Böhm-Chronik




Die Herkunft der Familiennamen, im besonderen Böhm

Es ist anzunehmen, dass irgendwann unsere Vorfahren aus Böhmen kamen oder etwas mit Böhmen zutun gehabt hatten. Waren es vielleicht die Böhmen von Schwarzwaldau? Oder der im Jahre 1409 erwähnte Heincze Behem? Es könnten Flüchtlinge oder Vertriebene - die gab es damals auch schon - aus Böhmen gewesen sein, welchen in der Zeit der Hussittenkriege (15.Jh.) oder in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) - der angeblich letzte Religionskrieg in Europa - eine neue Heimat in Schlesien suchen mussten. Es kann aber auch sein, dass sie erst in der Zeit der Schlesischen Kriege (18.Jhd.) nach dem preußischen Schlesien kamen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, er war ein Händler, der mit den 'Böhmischen' Handel trieb oder das ein zurückgebliebener Soldat der 'Kaiserlichen', der Böhme bzw. Böhm*) genannt wurde. Wahrscheinlich war es um die Zeit als Familiennamen üblich wurden, z.B. zur Erfassung in der Steuertabelle.

Die Familiennamen haben sich aus der allgemeinen nötig gewordenen Zweinamigkeit speziell aus folgenden Gründen entwickelt:

1. Erbansprüche auf Besitz, Beruf usw. lassen sich durch einen vererbten Namen ausdrücken. Dies war für den Adel vorrangig, seit 1037 KONRAD II. die Erblichkeit der Lehen zugestanden hatte. So finden sich erste deutsche Familiennamen gegen Ende des l0.Jh. beim Adel. Auch bei Bürgern beinhaltete der Familienname soziales Prestige, indem er die Zugehörigkeit zur Schicht der Besitzenden anzeigte und sie von Knechten und anderen, die nur Rufnamen trugen, abgrenzte.

2. Die Entwicklung dürfte auch, wie eine Mode, von den romanischen Nachbarländern mitbeeinflusst worden sein. Beinamen/Familiennamen kommen im 9. Jh. zuerst in Venedig auf, dessen politische Struktur die Registrierung vieler amtierender Personen verlangte; sie verbreiten sich dann im 10. Jh. in Norditalien und Südfrankreich im 11. Jh. in Katalonien, Nordfrankreich (von hier aus im 12. Jh. in England) und der romanischen Schweiz und seit dem 12. Jh. in west- und süddeutschen Städten.

3. Familiennamen sind bestens geeignet, genealogische Zusammenhänge besonders zu Verwaltungszwecken durchschaubar zu machen. Sie wurden früher nach Gehör aufgeschrieben, deshalb die Abwandlungen. Familiennamen wurden später behördlich vorgeschrieben.

Die Namensbildung war wohl in der Regel im 18. Jahrhundert abgeschlossen, nicht aber die Namensbindung. Im dtv-Atlas "Namenskunde" findet sich eine Auflistung amtlicher Erlasse, welche einen Namenswechsel unterbinden sollten. Diese erfolgten demnach in Frankreich 1556, Bayern 1677, Dänemark 1771, Österreich 1776 und vor allem in Preußen erst 1794. Noch 1828 (!) verfügt der Oberpräsident in Westfalen, dass Hofbesitzer ihren Familiennamen nicht durch den Hofnamen ersetzen, sondern diesen nur zufügen dürfen. Mit Einführung der Standesämter 1874 ist die Entwicklung (nämlich das Unterbinden von Namenswechseln) im wesentlichen abgeschlossen.

Quellen:
"dtv-Atlas Namenkunde", Vor- und Familiennamen im deutschen Raum
Die Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Familiennamen in Deutschland bis in die Gegenwart

*) Anmerkung: In meinen ersten Jahren, die ich in Mexiko lebte, wurde ich von den neuen dortigen Verwandten und Bekannten als "Gunter, el Alemán" genannt, also 'Günter, der Deutsche'!?!

Anmerkung zu ersten Erwähnungen unserer Namen im Waldenburger Bergland:
1409 Heincze Böhm (Behem) wird mit einem Bauerngut (herzogliche Lehnsgut) in Weyßen Stein (Weißstein) belehnt.
Im Waldenburger Evangl. Kirchenbuch von 1571-1595:
Erwähnung des Bauern Adam Böhm, George Böhm und Christoph Böhm in Weißstein.
Erwähnungen des Namens Böhm in der "Chronik von Friedland und Umgegend" im Jahre 1742:
Johann Karl Böhm, evangelisch, Garnhändler in Friedland und ein
David Böhm in Göhlenau.
Die Namen Fischer, Hoffmann, Krause und Schäl - andere Namen unserer Sippe - kommen schon öfters im 16.Jahrhundert in dieser Gegend vor.


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