Daß es in der heutigen Zeit noch Idealisten gibt, ist sehr erfreulich, Menschen, die Zeit und Geld opfern, um anderen eine Freude zu machen. In den vergangenen Jahren brachte der WHB (Waldenburger Heimatbote) einen Stadtplan von Friedland, den in mühsamer Kleinarbeit Heimatfreund Gerhard GLÄSER, Sohn der bekannten Hebamme, nach einem Meßtischblatt angefertigt hatte. Die Veröffentlichung löste große Freude aus. Wir danken ihm herzlich dafür.
Gerhard GLÄSERs Anregung, in den Plan Häuser einzuzeichnen, hat unser Heimatfreund Ernst SPISKE aufgegriffen. Er arbeitete nun seit Monaten äußerst präzise einen mehrteiligen Stadtplan aus. Wieviel Zeit, Geld und Nerven so etwas kostet, ist nur ahnbar; vieles muß ja aus der Erinnerung heraufgeholt werden.
Er bringt uns Friedland in einem, dem Stadtplan vorausgehenden Artikel in Erinnerung. Freuen wir uns also wie immer auf unseren Heimatboten, mit dessen Hilfe wir nun erneut durch unser liebes Friedland wandern werden.
Von Erica Mannstaedt-Kallert
Kurze Beschreibung
Stadtgründung 1325, 1925 war die 600-Jahrfeier. Der Ort lag reizvoll von Bergen umgeben rechts und links des Steine-Baches, - im Volksmund gen. die Baache. Nur nach So bedingt durch die weiterfließende Steine, war das Tal geöffnet. Eine weitere Begrenzung bildete die Reichsgrenze. Der mittlere Ortsteil mit dem Ring, dem Rathaus und den Kirchen lag aufsteigend immer höher am Hang des Kirchbergs, 541 m über /M., der Ring 500 m. Im allgemeinen Sprachgebrauch gliederte sich der Ort in 3 Teile, ab der Meier-Bächer-Brücke das Niederdorf, das Stadtgebiet und ab der SALZMANN Brücke das Oberdorf (auch Alt-Friedland genannt). Das Städtchen hatte so ca. 5000 Einwohner. Kirchengemeindlich gehörten die Dörfer Rosenau, Raspenau, Göhlenau und Hof-Göhlenau, Neudorf, auch Schmidtsdorf mit dem Fuchswinkel u. Blitzengrund dazu. Zur katholischen Gemeinde gehörten auch noch Görbersdorf, Langwaltersdorf und Reimswaldau. Bis 1918 grenzte die Gemarkung an das Königreich Böhmen, im Kaisereich Österreich-Ungarn. Ab 1918 an die neu gegründete C.S.R. Tschechoslowakei. Bis 1918 waren diese Gebiete nur von Deutschen bewohnt und ab 1918 wurden diese Gebiete samt den Menschen zwangsweise vertschechisiert. Das weitere Schicksal ab 1945 ist bekannt.
Die Berge
Im Norden bis Osten lag, wie eine Mauer, das gesamte Waldenburger Bergland. Das Bergmassiv der "Hohen Heide" 851 m. Der südliche, niedere Teil war die Kl.-Heide oder Kirchlehne. Hinter der große Heide, genannt Fellhammer war anschließend der Gebirgsstock "Die Wildberge" 836 m. Zwischen Heide und Storchberg zwängte sich die Steine in Richtung Friedland. Hier war nur Platz für die Straße, den Fluß und die Bahn. Auf der hohen Heide nahe Langwaltersdorf gab es noch ein Hochmoor und die wunderlichen "Windlöcher" (geologische Spalten). Ständig kam es warm heraus, ringsherum war alles, auch bei größter Kälte, grün. Man konnte sich beim Schifahren die Hände wärmen. Vor längeren Zeiten konnte man angeblich sogar weit hinabsteigen. Das wunderlichste aber war: man hörte die monotonen Geräusche stampfender Maschinen, der Wasserpumpen der Gruben von Fellhammer und Lässig. Bei einem Schulausflug 1922 (da war ich 9 Jahre) erzählte uns der Lehrer: hier bewegt sich die Erdachse und jedes Jahr würden hier einige Fässer Schmieröl hinein geschüttet, damit die Achse nicht heiß laufe oder gar stehen bleibt. Schrecklich, ich war noch oft bei diesen Löchern und habe sogar Neugierige hingeführt. Rechts vom Steinetal war der Gebirgsstock vom Storchberg 840 m. Anschließend weiter gen. NO und Osten die "Görbersdorfer Berge", der Buchberg 900 m, der Heidelberg (der Höchste) 936, der rote Stein, der Schirlichköppel, der Affenstein, das dürre Gebirge und noch andere entlang der Grenze bis zum Ruppersdorfer Spitzburg 879 m. Im Süden zog sich, vom Hohen Stein aus, über Göhlenau bis ins Böhmische die Buchen-Lehne. Im Westen, ab Hoher Stein, der Lättigberg, der Spitzberg, Rosenberg 694 m, die Zwerg-Stuben.
Die Steine
Sie entspringt am Schwarzen-Berge 848 m bei Dorf Steinau (Nördl. von Reimswaldau). Sie durchfließt das Dorf, die Siedlung Krickwiese, Langwaltersdorf, Schmidtsdorf, Friedland und Hof-Göhlenau. Danach geht sie über die Grenze nach Halbstadt Braunau Mittel-steine, hier geht sie wieder auf deutsches Gebiet zurück und mündet bei Glatz in die Glatzer Neisse. Nebenflüsse, mehr Bäche, sind der Freudengraben von Görbersdorf kommend, und der Gabelfluß, der am Westrand der Kleinen-Heide entspringt und im Niederdorf in die Steine mündet. Viele kleine Bächlein, als Wasserzulieferer, seien hier nicht erwähnt. "Die Baache" war eigentlich ein ruhiges Gewässer, im Sommer oft wenig Wasser führend, zum Leidwesen der anliegenden Müller. Ins Gegenteil verkehrte sich alles bei plötzlicher Schneeschmelze, bei starken Gewitter- oder Dauerregen. Die Steine wurde zur Katastrophe, sie schwoll an, trat über die Ufer, überschwemmte alles und riß wegen des starken Gefälles alles mit sich fort, was ihr im Wege war (1938). Mitschuld hatte auch die geologische Bodenbeschaffenheit. Der Lehmboden konnte derartige Wassermengen nicht einsickern lassen. - Lieblich und romantisch war das Gabelflußtal besonders hinter dem Kirchberg in den späten Sommerabendstunden, wenn die Glockentöne der Trautliebersdorfer Kirche herüber drangen.
Trinkwasserversorgung
Da war Friedland schlecht dran, - das war auch geologisch bedingt -. Hauptlieferant war die Quelle im Holzgrund hinter Neudorf. Da die Quelle genau auf der Landesgrenze lag, gab es nach 1918 Streit mit den Tschechen. Die Rohrleitung zum Hochbehälter auf der Pfeifferschanze hatte ganz wenig Gefälle, sie versandete öfter. Das Niederdorf wurde von den Brunnen an der Merkelsdorfer Straße, nähe der Grenzlandsiedlung mit einem alten Holzrohrsystem versorgt. Stadtbaumeister LANGER, der sich auch mit der Wünschelrute verstand, stellte nun eine tiefer liegende Wasserader von der kleinen Heide kommend bis in Richtung Kolberei fest. Diese Ader hatte man auf dem Gelände der Turnhalle in 40 -60 m Tiefe angebohrt und eine Pumpstation besorgte das Wasser auf der Pfeifferschanze. Vorsorglich hatte die Stadt auch die ergiebige Blitzengrundquelle gekauft, auch Schmidtsdorf sollte angeschlossen werden, aber daraus wurde nichts mehr.
Die Bahnstrecke
(Amtliche Bezeichnung Nieder Salzbrunn - Halbstadt).
