Böhm-Chronik




Auszüge aus der Dorf-Chronik von Langwaltersdorf

(von Ernst Wirth)



"Wann unser Heimatdorf entstand, läßt sich nicht genau feststellen. Es wird angenommen, das im zwölften Jahrhundert Reisende von Friedland her sich einen Weg durch das Steinetal entlang bahnten, um den Verkehr von Freiburg - Waldenburg nach Friedland und Braunau aufzunehmen. Der Weg von Friedland nach Schweidnitz ging schon über Görbersdorf, den Freudengraben - Oberreimswaldau, Steinau über die sogenannte Hecke nach Lehmwasser und weiter. Unsere Gebirgsgegend war eine rauhe, undurchdringliche Wildniß. Bären und Wölfe waren deren Beherrscher. Die Leute mochten nicht aus dem bedeutend fruchtbareren und wohnlicheren Flachlande in das rauhe Gebirge gehen. Nur hie und da waren schlechte Wege. Eben ein solcher war der zuletzt ganz vergeßene Weg nach Schweidnitz. Vielleicht haben sich dann welche an dieser neuen Straße angesiedelt und sind dann hier geblieben. Es ist auch möglich, das zu Kriegszeiten, vielleicht während der Mongoleneinfälle die Bewohner des Flachlandes in das undurchdringliche Gebirge flüchteten und hier Schutz vor Verfolgung fanden. Vielleicht ist da und dort als der Krieg zu Ende war und die Flüchtlinge zurückgingen, manch einer geblieben, hat sich eine Hütte gebaut und sein Leben als Jäger oder sonstwie gefristet. Es kamen immer mehr dazu. Es wurde an günstigen Stellen Wald gerodet, Felder angelegt und nach und nach bildete sich ein Dorf.

Eines ist bestimmt: Um das Jahr 1400 war Langwaltersdorf schon ziemlich gut angebaut und bevölkert. Die Einteilung der Grenzen und Bauernfluren war schon ziemlich dieselben wie zuletzt noch war. Die Grundherrschaft hatte ihren Sitz auf dem Hornsberg oder Hornschloß bei Reimswaldau. Die Leute waren Leibeigene des Grundherren. Sie waren natürlich alles Christen. Doch die Diener der Religion scheinen es mit ihren Ämtern und Pflichten nicht allzugenau genommen zu haben. Es traten macherorts Reformatoren auf, die teils die Religion verbeßern oder eine Änderung derselben erstreben wollten. ...Johannes Huß, eines Predigers an der Bethlehemskapelle und Professors der Universität zu Prag. Dieser hatte besonders in Böhmen sehr viele Anhänger. Aber auch natürlich viele Feinde. Trotz des ihm vom Kaiser Siegismund zugesicherten freien Geleites, gefangen und am 6.Juli 1415 zu Cöstinitz verbrandt. Sein Freund Hyronimus von Prag erlitt dasselbe Schicksal.

Hußes Anhänger, zu welchen bereits ganz Böhmen zählte, waren aufs äußerste erbittert über diese, an ihren Lehrern verübte Gewalttaten. Sie griffen zu den Waffen und begannen 1420 den furchtbaren Hußittenkrieg welcher bis 1436 dauerte. Die katholischen Schlesier zogen ihren bedrängten Glaubenbrüdern in Böhmen zu Hilfe und mordeten und plünderten auf das Grausamste. Aus Rache fielen 1426 die Hußitten in Schlesien ein..."


Soldaten plündern einen Bauernhof, um 1620
"Die evangelischen Geistlichen waren hier und auch in Friedland: Bis 1568 Jacob Hoffmann ..."

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648)

"Im Jahre 1681 hatte Waltersdorf ein neues Schöppenbuch erhalten. ... Urb.Nr.2 Kaspar Hoffmann. War auf 10 Thlr. gesteuert (kaiserl.) Zinset 12 Gulden und 1 Henne. Hatte 3 Ackertage, Spinnet 4 St. flächsern Garn, gibt Jagdgeld 9 Gld., Robothgeld 1 Thlr. 7 Gld. 6 Heller. Thuet Schloß und Gemein Fuhren. Die Schloßfuhren bestanden in der Regel aus Bauholz, Steine, Bretter pp. nach Fürstenstein oder fürs Vorwerk zu fahren."

