn, Christoph von Redern, wurde als Anhänger des Winterkönigs, Friedrich von der Pfalz, nach der Schlacht am "Weißen Berge" geächtet und seiner Güter für verlustig erklärt. Er starb 1642 in dürftigen Verhältnissen in Polen, nachdem er 1640 im Schutze schwedischer Truppen noch einmal für kurze Zeit auf dem Friedländer Schlosse aufgetaucht war.
Die von ihm eingezogenen Gütern ( Melchior von Redern war Lehnherr von 32 adligen Vasallen gewesen ) verblieben zwei Jahre im Besitz Kaiser Ferdinands II., bis sie 1622 von Wallenstein, der dem Kaiser bei Niederwerfung des böhmischen Aufstandes 1619 - 1620 wertvolle Dienste geleistet hatte, angekauft wurden.
Einige Schlachtengemälde und Bildnisse der letzten Redern befinden sich noch heute im "Rederschen Saal" des Friedländer Schlosses. Dort ist auch eine Waffensammlung aus den Feldzügen Melchior von Rederns vorhanden.
Melchior von Redern
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