Sie war eingleisig und "elektrisch" betrieben. Ab dem Langwaltersdorfer Tunnel hatte sie starkes Gefälle in Richtung Fellhammer, jedoch noch mehr in Richtung Friedland Halbstadt. Sie kreuzte im Bhf.-Fellhammer die zweigleisige, elektrische Hauptstrecke Breslau (Freiburger Bahnhof) - Königszelt - Freiburg - Waldenburg-Dittersbach - Fellhammer - Hirschberg - Lauban - Görlitz. Ab hier gings "mit Dampf" weiter in Richtung Dresden oder Berlin. Auf "unserer Strecke" wurden viel Versuchsfahrten durchgeführt. Ein Triebwagenzug, elektrisch, den die Russen nicht brauchen konnten, fuhr noch jahrelang hier Nürnberg-Altdorf, sogar noch mit dem Lockführer von Daheim.
Anmerkung: Dies ist sicherlich ein Irrtum: Die Sowjets haben alle in Schlesien vorhandenen elektrischen Lokomotiven und Triebwagen beschlagnahmt und abtransportiert. Nur jene Triebfahrzeuge, die rechtzeitig in den Westen überstellt werden konnten, vermochten zu entrinnen. Hierzu gehörten u. a. drei Garnituren der Baureihe ET 87, die später noch einige Jahre im Vorortverkehr Nürnberg eingesetzt worden sind.
Quelle: Horst J. Obermayer: Taschenbuch Deutsche Triebwagen. – Stuttgart: Franckh’sche Verlagshandlung, 1973, S. 89.
Information erhielt ich freundlicherweise von Georg Schwach.
Die Straßen
Als erste sollte wohl die Schweidnitzer Straße genannt werden, denn sie allein führte nach der Kreisstadt Waldenburg und danach weiter in Richtung Breslau. Vom Ring ausgehend ging sie über Schmidtsdorf, - beim Blitzengrund Abzweig nach Görbersdorf -, weiter über den schwarzen Grund, Nieder-Waltersdorf (sogen. Puschhäuser) bis ans Dorfende von Langwaltersdorf. Ab hier ging sie nur über hohe Berge und zwar geradeaus über den "alten Hahn", sanft ansteigend, über Dorf Althein nach Dittersbach und Waldenburg. Links ab gings über den "neuen Hahn" steil aufsteigend, und danach abfallend über Dorf Neuhain nach Neu-Waldenburg. Im Walde vor Neuhain Abzweig nach Fellhammer und Gottesberg. Der dritte Abzweig in Langwaltersdorf führte über das hoch gelegene Reimswaldau, Reimsbachtal, Weistritztal nach Schweidnitz.
Die Braunauer Straße: Sie ging über die "Fürstentümer" am Anfang von Göhlenau (Schule) vorbei über Hof-Göhlenau zur Landesgrenze, Neusorge, Halbstadt, Braunau.
Die Landeshuter Straße: Früher hieß sie noch Rosenauer Str. Sie ging vom Ring aus bei der Freibadeanstalt vorbei bis zum Krullteich, hier Gabelung, ab hier die Merkelsdorfer Straße Zollhaus Grenzlandsiedlung, Hoher Stein, daselbst die Landesgrenze mit neuem Zollhaus Merkelsdorf Adersbach-Wekelsdorf oder Richtung Trautenau. Ab der Gabelung ging die Landeshuter Straße weiter über Rosenau, Abzweig nach Raspenau und Schömberg, nach Trautliebersdorf. Am Dorfanfang, bei der Kirche Abzweig nach Kindelsdorf. Am Dorfende Abzweig nach Konradswaldau. Die Straße führte weiter über Görtelsdorf, Neuen-Kloster-Grüssau nach Landeshut.
Die Neudorfer Straße: Sie ging von der Mitte der Heldstraße aus, unter der Bahn durch, Neudorfer-Höhe, Neudorf. Ab hier ging sie in einen einfachen Fahrweg über zur Landesgrenze nach dem Dorf Wiesen.
Die große Kirchstraße: Vom Ring führte sie zu den Kirchen und Friedhöfen. Ab den Pastorenhäusern war sie einfacher Fahrweg, Abzweig zum Heideweg und den Schrebergärten. Am Ende des neuen katholischen Friedhofs "Gabelung". Geradeaus gings nach der Heide und auch nach Konradswaldau. Linksweg gings im Gabelflußtal zum Kuhstall und der Waldheimstätte. Durch "den Grund" ging der Weg nach Trautliebersdorf und Grüssau.
Als wichtigste Verbindungsstraßen möchte ich hier anführen die Heldstraße, die vordere und hintere Bahnhofstraße, die Krullstraße, die Pestalozzistraße. Beinahe vergessen: Die obere und die untere Steinestraße. Alle weiteren sind von weniger Bedeutung.
Der Kirchberg
Er ist es wert, daß auch über ihn ein paar Zeilen geschrieben werden. Er war das naheste Naherholungsgebiet der Friedländer, ganz und gar mit gepflegten Anlagen, Bänken und Wegen versehen. Wege und Bänke gab es auch an der Rückseite bis ins Gabelflußtal und darüber hinaus bis in das Waldgebiet des "Kuhstalls". An höchster Stelle stand die Kirchberg-Baude 541 m mit angebautem Pavillon für die Stadtkapelle (PESCHKE) Wirtsleute: Familie HÜBNER. Im Sommer genügend Freisitzmöglichkeit. Daneben hatte man, so ca. 1935, einen hölzernen Aussichtsturm errichtet, verfehlt, denn auch von da oben konnte man die "Schneekoppe" nicht sehen. Die Rosenauer und Raspenauer Berge versperrten die Sicht. Die schönste Aussicht bot sich auch ohne Aussichtsturm in Richtung SO Halbstadt, das Falkengebirge mit dem Hutberg und Braunauer Stern, die Heuscheuer und der Habelschwerdter Kamm, und bei guter Fernsicht, besonders im Winter, bis zum Glatzer Schneeberg mit seinem Aussichtsturm.
Ein Gedenkstein erinnerte an den "Schöpfer der Kirchberganlagen" Josef ELSNER .. der Verschönerungsverein 1902. Oberhalb der Kirchen, auf extra hergerichtetem Platz stand auch das Kriegerdenkmal, ein umstrittenes Objekt. Der nackte tote Krieger in den Armen seiner Mutter wurde immer wieder von den Kriegerwitwen bei Gedenkfeiern mit Kränzen verdeckt. Das Material war Raspenauer Sandstein, der sich bald unansehnlich mit Grünalgen überzog. Die Namen der Gefallenen waren in drei schrägstehende Steinplatten eingemeißelt. Am 1. Mai erschallte vom Kirchberg aus schon früh beizeiten die Schallmeienkapelle der K.P.D. über die Städt. Kapellmeister: "der dicke ULBER"? Nach dem Lied: Der Mai ist gekommen kam auch gleich "die Internationale" laut und kräftig. Wir Jungen machten dann unsere sogenannten Maiküren. Früh beizeiten nahm man sich eine Decke und ließ sich von der aufgehenden Sonne bescheinen. Ein besonderes Fest war die Sommersonnenwende. 23. Juni, Johannes und die Johannesfeuer. Die Stadtkapelle spielte von 20.00 - 22.00 Uhr. "Die Kleinen" trugen Lampions, alles war auf den Beinen. Wir Jungen hatten unsere "Stänkerbüchsen", langes Doppeldraht zum schleudern in die Luft. In den Büchsen wurden trockenes Gras und kleines Astzeug verbrannt. Bald sah man überall auf den Bergen aufleuchtende Feuer bis weit ins Böhmische hinein.