1742 "...Am 6.Februar erhielt das hiesige Kirchenkollegium vom Herrn Grafen die Nachricht, das er Herrn Christian Rebnisch aus Schweidnitz zum Geistlichen für hiesige Gemeinde bestimmt habe. Derselbe wurde am 23.Februar zu Breslau ordiniert. Auf Befehl des Herrn Grafen hatte dieser Ordinazion der Scholz Friedrich Kammler und der Gerichtsgeschworene George Schäl (Anmerkung: meiner Mutters mütterlicher Linie) beizuwohnen. Am 5.März wurde der neue Pastor dann von den beiden letztgenannten von Schweidnitz abgeholt und traf am Abend dieses Tages in Waltersdorf ein. Zu seinem Empfange hatte sich die ganze Gemeinde versammelt. Bis zur Erbauung des Pfarrhauses wohnte der junge Geistliche im Gerichtskretscham."

"Am 17.März 1753 starb der Gärtner (Urb. 27) und frühere Bauer George Schäl. Derselbe war wohl der beste Bauer im Dorf zu seiner Zeit. Auch stand er im Gemeindewesen als Gerichtsgeschworener und im Kirchen Vorstand an leitender Stelle. Er stammte aus Konradswaldau und hatte 1721 die Witwe Dorothea Fiebig geheiratet und auch das Bauerngut Urb.10 übernommen und bald das zuletzt noch stehende Wohnhaus gebaut. 1734 kaufte er noch das Bauerngut Urb.4. Dem neuen Bethaus vermachte er ein Legat von 450 Mark zur Anschaffung einer neuen Glocke. Diese wurde aber erst 1842 gekauft und stand auf der mittelsten Glocke sein Name. Sein Stiefsohn Gottfried Fiebig trat 1742 ins preußische Heer . Seine Stieftochter heiratete den Nachbarssohn Gottlieb Koppe. Diese hatten ihm wohl Vorhaltungen wegen dem Legat machen wollen und hatte sich mit ihm etwas entzweit. Denn für 450 Mark konnte man damals ein kleines Bauerngut kaufen. Eigene Kinder hatte George Schäl wohl nicht. 1751 kaufte er noch den Großgarten Urb.27. Außerdem schenkte ihm der Grundherr ein Stück Aue, weil er 'manch heruntergekommenes Bauerngut wieder hochgebracht und viel neugebaut habe'. Auf diesen Großgarten baute er auch ein neues Haus. Der erste Ehemann der Frau Dorothea Schäl, verwiwete Fiebig, der Bauer Georg Fiebig war beim Holzfahren zu Tode gekommen und hies bis zuletzt ein Weg in den Niederpüschen 'der Fiebig-Jargs-Weg'..."

"1803 am 8.Februar starb der Bauer Gottfried Hoffmann aus Görbersdorf im Alter von 63 Jahren. Es war dies mein Ur-Urgroßvater
(Anmerkung: Ernst Wirth)..."

"... Pfarrhaus und Schule wurden durchgehend renoviert. Am 30.September 1816 wurde der neuernannte Kantor Samuel Gottlieb Grundmann in sein Amt eingeführt."

"Schon 1819 war das Waldenburger Gebiet vom Kreise Schweidnitz abgezweigt und selbständiger Kreis geworden."

"1823 ... In diesem Jahre hatte mein
(Anmerkung: Ernst Wirth) Urgroßvater Johann Gottfried Wirth aus Bögendorf kommend, das Bauerngut Nr. 20 hierorts gekauft. Der Kaufkontrakt datiert vom 16.Mai. ... Bei einer Prügelei wurde Gottlieb Bergmann aus Raspenau so zugerichtet das er starb. Der Gastwirt, dem das Gericht deswegen Unannehmlichkeiten machte, erhing sich kurz darauf."