"Der Kuhstall"
ein Waldgebiet mit Schluchten zog sich vom Gabelflußtal in Richtung Rosenau hin. In früheren kriegerischen Zeiten hatte man sich hier mit dem Vieh versteckt, aber auch 1945 suchte man hier noch Sicherheit. Ich habe ca. 1925 bei einer Abforstaktion der Stadt noch 2 verfaulte und halbeingefallene "Versteckschächte" gesehen, die vorher noch abgedeckt und überwachsen gewesen sein müssen. Am Ostrand des Kuhstalls in einer bewaldeten Schlucht lag die sogenannte "Waldheimstätte", eine soziale Einrichtung der Stadt für die Kinder während der großen Sommerferien. Die Kinder der Bauern wurden sowieso zum Ernteeinsatz gebraucht. Man versammelte sich am Ring und unter Führung von Junglehrer MÜLLER oder LANGE, auch Fräulein waren dabei, zog der Schwarm über die Kirchstraße zur Waldheimstätte los. Am Eingang stand gut abseits, einfach überdacht, eine "Feldküche" (Gulaschkanone). Auf einfachen Tischen gabs hier Mittagessen. Weiter hinten war eine Baracke und eine Liegekolonade für plötzlich eintretendes schlechtes Wetter. Liegestühle und Decken waren vorhanden. Auf der Spielwiese wurde gesungen, getanzt und auch ganz einfaches Theater gespielt. Die Lehrer oder die Fräulein spielten Gitarre. Am Abend zog der Schwarm wieder heimwärts bis zum nächsten Tag. Alledem was ich hier angeführt habe, machten die Nazis nach 1933 ein brutales Ende.
Nahe der Baude war auch das sogenannte "Rondel", ein halbkreisförmiger Aussichtspunkt. Auf dem Geländer waren Tafeln angebracht Berge und Orte waren angegeben und mittels der aufgedruckten Pfeile konnte man auch deren Richtung anvisieren.
Erwähnen möchte ich auch hier noch die Felsenstädte Adersbach und Wekelsdorf. Sie lagen zwar über der Grenze, im Böhmischen, 6 und 9 km von Friedland entfernt, aber der größte Besucherstrom kam aus Deutschland und da ging alles über unser Städtchen. Am Rathaus gabs die Tagesgrenzausweise für 50 Pfg. Das gesamte Felsengebiet, alles Sandstein, war ca. 4 x 6 = 24 qkm groß. Nur ein kleiner Teil war für die Führungen mit Wegen, und Treppen begehbar gemacht worden.
Die Adersbacher Felsen lagen freier, ihre Felsgebilde waren schon von weitem sichtbar. Hauptattraktion war der vor der Felsenstadt liegende Badeteich, die Kahnfahrt und der Wasserfall. Anders die Wekelsdorfer Felsen, sie lagen versteckt und eng, schon am Eingang glaubte man ein Gefängnis vor sich zu haben. Die Führer versammelten nun ihre "Schäflein" vor den Eingängen am Echoplatz.
Trompetenbläser und Böllerschießer sorgten hier für ein 7 - 11-faches Echo. Die Hauptattraktion der Wekelsdorfer Felsen war der Dom, ein Felsendom angeblich 60 m hoch. Der Führer versammelte nun sein Häuflein im Dom und gebot "Ruhe". Auf einmal ertönten Orgeltöne und feierlich erklang das Lied: Großer Gott wir loben dich. Wie gebannt schaute ein jeder nach oben und suchte die Orgel, jedoch es war nichts zu sehen.
Der Führer ermunterte die Leute, man suchte wieder nach der Orgel, doch wieder vergebens. Doch nach Verlassen des Domes kam auch des Rätsels Lösung:
Die Orgel stand außerhalb des Domes und ihre Töne wurden mehrmals an Felswänden umgelenkt und kamen so in den Dom. Die Orgel, ähnlich einer Rummelplatz-Orgel war wetterfest abgedeckt, ein Mann betätigte mittels einer Handkurbel ein großes Schwungrad (Wie bei früheren Wäschemangeln). Im gesamten Felsengebiet gabs die besten und größten Blaubeeren. Zur Erntezeit kamen sogar Frauen aus der Waldenburger Gegend, mit Kinderwagen, Wasserkannen, Eimern und Proviant für wenigstens 2-3 Tage. In Felshöhlen blieb man über Nacht. Das waren "die Grubaweiber". Mittels einer kleinen industriellen Anlage an der Mettau wurde der Felsensand zu Edelputz für Fassaden verarbeitet. Da war auch der WEIß Herbert mit dem Spitznamen "der Herr Fabelhaft" in Fa. Spedition K. WEIß, Friedland beteiligt.
An dieser Stelle endet mein kleiner Rückblick auf unsere Heimatstadt Friedland. Es folgen auf den Seiten 1 - 18 - wie schon in der Märzausgabe angekündigt - eine Zeichnung mit Benennung und Beschreibung vom Stadtkern Friedland (siehe diesen Stadtplan).
Benennungen und Beschreibung der Straßen und Häuser zu der Zeichnung Seite 16 + 17:
Nr. 1 Ring,
Nr. 2 Landeshuter Straße und Große Kirchstraße,
Nr. 3 Schweidnitzer Straße,
Nr. 4 Braunauer Straße,
Nr. 5 Heldstraße,
Nr. 6 Neudorfer Straße,
Nr. 7 Kleine Kirchstraße,
Nr. 8 Liebichstraße,
Nr. 9 Gartenstraße,
Nr. 10 Einfacher Fahrweg nach der Heide,
Nr. 11 Korsave Gasse,
Nr. 12 Pestgasse,
Nr. 13 Obersand,
Nr. 14 Niedersand,
Nr. 15 Brauberg,
Nr. 16 Am Malzhaus,
Nr. 17 Am Schafberg,
Nr. 18 Am Kletterberg,
Nr. 19 Hutmachergasse,
Nr. 20 Schremmergäßchen,
Nr. 21 Bergmann Gasse,
Nr. 22 Fahrweg nach dem Kirchberg,
Nr. 23 Am Kirchberg,
Nr. 24 Das Tilchberglein.
Karteneintragung Nr. 1
Der Ring
Häuser am Ring nach den Hausnummern - alle Gebäude waren Geschäftshäuser und Wohnungen zugleich.
1. Das Rathaus mit seinen zwei Eingängen. in einem Trakt war bis 1921 die Katholische Volksschule untergebracht. Danach wurde alles zu Wohnungen umgebaut.
2. Im linken Flügel befand sich die Polizei und die Stadtverwaltung. Im großen Hof das Polizeigefängnis und darüber die Wohnung vom Wachtmeister IRMER. Gegenüber befand sich die Freibank.
3. Kreissparkasse mit den darüberliegenden Wohnungen der jeweiligen Bürgermeister, BRENNECKE, WEFELSCHEID, KUBATZ, ehrenamtlich KNOBLICH und BERGER. Auch die Besitzerin des Hauses, Frl. BARTHEL hatte dort ihr Heim.
4. Gärtnerei WILHELM. Herr Wilhelm war auch Betreuer und Totengräber am evangelischen Friedhof. Am Ring Nr.2 wohnte Heinrich TILCH und Emilie SAGNER, seine Mutter. Haus-Nr. 3/4 Hermann BÜRGELT, Kraftfahrer.
5. Schuster PRUSCHA, Geschäfte von der Buchhandlung JAHNZ und Textilien mit Handarbeiten der Damen THOMAS.
6. Haus vom Lehrer SCHOLZ, mit Geschäft vom Uhrmacher THYROLF.
7. Bäckerei ERBEN, die das Geschäft später aufgaben.
8. Hotel "Weißes Roß". Besitzer Wilhelm HUNATHEY. Die dazu gehörende Kutscherstube, die von der Familie TILCH bewirtschaftet wurde, hatte ihren Eingang an der Landeshuter Straße
9. Gemüsehandel ENGLER - HOPPE.
10. Drogerie Alfons RINGEL, vorm. Textilien THOMAS.
11. Bäckermeister BÜRGEL.
12. Gasthaus "Zur Deutschen Krone" und Fleischerei KUNZE - KITZIG.
13. Herrenkonfektion TSCHERSICH, (ehemals Kaufhaus SCHMIDT).
14. Hotel "Schwarzer Adler = Stammlokal des Kriegervereins. Besitzer: Gustav RAUER, später Familie WERNER. Im Hause befand sich außerdem das Eisen- und Lebensmittelgeschäft der Familie Ernst HEINZEL.
15. Fahrrad und Schmuck-Uhrengeschäft KUPSCH.
16. Fleischerei Artur SENS.
17. Drogerie Carl ILCHMANN mit Lebensmittel und Fotoabteilung. Letztere wurde von Sohn Kurt betrieben. Im Haus das Obst- und Gemüsegeschäft von Frau MÜLLER und Sohn. In der oberen Etage die Praxis von Dr. DUBIEL
18. mit Hinterhaus. Darin befand sich die Gaststätte: Stadtbrauerei KASTNER, das Süßwarengeschäft ZENKER-KÜGLER, WARENHOLZ, MICHAEL und später der fesche Putzmacherladen von Frau HINDEMITH. In diesen Häusern waren mehrmalige Veränderungen bei Besitzern und Pächtern und
19. wie vor
20. Fleischerei LEUPOLD.
21. Gasthaus "Zum Grünen Baum". Karl LANGERs Fleischerei, vorm. SCHLEICHER.
Im 1. Stock das Kino von Frau SCHNAPPKE, später SCHUBERT.
22. Lebensmittelgeschäft TILCH, später SCHUBERT.
23. Kaufhaus KRAUSE, Textilien aller Art.
24. Hermann, danach Konrad WALTER, Buchhandlung, Schreibwaren.
Im Hinterhaus, nahe der Kleinen Kirchstraße Buchdruckerei "Friedländer Wochenblatt"
Im Hause: Bäckerei KLENNER.
25. Otto STEPHAN, Lebensmittel, Eisenwaren, alles für den Haushalt, Landwirtschaft und Bau. Später: NETTA.
Im Hause: Buchhandlung, Schreibwaren Alfred AMSEL.
26. Ehem. Gasthaus "Silisia" und zwei Läden: Schuster POHL und Frisör KRÄMER.
27. Das Handelshaus RITSCHE. Eigentlich das Gottfried SCHMITTsche Haus, denn 1660 wurde es von dem Leinenhändler Christof SCHMIED oder seinem Sohn Johann erbaut. (Die Namensschreibweise der Familie wechselte mehrmals.) Es war das schönste Haus in der Stadt. Es befand sich ein Eisenwaren- und Haushaltsgeschäft darin. Später das Radio und Elektrogeschäft der Familie WIRTH.
Karteneintragung Nr. 2
Die Landeshuter und die Große Kirchstraße
mit ebenfalls laufenden Nummern.
Vom Ring aus: rechte Seite.
1. Das POSER Haus, später FELLMANN.
2. Lebensmittelgeschäft Otto ILCHMANN, genannt der oberste Ilchmann.
(Anmerkung von Guenter Boehm: Hier wohnten wir während der Polenzeit 1946-1948.)
4. Dachdecker MEICHSNER.
5. Konfektionsgeschäft BLÜMEL, später Leder-KRAUSE.
6. Das Erbenhäuschen, vorher Seilermeister MENZEL
7. Bäckerei MÜLLER.
8. Tischlerei BERGMANN, mit hinterer Werkstatt, später WEHNER-Tischler.
9. Ofensetzer Wilhelm KRAUSE.
10. Gebrüder HÜBNER, Malermeister und Ladengeschäft.
11. Isedor HECHT, Destille, Hersteller der berühmten Deutschmeister-Liköre.
12. Kupferschmied G. WEISE, auch sanitäre Installation.
13. Haus SCHÖNE mit Blumengeschäft und rückwärtiger Gärtnerei.
Frau Schöne war Hebamme.
14. Hotel "Schlesischer Hof" Großer Saal, Kutscherstube, mehrmaliger Besitzerwechsel, zuletzt Familie Karl TRAUTVETTER.
15. Königlich-Preußisches Amtsgericht, mit Wärterwohnung und Gefängnis.
Amtsrichter KEMPA. Beamte: HOMOLLA, GOIHL u.a.
Landeshuter Straße
vom Ring aus links
1. Kleines Häuschen mit Werkstatt und Farbenlager der Gebr. HÜBNER.
Oben: Wohnung der Fam. SCHÖBEL.
2. Wohnhaus Besitzer Familie GURSCHKE (Gurschke-Mühle-Simonides - bei den
Fürstentümern), hier wohnten wir =(Fam. SPISKE) viele Jahre.
3. Sattlerei Martin HUHNDORF.
4. Kohlenhandlung WILHELM, später Karl GLÄSER.
5. Städtisches Haus, Mütterberatung, Lungenfürsorge, soziale Einrichtungen und
Altenfürsorge.
Einige Wohnungen.
6. Villa Dr. BLEISCH. Das Haus ging später in den Besitz des Zahnarztes Dr. CYGANEK über.
Die Große Kirchstraße
Karteneintragung Nr. 2
vom Ring aus linke Seite, laufende Nummern.
1. Königlich-Preußisches, privilegierte Stadtapotheke GENSERT.
2. Katholisches Pfarrhaus, Pfarrer Alfred BIENERT.
Kapläne: SCHULZE, BEDNARA, MOSCHNER und TIETZE.
3. Kantorhaus, ganz früher Katholische Schule.
Wohnung oben von Rektor und Kantor A. FLEISCHER, danach Kirchendiener LEPPERT.
4. Kath. Kirche mit altem Friedhof.
Betreuer: Totengräber LEPPERT.
In den unteren Räumen ein Jugendtreff.
5. Evangelisches Pastorenhaus.
Pastoren: ZENKER, HILDEBRANDT und LANGER.
6. Evangelisch Kirche. Abriß ca. 1980.
Dahinter der Friedhof.
Große Kirchstraße
vom Ring aus, rechte Seite
1. Schneider PAUSE.
2. Sattlerei Carl HUHNDORF
3. Schuster WANKA
4. NABROZKY-Haus. Vormals Carl HUHNDORF. Später Frisör SCHWENK.
5. Stube STIFT, ein städtisches Gebäude. Hier befand sich z.Z. der großen Arbeitslosigkeit, ca. 1930, das Arbeitsamt.
6. Evangelisches Pastorenhaus. Pastor SAUER und HORLITZ.
Im unteren Teil der Konfirmandensaal und die Kirchenverwaltung.
Karteneintragung Nr. 3
Die Schweidnitzer Straße
vom Ring aus: linke Seite mit laufenden Nr.
1. HYKEL-Hutgeschäft.
2. Singer-Nähmaschinengeschäft (Familie OPITZ)
3. Handschuhmacher FRÖHLICH. Er wurde vom Blitz erschlagen.
Später wohnte Familie BREZEZINKA darin.
4. Elektro- und Radiogeschäft PFEIFFER.
5. Konsum. Im Krieg dann Feinkostgeschäft HERZIG.
6. Haus Kaufmann KÖRNER, später Lebensmittel HERZIG.
Ferner: Buchhandlung, Buchbinderei und Schreibwaren Max MANN.
Im oberen Stockwerk die Vereinsbank.
7. Haus SEILER mit Seilerwerkstatt im langen Rückgebäude.
8. Schuhmacher MIRUS.
9. Besitzer des Wohnhauses war Spediteur WEIß, seine Mutter wohnte darin.
Unten ein Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft der Familie SIGULA, später ORTNER.
10. Gasthof "Zum Frieden" Besitzer: Familie JOHN.
11. Molkerei LUDEWIG.
12. Zwei Häuser des Beamten-Wohnungsverein.
13. Hier lebte die alte Frau LAUBSEB, eine Wahrsagerin und Gesundbeterin.
Später die Familie MAIWALD.
Schweidnitzer Straße
Vom Ring aus: rechte Seite, mit laufender. Nr.
1. MÖLLERs Cafe zur Burg, Gold- und Schmuckwarengeschäft EXNER.
Im Haus Rechtsanwalt HOFFMANN und Zahnarzt Dr. CYGANEK.