"1830 am 6.August kam der Kronprinz und nachmalige König Friedrich Wilhelm IV mit seinem Gefolge von Salzbrunn durch unser Dorf und fuhren über Friedland, Adersbach, Trautenau nach dem Riesengebirge. In hiesiger Schölzerei erwartete der Landrat Graf Rechenberg die Herrschaften. Auch wurden hier frische Reisepferde vorgelegt."

"Am 2.März 1837 starb der Kantor Samuel Gottlieb Grundmann im Alter von 45 Jahren."

"1846 war ein sehr zeitiges Jahr. Ende August waren sogar bei uns im Dorf die meisten Bauern schon mit der Ernte fertig, dieselbe aber sehr gering. Die Kartoffeln waren zwei Drittel verfault. Die Folge davon war 1847 eine sehr große Teuerung. Ein Sack Korn (160 Pfund) kostete 10 bis 12 Thaler. Viele Leute konnten sich kaum noch mit Wurzeln und Pferdefleisch nähren. Die geringe Ernährung brachte wieder gar schlimme Krankheiten mit sich. Besonders war der Typhus in unserem Dorf arg. Auch am Nervenfieber, dieser damals so verbreiteten und gefürchteten Krankheit starben etliche Leute. So gleich Anfang Januar zwei Geschwister Klein. Zu allem Unglück war 1847 auch noch eine sehr geringe Ernte. Doch noch viel verderblicher als die geringen Ernten waren die von Frankreich herüberkommenden revolutionären Bewegungen für unser Volk. Ja sogar in unseren sonst so friedlichen Gebirgsdörfern fing es zu gähren und zu brodeln an. Man war mit den Anordnungen der Obrigkeit nicht mehr einverstanden. Und mit den Steuern und Abgaben war man erst recht nicht einverstanden. Ja man ging sogar soweit und forderte die Vorlegung der Kirchenkassenbücher. Es wurden an den Pastor in Betreff seiner Amtshandlungen die unmöglichsten Ansinnen gestellt. Sein Gehalt wollte man kürzen. Ihm und dem Kantor das Deputatholz entziehen und vieles andere mehr. Einer der Hauptanführer schien ein Reimswaldauer, der noch in späteren Jahren berüchtigte Satans-Fischer gewesen zu sein. Auch einige hiesige Weber beteiligten sich. In Waldenburg war es sogar mehrmals zu Unruhen gekommen..."

"1856 ... Das fünfjährige Söhnjen des Schuhmachers Böhm war auch im Brunnen ertrunken..."

"1857 am 27. Januar feierte das Bauer Gottfried Hoffmannsche Ehepaar in Görbersdorf ihre goldene Hochzeit. Von Sr. Majestät dem König wurde dem Paar eine Jubiläumsbibel geschenkt. Es waren dies meine Urgrosseltern, meines Vaters Mutter Eltern."
(Anmerkung: Meines Grossonkels 2.Grades, Martin-Linie).

"1874 am 1. Oktober bildete man die Standesämter... Bisher waren diese Eintragungen nur in den Kirchenbüchern erfolgt. ... Manche Bauern hatten indeßen neue und schöne Wohnhäuser, Scheunen und Wirtschaftsgebäude gebaut. Auch die Gastwirte suchten sich zu verbeßern. Das nach dem Schölzereibrande von Julius Großer neuerbaute Gasthaus erwarb der Braumeister Adolf Scholz, der nun eine neue Bierbrauerei einrichtete und auch ein neues Brauhaus baute. Das bisherige Brauhaus hinter dem Teich benutzte er nur noch als Scheune. Auf dem Grundstück der abgebrannten Scholzenmühle baute Scholz einen großen Eiskeller mit Räumen für Lagerbier und Eisbehälter. Den Gasthof "zum Becher" hatte man mit Tanzsaal gebaut, die "Stadt Wien" vergrößerte sich und baute Ende der siebziger Jahre einen großen Tanzsaal zu ebener Erde. Alle aber hatten schöne und geräumige Gastställe, da besonders die vielen Fuhrleute aus dem 'Kaiserlichen' häufig über Nacht blieben. ..."

"1883 brannte die Scheune des Bauern August Martin
(Anmerkung: Mein Urgrossvater grossmütterlicherseits) hierorts ab. Martin baute auch wieder auf. Er war erst wenige Jahre vorher aus Wüstegiersdorf zugezogen und ein Bruder meiner (Anmerkung: Ernst Wirth) Großmutter. ..."

"Zur Bewältigung des nun im reger werdenden Nahlastverkehrs taten sich allerorts Fuhrunternehmen und Speditöre auf. In Waldenburg z.B. die Firmen Kammel, Bruschke, Kirchner später Ruh. In Dittersbach die Firmen Müller, Alex, Tschersich, Leupold, Petau und andere. Außerdem hatte jede Fabrik und auch jede Grube eine Unmenge Pferdegespanne laufen. Die Gruben hatten auch Untertage viele Pferde.
Mittagsrast vor einer Poststation
Die blieben solange wie sie verwendungsfähig waren in der Grube. Es waren gut eingerichtete Ställe unter Tage. Die Pferde wurden gut gefüttert und gepflegt und arbeiteten auch schichtweise. Und dann die vielen Droschkenkutscher, meist Einspanner. Die hielten auf den bestimmten Droschkenhalteplätzen, hatten jeder eine Nummer und fuhren der Reihe nach. Wieder zurückkommende schloßen sich hinten wieder an. Ein Postwagen fuhr täglich zweimal vom Bahnhof Dittersbach nach Langwaltersdorf und brachte die Post. Auf zurückzu nahm er die eingegangene wieder mit. Ein langjähriger Postfahrer hieß Ölkrug. Der letzte, bis 1911 hieß Rösner.

Und viele Pferde wollten Futter haben. Die Bauern des Kreises waren nicht im Stande soviel zu erzeugen. Es mußten daher Unmengen eingeführt werden. Tagtäglich kamen ganze Wagenkolonnen aus der Friedländer- und besonders aus der
Braunauer Gegend mit Hafer, Heu und Stroh beladen. Auf zurückzu wurde Kohle mitgenommen. Auf dem Heu und Strohwagen wurden Kasten aufgebaut und der Kohlenwagen war fertig. Nur die Langholzwagen kamen leer zurück. Die Gastställe der "Stadt Wien", "Krone", "Brauerei", "Becher" und auch vom "Storchberg" waren jeden Mittag und jede Nacht mit Pferden voll besetzt. Die Fuhrleute schliefen nachts durchweg mit im Stall. Und ein Betrieb war da in den Gasthäusern. Denn was so nebenbei mit über die Grenze geschmuggelt wurde, verhandelte man mittags und abends. Die Bauern und Fuhrleute aus dem Braunauer hatten wirklich gute und schöne Pferde und auch durchweg gute Wagen und sauberes Geschirrzeug mit sehr vielen 'Rusen' (blanke runde Meßingplatten). Aus unserer Gegend fuhren Sommerzeit die Droschken mit Ausflüglern in die Adersbach- und Weckelsdorfer Felsen und im Winter zum 'Weine'.

Langwaltersdorfer beteiligten sich weniger am Fuhrwesen. Einige Bauern fuhren nebenbei Holz. Entweder auf eigene Rechnung oder für einen Holzhändler."


Trachten aus dem
Waldenburger Bergland
"1897 war wiederum ein gutes und ziemlich zeitiges Jahr. Am 22.März ward allerorts, so auch bei uns, der 100.Geburtstag des Kaisers Wilhelm I mit Fackelzug (wir Jungen - Anmerkung: Ernst Wirth - natürlich immer feste mit) Zapfenstreich, Kommers und Tanz gefeiert. Der alte "Böhmaschuster" hatte auch mitgefeiert. Als er nach Hause gehen will, fällt er in den damals noch offenen Mühlgraben, unterhalb der Fürleschmiede und ertrinkt. Die bei Militär dienenden Soldaten hatten eine Erinnerungsmedaille erhalten."