2. Bäckerei KRAUSE, später LASSAK, ebenfalls der Schuster FRENZEL und Zigarrengeschäft ZENTNER.
3. Kürschnerei JOHN.
4. Damenkonfektionsgeschäft Paul WEICHENHAIN.
5. Zigarrengeschäft SCHMITT und Gemüseladen der Frau WEIßER.
6. Bäckerei FRÖBRICH.
7. Photograph Eugene DE PLANQUE. Vater und Tochter, die ihr Atelier in der 1. Etage hatten.
Unten war das Geschäft an Frau RICHTER als Hutsalon vermietet. Die de Planques hatten noch eine Filiale in Görbersdorf.
8. Die Post.
9. Korbmacher KATZOR, später Frisör GOHL.
10. Ofensetzer Alwin OPITZ.
11. Haus WEIßER-GAUGLITZ.
Karteneintragung Nr. 4
Die Braunauer Straße
vom Ring aus: rechte Seite, mit laufender Nr.
1. Eckhaus: Früher Bäckerei BLODAU,
Geschäft mit Bunzelgeschirr und Schuster HÄSLER.
2. Kindergarten der Katholischen Schwestern.
3. Landwirt TILCH I.
im Haus Praxis und Wohnung von Dr. LANGER.
Die Braunauer Straße
vom Ring aus: linke Seite.
1. Eckhaus. Es gehörte der Familie JUST und wurde von einem Breslauer, namens
VETTER erworben. Er verpachtete das untere Geschäft an Frau DEICHSEL und
somit entstand das Ringkaufhaus. Ein voriger Pächter hieß JABLONOWSKY.
2. GALLER´s Gaststätte, Restaurant und Tanzdiele.
3. Klempner KRAUSE mit Geschäft: Haushaltsgeschirr aller Art.
Im Hinterhaus die Werkstatt.
Früher Ida WEIß, Zigarren und Zigaretten.
4. Fleischerei BÖHM, später KNOBLICH.
5. Bäckerei BACHMANN, Konditorei und Cafe´
6. Wohnhaus WACHE, MÄSER, im Hinterhaus HEINZEL-SCHNEIDER.
7. Katholische Volksschule mit Zeichensaal und Aula.
Rektor FLEISCHER, Lehrer SPERLING, HÜBNER, SCHOLZ und Frl. ARLITT.
8. HUHNDORF Schmiede.
9. SCHARF Schmiede.
10. Mangel-ILCHMANN
11. Tischler ILCHMANN
12. Gasthof "Zum Anker" Besitzer: Familie JÄCKEL
Karteneintragung Nr. 5
Die Heldstraße
Von Süd nach Nord linke Seite, mit laufenden Nr.
1. RUSCHEWEY-Stellmacher.
2. HÜHER Schmiede, mit Tankstelle und Reparaturwerkstatt.
3. Das HALLITSCHKE Häusel.
4. Ehemalige Schmiede.
5. Holzscheune des früheren Landwirts UNGER (Niedersand).
In Folge einer Brandstiftung brannte sie in einer der Neujahrsnächten (1927/28 oder 29) genau zum Neujahrsläuten und Rufen nieder.
Prosit Neujahr, Feuer!!! Ein interessantes Schauspiel, denn die Feuerwehr war nicht mehr nüchtern.
6. BEYER Schmiede.
7. BEYER, Helmut.
8. Zwei Häuser d. E. W. Schlesien, Bezirksmonteure KROHE und TAU.
Die Heldstraße
Rechte Seite
1. Spedition KAMMEL.
2. Kohlenhandlung ZEUNER, später KNOBLICH.
3. Landwirt KÜNZEL?
4. Evangelische Volksschule mit Neubau gehobenen Klassen 1 - 4.
5. Landwirt TILCH, genannt Schultilch.
6. Wohnhaus des Beamtenwohnungsvereins.
6.a Textilfabrik WACHE und HEINRICH.
7. Fa. August GROßER, Baugeschäft, Sägewerk und Bauschreinerei. Die Firma August Großer, Inhaber Otto MÄSER, Heldstraße 11, bestand bis zum 8.Mai 1945.
8. Landwirt KÜNZEL.
9. Villa PLANERT.
Karteneintragung Nr. 6
Neudorfer Straße
1. Gasthaus "Zum Gerichtskretscham" und großes Wohnhaus von Robert MAY.
2. Haus PLÜSCHKE, Elektroingenieur.
Tierarzt MEIER, späterer Besitzer der Landwirt HEINZEL aus Niederfriedland.
3. W. HUNATHEY, Bierverleger.
Bauer KÜNZEL.
4. Feuerwehrgerätehaus.
Karteneintragung Nr. 7
Die Kleine Kirchstraße
ab Große Kirchstraße, Große alte Buche.
1. Ofensetzer Alfred KRAUSE.
Im Haus befand sich der kleine, elegante Frisörsalon seiner Frau.
2. JUNG Schmiede. (Anmerkung von Guenter Boehm: Hier wohnte mein Grossvater Hermann FISCHER).
Gegenüber die Druckerei der Firma Walter (Friedländer Wochenblatt.)
3. Mangel-JÜLKE.
4. Schlossermeister ELSNER.
Karteneintragung Nr. 8
Die Liebichstraße (Öfters auch fälschlicherweise Liebigstraße geschrieben)
Von der Landeshuter Str. aus. Linke Seite.
1. Laden der Molkerei NEUGEBAUER und Frisör MÜLLER.
2. BEER-Schneider.
3. Sattler PUSCHMANN.
4. TREUTLER Schuster, daneben der Hof vom KITZIG Fleischer.
5. Wohnhaus, Besitzer KITZIG.
6. Wohnhaus MERKEL.
Liebichstraße
Rechte Seite.
1. GÄRTNER Fleischer.
2. Klempner DAVID und Molkereibetrieb von NEUGEBAUER. (Hier wohnten wir, Familie Fritz BÖHM, 1930-1946. Mein Geburtshaus)
3. Haus des Malermeisters VEIT.
4. Wohnhaus der Familie HÜBNER.
5. Wohnhaus der Familie SCHÄL und daneben die Werkstatt von Tischlermeister PETERS.
Karteneintragung Nr. 9
Die Gartenstraße
1. Gärtnerei WALTER.
2. Haus Heimat.
Karteneintragung Nr. 10
Ein einfacher Fahrweg nach der Heide und hinter den Kirchberg zur Waldheimstätte.
Auch Fußweg durch den Grund nach Trautliebersdorf und Grüssau.
Karteneintragung Nr. 11
Die Korsave-Gasse
1. Wohnhaus der Fam. KORSAVE, früher Kohlenhandlung.
2. Wohnhaus des Radfahrhändlers ELIAS, der am Ring unter der ERBEN Bäckerei
seine kleine Werkstatt hatte.
Karteneintragung Nr. 12
Die Pestgasse
Sie stellt die Verbindung zwischen der Landeshuter und der Braunauer Straße her. Hier wurden angeblich die Pestkranken über die heutige Gartenstraße zum Friedhof gebracht.
Karteneintragung Nr. 13
Der Obersand
ab Braunauer Str.
1. Haus des Stellmachers ILCHMANN.
2. Das HELLER-Häusel. Ehem. Kramladen.
3. Tischler VOGT.
4. Haus TWERDY.
5. Haus ELSNER.
6. Oswin FEIST - Musiker.
7. Haus vom Glasermeister SCHINDLER.
8. Das PULITZ-Haus.
Karteneintragung Nr. 14
Der Niedersand
ab Braunauer Straße laufende Nr.
1. Schuster HLAWATSCHKE.
2. Briefträger KAHL.
3. Mühlenbauer FEIST, WITTIG, später BERGMANN.
4. FABEL Haus und LÖFFLER Schuster.
5. Rottenführer BERGMANN.
6. Ehemaliger Landwirt UNGER.
7. Wohnhaus JARMER Schneider.
8. Blaudruckerei, Färberei und Reinigung von Max KÜHN.
9. "Heldstift" - evangelischer Kindergarten und Schwesternschaft.
10. Tischler WIELAND.
11. Wohnhaus der Familie TAUCH.
12. Maler TANNERT.
Karteneintragung Nr. 15
Der Brauberg
ab Braunauer Straße, linke Seite. Eckhaus KUPSCH.
1. Schneidermeister HEINZEL.
2. Bäckermeister GÜTTLER, später RADIG mit Café.
3. Zigarrenmacher NIXDORF.
4. Musiker Franz FEIST.
5. Schuhmacher SEIFERT.
6. Das alte Brauhaus.
Rechte Seite
1. Hinterhaus zum Ringkaufhaus.
2. Tischler WEHNER.
3. Konrad und Ernst WIESNER, beide Schlossermeister.
4. wie vor
4a. Das bezaubernde Häuschen der Muttel HÜBNER.
5. Bäckerei BRAEUER, später BERGER.
6. Tischlerei SCHOLZ.
Karteneintragung Nr. 16
Am Malzhaus
1. Wohn- und Fabrikkomplex der Fa. PABEL, Textilfabrik.
2. Tischler ELSNER.
3. Gasthof "Zum Weißen Schwan", Familie LEDER. (Anmerkung von Guenter Boehm: Hier wohnten meine Eltern Ende der 20iger Jahre. Geburtshaus meines Bruders.)
Karteneintragung Nr. 17
Der Schafberg
Nr. 18. Der Kletterberg mit Wohnhaus SENS
Nr. 19. Die Hutmacher Gasse.
Nr. 20. Die SCHREMMER Gasse mit Schuster Schremmers Haus und Wohnung der Familie PRÖCHL.
Nr. 21. Das BERGMANN Gässchen.
1. Wohnhaus der Fam. BERGMANN.
2. und der Familie IHMIG.
Nr. 22. Fahrweg auf den Kirchberg.
Nr. 23. Am Kirchberg. Familie CICHON. Gegenüber das Wohnhaus.
Am Lindenweg befand sich ein Gedenkstein über die Volksabstimmung Oberschlesien 1921.
1. Gärtnerei STAUDE, später SUHR.
Nr.24. Nicht vergessen sollte auch das "Tilcha-Bargla" sein. Hier war das Schlittenfahrer-Paradies der kleineren Jugend. Unter lautem Geschrei vergnügte sich hier die kleine Schar. Ein jeder auf seine Art und Weise. Man fuhr auf dem Bauch liegend oder rückwärts auf dem Schlitten den kleinen Huckel hinunter, auf großen Schlitten, aber auch auf kleinen Pritschen.
Benennungen und Beschreibungen der Straßen und Häuser zu Zeichnung Seite (17).
Gezeichnet nach einem Meßtischblatt 1 : 25 000, 7 x vergrößert, 1 km = 28 cm.
Quelle: 7/89
Zur Stadtbezeichnung Nr. 2
Karteneintragung Nr. 10
Verlängerung der Großen Kirchstraße
1. Feldscheune
2. Anzweigung zum Heideweg mit Wohnhäusern zu den Schrebergärten und zum Fußweg nach dem Oberdorf.
3. Der neue Katholische Friedhof
4. Die Leichenhalle
5. Haupts. Fußweg durch den alten Grund nach Trautliebersdorf, Kindelsdorf, Görtelsdorf, Ort und Kloster Grüssau.
6. Der Petroleumschuppen. Dieser Weg führte weiter zur "Kleinen Heide", doch vorher Abzweigung nach Kornradswaldau, zur "Großen Heide", vorher war der Wanderweg unter Umgehung der Wildberge nach dem kleinen Ort Vogelsang, nach Altlässig, Fellhammer und Gottesberg. Von der Hohen Heide Abstieg über die Schlüsselwiese nach Langwaltersdorf.
Der Kirchweg
ist auf dieser Zeichnung ganz dargestellt, jedoch sehr klein. Es konnten nur einige Wege, Bäume und Bänke aufgezeichnet werden. Bei der Bank (Dreieck mit Punkt) hinter dem Kirchberg war zum gegenüber liegenden Wald ein schönes Echo. Weiter unten am Gabelfluß wurde das Wasser gestaut und das war dann unser erstes Freibad. Gleich daneben der damals übliche Wäschebleichplatz der Hausfrauen. Am Weißen Berg (Kreis mit Punkt) war die sogenannte Hasenhöhle, unser tägliches Skigebiet im Winter. Eine steile Abfahrt und ein nicht behinderter Auslauf.
Sichtbarkeit der Schneekoppe.
In den niederen Höhen war die Schneekoppe nur an zwei Stellen zu sehen (Punkt mit Kreuz), nämlich am Weg zur Heide und am Fiebigberg (auf den höheren Bergen sowieso).
Der schönste Fernblick war von der Katharinenhöhe, 713 m über den Schmidtdorfer Ortsteil Fuchswinkel. Steil war der Aufstieg, aber er lohnte sich. Die Katharinenhöhe war auch der höchste Punkt des Brehmer-Parks. (Dr. Brehmers Heilanstalten-Görbersdorf). Der Gipfel schmückte eine Kapelle im gotischen Stil ganz aus Holz mit Ziewerk und gen Westen eine Aussichtsveranda. Von Brehmer-Park aus gepflegte Wege zum Aufstieg. Von hier aus hatte man die schönsten Aussichten auf das gesamte östliche Gebirge, wie: Landeshuter Kamm, Grüssau, Schmiedeberger Paß, Schwarze Koppe, das Rehorngebirge, die böhmischen Berge, südöstlich davon bei Trautenau, Schatzlar, Trautenbach, Rabengebirge, bis nach Adersbach, da gesamte Bobertal mit Liebau und das Ziedertal mit Schömberg.
Zurück zum Friedländer Stadtplan.
Karteneintragung Nr. 3
Die Schweidnitzer Straße
ab Beamtenhäuser, linke Seite
1. Wohnhaus HANN
2. Café RÖSNER - Steinebrücke
3. BÜRGEL-Schmiede
Rechte Seite:
1. Gärtnerei-KNOPP
2. Schlosserei BITTNER, später KUDE
3. Das HLAWATSCHKE Häuschen und wieder die Steine-Brücke
Karteneintragung Nr. 14
Die Obere Steinestraße
1. SALZMANN, Fabrik, später RICHTER
2. NIEPEL, Getränkehandel CAROW
3. Tischlerei Anton SCHUBERT, später Fritz SCHUBERT
Karteneintragung Nr. 15
Die Hochstraße
1. Haus vom Maler RICHARD
2. Haus vom evangelischen Küster MEY
3. Gut vom Stadtrat DEUSE
Weitere Beschreibung von der Hochstraße in der nachfolgenden Stadtzeichnung.
Karteneintragung Nr.5
Die Heldstraße
Weiter ab PLANERT
10. Landwirt Ernst FLADE, Martha Flade genannt Mädel-Flade.
11. Landwirt FLADE, genannt Kohlen-Flade.
Alle anderen Gebäude und Fabriken, bis fast zur Salzmann-Brücke, siehe Großblatt, mittlerer Ortsteil.
Benennungen und Beschreibungen der Straßen und Häuser zur Zeichnung Seite 19.
Gezeichnet nach einem Meßtischblatt 1:25 000,7 x vergrößert
1 km = 28 cm zur Stadtzeichnung Nr. 3
Quelle: WHB 8/89
Karteneintragung Nr.15,
Die Hochstraße
Bei der Hochstraße sind ab Gehöft vom Stadtrat DEUSE keine genauen Hauseintragungen möglich. Trotz eifrigen Recherchierens ist es mir gelungen, die Namen zu erforschen. Ich nenne daher die Besitzer der Höfe.
Heinrich KRAUSE,
Wilhelm DEUSE,
Haus Sonnenblick,
Bes. Prok. SCHMIDT,
Karl KNOBLICH,
Gustav HOFFMANN,
Ernst BEUTEL,
Ernst WÜRFEL,
Ernst HOFFMANN,
Gottfried LUDWIG,
Ernst KAMMEL,
Karl GLÄSER,
11. Heinrich TILCH, Brandmeister,
12. Das KRAMER-Häuschen (auch Ziegen-Kramer genannt.)
13. Landwirt Karl LUDWIG, ehem. Brandmeister.
Hierbei sei gleich noch die neue Papierfabrik erwähnt. Ihre zwei Schlote waren auch jahrelang ein Wahrzeichen von Friedland. Wann der Abriß erfolgte, ist mir nicht bekannt. Auf dem großen Schlackenhaufen hatte später Herr FRIEMEL sein Wohnhaus und der Lagerplatz der Fa. FRIEMEL & WEIß, Straßen und Tiefbau.