"... Auch mein Vetter August Hoffmann in Friedland hatte eine Handstrichziegelei mit Schirmofen und habe ich
(Ernst Wirth) 1906 als wir den neuen Kuhstall bauten noch Ziegeln daraus geholt. Hoffmann hatte kurz darauf seine Ziegelei stillgelegt."

In der Chronik folgt eine Aufstellung nach Hausnummern und einzelnen Grundstücken des Dorfes Langwaltersdorf (Stand 1945).

Namensbezogene Auszüge aus der Aufstellung:

"... Haus Nr. 18, Ernst Wirth (Anmerkung: Mein Grossonkel 2.Grades). Unsere Heimat. Zweistöckiges Wohnhaus, maßiv 1842 von dem Bleicher Benjamin Langer erbaut. Remiesen hatte ich neu erbaut. Auch 1928 einen neuen Schweine- und Pferdestall. 1943 die Scheune untermauert und einen Keller darin angelegt. War ursprünglich über 80 Morgen groß. Bei der Bildung der Viehweide verkaufte der damalige Besitzer, der Gemeindevorsteher Heinrich Ilchmann die gesammte Wirtschaft an die Weide. Die Felder hinter der Wolkenbrust wurden als Weideland angelegt und die Felder vor der Wolkenbrust nebst dem danebenliegenden Rest des ehemaligen Mahlichgutes, zusammen 30 Morgen erwarb ich 1911. Von meiner Väterei in der Krickwiese kaufte ich 16 Morgen und pachtete später vom Gastwirt Lipsch 24 Morgen (Kirchberg und Wasserwerkwiese), so das ich zuletzt 70 Morgen hatte.
Ursprünglich hatte dieses Bauerngut die Urbarium Nummer 2. Besitzer war 1680 Kaspar Hoffmann, 1770 Samuel Wagner. Sehr oft hatte auch dieses Gut den Besitzer gewechselt. Zu einer Zeit hatte man es mit Kalkbrechen versucht. Oben am Kamm der Wolkenbrust hatte man im Tagebau die Steine gebrochen, der Kalkofen stand auf einer ebenen Fläche unweit Heilmanns Grenze, etwas oberhalb der Feldwegdrehe. Die Kalksteine hatte man von oben auf einer Rutsche bis nahe an den Ofen rollen lassen. Die ebene Fläche wo der Ofen stand und wo die Rutsche sich befand, konnte man noch erkennen. Den Kalkofen hatte Ilchmann etwa 1883 abgebrochen und die Steine zum Fundament für die Scheune verwendet....

... Haus Nr. 47, Richard Fischer. Wohnhaus, Stall und neuer Scheune und etwa 34 Morgen Feld am Storchberg...

... Haus Nr. 75, Gertrud Böhm. Älteres Einfamilienwohnhaus mit kleinem Stall und Nebenräumen und etwas Grundstück. War früher eine Stellmacherei. Wieland und später Böhm Stellmacher. ...

... Haus Nr. 83, August Fischer. Schönes ziemlich neues Bauernhaus mit flachem Dach, Stall und danebenstehender Scheune und etwa 70 Morgen Feld. ... 1780 war Hans Krause Besitzer. Das Gut hatte die Urb. Nr.13....

... Haus Nr. 85, August Fischer, ebenfalls gehörend. Schönes maßives Bauernhaus mit Stall und Scheune, welche August Fischer benutzte, die Wohnung war vermietet. Der Vater von August Fischer hatte mit seinem Bruder Heinrich Fischer, das Gut Haus Nr. 83 geteilt. Da aber Heinrich Fischer kinderlos blieb, erbte August nachher beide Stellen und behielt sie...."

... Haus Nr. 119, Adolf Hoffmann, Fiebig-Gärtner. 1889 neuerbautes Wohnhaus mit Stall, Scheune und etwa 25 Morgen Feld, teils beim Hause, teils von der Schölzerei. Familie Hoffmann sitzt schon seit mehreren Generationen auf diesem Anwesen. In früheren Zeiten hatte es die Urb. Nummer der Gärtner 3 und war 1680 ein Michael Künzel Besitzer....