Karteneintragung Nr.13
Obere Steinestraße
Ab SCHUBERT-Tischler.
4. Zimmerpolier Fritz KNOBLICH,
5. Villa BARTSCH (Landjäger GADEGAST)
6. Die alte Papierfabrik, wurde später Wohnhaus.
7. Tischler KEYDANA,
8. Neues Wohnhaus, Besitzer nicht bekannt
9. Wohnhaus und Schmiede GLÖTSCH
10. Landwirt KNOBLICH,
11. Wohnhaus vom Sattlermeister HUHNDORF und daneben das Bahnwärterhäuschen.
Karteneintragung Nr.14
Der Schmidtsdorfer Kirchsteg
Beginn bei der Schweidnitzer Straße.
Gasthaus zur Sonne
1. Wohnhaus der Stadt,
2. Landwirt FRIESE,
3. Drei große aneinander gebaute Häuser, genannt die Kaserne, mit Bäckerei MATZKER und Fleischerei JUNG.
4. Haus der Familie ANSORGE
5. Bierverleger STIERAND und
6. Haus der Familie STILLER.
Karteneintragung Nr.3
Die Schweidnitzer Straße links,
Anschluß an die BÜRGEL-Schmiede.
4. Stadtwohnhaus
5. Gasthof Zur Sonne, Besitzer ILCHMANN und im Haus die Fleischerei KITZIG.
6. Fabrikkomplex der Weberei SPOHN. (früher Seidenweberei)
7. Villa ZIMMER, später Baugeschäft BECKER.
Rechte Seite ab Steine-Brücke
4. Wohnhaus und Geschäft von FEIGE.
4a. Das SEIDEL Gut. Gehört angeblich zur Flachsfabrik
5. Wohnhaus und Stellmacherei RUSCHEWEY,
6. Gut KÄRGER.
7. Spedition und Kohlenhandlung der Fa. WEIß.
8. Jugendherberge mit Familie KADUR.
9. Flachsfabrik von MEYEROWITSCH, später HOFFMANN.
Karteneintragung Nr.16
Die vordere Bahnhofstraße
4b. Stadtwohnhäuser (Kantor ILCHMANN, Frl. ARLIT)
4c. wie vor
1. Bahnhofshotel von Familie BERGER
2. Personenbahnhof
3. Güterbahnhof.
4. Wohnhaus von Bahnmeister KALISCH.
Karteneintragung Nr.17
Die Hintere Bahnhofstraße
1. Fa. MÖCKEL, danach Holzhandlung und Sägewerk HITSCHFELD.
2. Wohnhaus, Besitzer nicht mehr bekannt. Das Bahngleis an dieser breiten Seite diente hauptsächlich zum Ausladen von Kohlen und Flachs.
Unser Friedländer Postamt
Als eines der wichtigsten Gebäude unseres Städtchens kann man wohl "die Post" bezeichnen, ein schönes Bauwerk an der Schweidnitzer Straße. Unten links befand sich der Schalterraum, in dem immer lebhafter Publikumsverkehr herrschte. Links vom Paketschalter die Schließfächer, rechts die beiden Schalter für Geldsendungen, Einschreibbriefe u. a. Jenseits der Schalter die übrigen Amtsräume. An den Paketraum schloß sich zum Hof hin eine Rampe an, über die die Pakete in den Postwagen verladen wurden (dieser wurde von der Spedition Weiß gestellt - Postillion war "der kleine Wittwer"), der sie zur Bahnpost weiterbeförderte. Im ersten Stockwerk befand sich die Postmeisterwohnung.
In den Diensträumen herrschte immer Betriebsamkeit, die Zeugnis ablegte von dem regen Fleiß der Bewohner unserer Stadt und der dazugehörenden Dörfer, dem emsigen Schaffen in Industrie, Handel und Gewerbe. Damals war noch alles auf die Beförderung durch Post und Bahn abgestellt, hier lief alles zusammen, hin und her.
Der Amtsleiter des Postamtes, Herr Max KLEINER, hatte den früheren Oberpostmeister Bruno KIOSKE abgelöst, der nach Oberglogau ging. Beide Herren waren sehr tüchtige Chefs, die ihre Arbeit verstanden und sich für diese und für ihre Leute bestens einsetzten. Das ergab eine gute Zusammenarbeit und Einsatzfreudigkeit zum Wohle aller. Herrn Kleiner zur Seite standen Anton SCHROLL und Erna HEROLD. Die Zeitungs- und Rundfunkstelle versah die HILTMANN Trudel (jetzt Frau WEBER). Den Schalterdienst taten in den letzten Jahren vorwiegend junge Mädchen und Frauen (SCHMIDT, Hildegard, KUHN Lenchen, SIMONIDES Trautel, Frau WAGENSCHWANZ). Sie wurden mit allen Kunden bestens fertig, ob diese nun ebenfalls freundlich oder gelegentlich auch mal weniger freundlich ankamen. Nur abends mußte die Kasse stimmen! Gab es mal einen Fehlbetrag, mußte er aus der eigenen Tasche ersetzt werden, evtl. Überschüsse wurden eingezogen, daran hat sich bis jetzt nichts geändert.
Am Paketschalter taten die Beamten FRANZ Fritz, LÜCK Paul, HERRMANN Reinhold Dienst. Hier ging es heiß her, wenn die Firmen auflieferten. Die Großauflieferer hatten ihre festen Tage, die von den übrigen Paketauflieferern respektiert wurden. Im Briefabgang und der Paketzustellung waren die Beamten MÜLLER Oskar, SCHOLZ Hugo, HENTSCHEL Alfred tätig. Diese sechs Beamten versahen auch abwechselnd die Paketzustellung und den Nachtdienst. Dieser begann damit, daß die letzte abgehende Briefpost fertiggemacht und weitergeleitet wurde. Danach war zu prüfen, ob Türen und Fenster verschlossen waren. Wenn dann alle evtl. eingegangenen Telegramme und Telefonate erledigt bzw. weitergeleitet waren, durften sie ruhen.
Friedland bekam Anfang der dreißiger Jahre eine moderne Fernsprechanlage zum Selbstwähldienst, eine tolle Errungenschaft! Bis dahin mußten alle nachts gewünschten Gespräche vom Nachtdienst hergestellt werden. Für die Wartung der neuen Anlage war Herr DITTRICH kompetent.
Bevor am Morgen der Betrieb richtig begann, war die Frühpost eingetroffen. Als ersteswurde die Post für die Schließfächer aussortiert und verteilt. Nun konnte der Schalterraum geöffnet werden. Damit war der Zugang zu den Schließfächern freigegeben. Schon früh am Morgen holten viele Geschäftsleute ihre Post selbst ab. Gleichzeitig kamen die "Stifte" der Firmen. Wir kannten damals den Begriff "Azubi" (Auszubildender) noch nicht und fanden nichts Anstößiges daran. Zudem paßte ein Monatssalär von 10,-- RM (so bei mir) wohl zum "jüngsten Stift", stand aber doch in keiner Relation zu einem "Azubi"! Erst später war die übrige Post verteilt und die Briefträger (so wurden sie genannt) eilten mit ihren vollen, schweren Taschen aus dem Amt, ihren Zustellbezirken zu.
Die Zusteller für die Stadtbezirke (Papa STAMPE, WITTWER Karl, GERTLER Ernst, REIMANN Helga) hatten an Briefpost, Drucksachen, Zeitungen, Päckchen genug zu schleppen, Haus für Haus, treppauf und treppab. Die Paketzustellung erfolgte gesondert. Als Anfang dieses Jahres bei uns an mehreren Tagen die Postzustellung wegen hohem Schnee bzw. Glatteis ausfiel, habe ich zurückgedacht, konnte mich jedoch nicht erinnern, daß mein Vater und seine Kollegen während der langen Dienstzeit mal "schnee- oder eisfrei" hatten, was beweist, daß bei uns in Friedland halt immer gutes Wetter war!
Dem Wetter täglich ausgeliefert waren besonders die Landzusteller (HEINZEL Paul, HERRMANN Karl, Frl. SCHOLZ, BERGMANN Emil, ILCHMANN Albert), die, nachdem sie ihre Post aussortiert hatten, erst mal einen längeren Anmarsch in Kauf nehmen mußten, ehe sie ihrer Tasche Stück für Stück entnehmen und in die richtigen Hände geben konnten. Eine im Sommer besonders schöne Tour war Schmidtsdorf. Auf den Briefträger warteten die schönen Privathäuser, die Handwerksbetriebe, kleine Pensionen (Frau Bohnenstengel), aber auch die Firmen wie Holz-Gläser und Wäscherei FUNKE; der Fuchswinkel, vom Sägewerk STECKEL über den WEIKERT-Hof (mit der wunderschönen Heimatstube) bis rauf zum WITTWER-Bauer; der Blitzengrund mit seinem "Krug zum Grünen Kranze" und den gepflegten Häusern, die z.T. das ganze Jahr über Kurgäste aufnahmen. Waren diese Täler "durchwandert", ging es in Richtung Görbersdorf, dem "Schlesischen Davos", zum Marienhaus und weiter zum "roten Haus" und den "Puuschhäusern". Die gute Luft immer gratis und franko - ohne Kurtaxe -, aber halt auch bei Hitze, Regen, Schnee und Sturm.
War die Tasche leer, ging es zurück zum Postamt zum Abrechnen. Erst wenn für die zugestellten Geldbeträge, Einschreibbriefe, Pakete der Nachweis erbracht, Zeitungs- und Rundfunkgelder u. a. m. abgerechnet waren, galt die Tour als beendet. Eine kürzere Tour war die nach Neudorf. Hier gab es, ausgenommen die Häuser KAERGER und HEINKE, fast nur private Post.
Die Gehöfte und Häuser lagen nicht so weit auseinander. Die Dorfstraße teilte sich etwa bei der Schule, führte links an die tschechische Grenze oder beim KAMMLER-Bauern rüber auf die andere Straße und auf dieser zurück. Diese Tour war in kürzerer Zeit geschafft. Dafür gab es für den Zusteller dann noch Bahnhofdienst oder Briefkastenleerung. In der nächsten Woche ging es dann nach Göhlenau. Für diese Tour fiel besonders viel Post an, denn hier gab es beachtliche Firmen. Der Zustellbezirk begann an den "Fürstentümern", einer kleinen Ansiedlung zwischen Friedland und Göhlenau. Den Namen gab das "Gasthaus zu den Fürstentümern". Davor das saubere Anwesen vom DEUSE-Bauern, gegenüber ein paar Wohngebäude und weiter, in die Felder hinein, der BEIER-Bauer, der zwar zu Neudorf gehörte aber näher an dieser Tour lag, ebenso der ILCHMANN-Bauer ein Stück weiter. Hinter dem Gasthaus, malerisch zwischen "Steinbach" und "Kolbebusch" gelegen, die imposante GUSCHKE-Mühle, Besitzer: Familie SIMONIDES. Die leistungsfähige Mühle hatte ihren Kundenstamm nahe und fern, so konnte ein entsprechender Postanfall nicht ausbleiben.
Weiter ging es die Chaussee entlang bis zur Schule, in der die Lehrer auch wohnten. Dann kam Hof Göhlenau. Gleich rechts das große Anwesen de Familie Fritz HANKE mit der Fritz Hanke GmbH, Holzrollo- und Jalousien-Fabrik, und der Firma Fritz Hanke & Co die mit ihren keramischen Buntdrucken die Porzellanfabriken des In- und Auslandes belieferte. Diese Firmen gehörten mit zu den besten Postkunden nicht nur des Postamtes Friedland, sondern darüber hinaus des ganzen Kreises Waldenburg. Sie lieferten Woche für Woche am Mittwoch und Sonnabend Hunderte von Paketen aus, versandten und
empfingen unzählige Postsendungen aller Art und hatten ihren Anteil daran, daß das Postamt Friedland bei der OPD (Oberpostdirektion) als Goldgrube galt. Obwohl die Briefpost früh aus dem Schließfach abgeholt wurde, gab es für den Briefträger täglich noch viel zuzustellen: Einschreibe- und Geldsendungen u. a. Post an Briefangehörige von diesseits der nur wenige Meter entfernten Grenze. War der Briefträger hier fertig, wurde ihm das hintere Tor geöffnet, damit er gleich die Werkswohnung und anschließend den Fürst v.Pleß'schen Gutshof mit Försterei bestellen konnte.
Dann ging´s weiter im Ortsteil Hof Göhlenau bis zur Firma Gebr. WALZEL, deren Bleiche sowohl auf der deutschen wie auf der tschechischen Seite ihre Betriebstätten hatte. Den Schluß machte das deutsche Zollamt, ein Blick nach "drüben", wie der "böhmische Wind" weht, und auf der Chaussee ging es zurück bis zur Schule, über die "Steine" und hinauf ins Dorf. Hier rechts und links der Dorfstraße bergauf und bergab zu den einzelnen Gehöften, Handwerksbetrieben und Wohnhäusern. War das Tal durchmessen und oben am Waldesrand angelangt, die Tasche leer, dann ging es zurück (im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter mit Rodel), Abrechnung im Amt und der Feierabend war bestimmt redlich verdient.
Im letzten Bezirk - Rosenau und Raspenau - lagen die Verhältnisse wesentlich anders. Da gab es keine Fabriken wohl aber enorme Entfernungen, bei denen das Fahrrad teilweise mehr Übel als Helfer war. Erst ging der Weg zur Grenz1andsiedlung und zum "Hohen Stein". Nachdem die deutsche Baude und das Zollamt bedient waren, ging es rechts auf einem schmalen Fußsteig hart an der Grenze entlang Richtung Rosenau. Bei gutem Wetter (ohne schweres Gepäck) ein herrlicher Spaziergang. Aber es gab nicht nur Sommer in Schlesien (wie es in dem schönen Buch heißt, das der Horst Erdmann Verlag, Tübingen, herausgab). Im Winter z. B. sah man dem Schnee ja nicht an, ob er preußisch oder biehmsch war. Da ist wo so mancher Neuling in Biehmscha gelandet und hat zeitraubende Verhöre und Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen, bevor er seine Tour fortsetzen konnte.
Die Zustellung in Rosenau-Raspenau war das reinste "Trimm dich", denn es ging immer hübsch bergauf - bergab, mal links mal rechts. Regelmäßige Postkunden waren in Rosenau Stein-KRAUSE, in Raspenau der Bildhauer DUBOIS, Steinmetz TSCHÖRTNER und die KASPER-Mühle, die wunderschön unweit der Grenze lag und im Sommer und Winter mit ihren leckeren Quorkschnieta einlud.
Bleibt noch festzuhalten, daß vom Postamt Friedland drei bis vier Linienbusse eingesetzt wurden.
Regelmäßiger Linienverkehr bestand von Friedland über Görbersdorf nach Waldenburg und zurück, nach Grüssau und zurück. Im Sommer fuhr ein Bus zu den berühmten Felsenstädten Adersbach und Wekelsdorf. Ein Bus stand den Görbersdorfer Patienten für Sonderfahrten zur Verfügung. Es war immer ein besonderer freundlicher Gruß, wenn uns auf einem Spaziergang ein Postbus begegnete oder uns überholte und auf einmal ertönte das Postsignal.
Das war einmal!
Berichtigungen und Ergänzungen sind jederzeit gerne willkommen!
Bitte an: forschung (at) boehm-chronik.com
Quelle:
Waldenburger Heimatbote
(für das Internet überarbeitet: Karl-Heinz Tschirner)