... Haus Nr. 128, Karl Höhn. Gasthaus "Zur Stadt Wien". Großes Wohnhaus mit Gastzimmern, Wohnungen und großem Tanzsaal. Das Gasthaus ist Anfang der sechziger und der Tanzsaal Ende der siebziger Jahre erbaut worden. Rechtwinklich zu dem Wohnhaus stand das Wirtschaftsgebäude mit Rind- und Pferdeställen, sowie neuer Scheune. Zur Landwirtschaft gehörten etwa 40 Morgen, meist von parzellierten Bauernhöfen. Das Anwesen war in alten Zeiten ein Drittel-Bauerngut und hatte die Urb.Nr.27. Es ward auch als Großgarten bezeichnet und war 1690 ein Georg Stenzel darin, welcher es vom benachbarten Bauerngut Urb.Nr.28 abgezweigt hatte. 1770 war Joh. Gottlieb Keller. Vorher gehörte es auch zu den Besitzungen de berühmten George Schäl
(Anmerkung: Vorfahre meiner Mutter). Vor Karl Höhn war dessen Schwiegervater Julius Gillner darin, welcher es etwa 1902 erwarb. Vorher hatte auch dieses Anwesen häufig die Besitzer gewechselt..."

Um 1870 hatte es Johann Karl Wilhelm Böhm (Anmerkung: Mein Urgrossvater). Er starb 1892.

... Haus Nr. 129. Ewald Seeliger. "Oberhof". Großes Bauernhaus mit Ställen und zum Teil neuerbauten Scheune und etwas über 120 Morgen Feld. In alten Zeiten war dies ein Großbauerngut von etwa 160 Morgen und zogen sich die Hinterfelder vom Spielberg hinter dem Fiebig Pusche mehr links bis an die Fellhammer Grenze. Es hatte die Urbarien Nummer 17 und war 1680 ein George Tolch, oder Tülch, auch Tilch darin. Diese Familie saß in mehreren Generationen darauf. 1770 war ein Gottlieb Jung darauf. Bei dem Besitzer Klein brannte 1837 das Wohnhaus ab, welcher aber wieder neu aufbaute. Mitte des vorigen (19.) Jahrhunderts waren in mehreren Generationen eine Familie Koppe darauf. Um 1880 kaufte mein, (Anmerkung: Ernst Wirth) Großonkel, ein Bruder meiner Großmutter aus Wüstegiersdorf das Restgut, denn die weiteren Hinterfelder und den Spielberg hatte man schon abgetrennt. Der neue Besitzer August Martin (Anmerkung: Mein Urgrossvater grossmütterlicherseits) war sehr tüchtig und hatte die etwas verkommenen Felder bald wieder in Ordnung. 1883 brannte die Scheune ab und baute Martin neu dieselbe auf. Martin war kränklich, er litt an Asthma das er manchmal kaum sprechen konnte und übergab etwa 1892 seinem Sohn Heinrich. Dieser aber hatte eine weniger glückliche Hand und ging 1894 schon wieder heraus. Einige Jahre wechselten wieder oft die Besitzer bis es um 1900 der Bauer August Hoffmann (Verwandter von Martin) aus Reimswaldau übernahm und durch Fleiß wieder gut in Ordnung brachte. August Martin war 1897 verstorben. Auch August Hoffmann in Anfang der zwanziger Jahren und seinem Sohn gelang es auch nicht, den Hof zu halten. 1927 übernahm es der letzte Inhaber Ewald Seeliger. Dieser konnte den Spielberg wieder zurückkaufen und auch andere günstig gelegene Parzellen dazuerwerben, so dass dieser Besitz bald von etwa 90 Morgen auf 120 wieder anstieg. Auch die Gebäude renovierte Seeliger gut durch und vergrößerte die Scheune...."



Quelle:
Chronik. Aus vergangenen Zeiten unseres lieben Heimatdorfes Langwaltersdorf (170 Seiten).
Zusammengetragen von Ernst Wirth, früher Bauer und Amtsvorsteher in Langwaltersdorf
(Anmerkung: Mein Grossonkel 2.Grades, Martin-Linie).

Bilder: Aus privater Sammlung

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