Böhm-Chronik
Das Grenzland zu Böhmen
Waldenburger Bergland
in der Zeit der Bolkonen
1138 wurde das Piastenreich geteilt; es bildete sich eine eigene, sich selbständig entwickelnde schlesische Linie. Kriegszüge deutscher Kaiser erzwangen die Lehnsabhängigkeit Polens. Die deutsche Geschichtswissenschaft betont diese Herrschaftsform der deutschen Kaiser, während polnische Historiker sie als zweitrangig
einstufen und Schlesien als Besitz Polens ansehen. Nationalstaaten hatten sich noch nicht entwickelt. Entscheidend war ein Bündnisverhältnis
(Lehnswesen) des Kaisers bzw. Königs mit dem Landesherrn sowie des Landesherrn mit dem Grundherrn.
Der innere Anschluß der schlesischen Piasten an den deutschen Westen wurde durch Heiraten mit deutschen Fürstentöchtern gestärkt, so durch Heinrichs I. (1202-38) Ehe mit Hedwig von Andechs, die, 1267 heilig gesprochen, als Ansiedlung deutscher Bauern, Handwerker, Kaufleute und Bergknappen, die in der Mehrzahl aus dem thüringisch-obersächsischen Raum kamen, von den Landesherren gefördert. Die Grundherren warben sie aus wirtschaftlichen
Gründen an, und die Weiterentwicklung der schlesischen Kulturlandschaft geschah ohne Rechtsbrüche. Waldhufen- und Straßendörfer (Reihensiedlungen beiderseits eines Talwegs) waren die typische bäuerliche Siedlungsform. Statt der früheren Feldgraswirtschaft brachte nun die Dreifelderwirtschaft höhere Erträge. Für die Städte wurde der große Marktplatz und die schachbrettartige Bebauung, z.T. mit Steinbauten, charakteristisch.
In den ca.120 Städten bis Mitte des 14. Jahrhunderts galt deutsches Recht nach dem Vorbild von Magdeburg und Halle, das auch die polnische Bevölkerung übernahm. Mit dem Abbau von Gold und Silber wurde statt des Tauschhandels nun ein Münzwesen möglich. Zahlreiche Orden förderten in neuen Klöstern neben religiösen und pädagogischen Aufgaben die wirtschaftliche Entwicklung.
König Johann nannte sich 1344 »supremus dux Slezianorum« und umschloß mit diesem Begriff sowohl Niederschlesien als auch Oberschlesien. Schon 1327 hatte sich Bolko II. von Oppeln als Herzog von Schlesien bezeichnet; dies taten im Landfrieden von 1349—51 und fortan immer häufiger auch die anderen Fürsten der Oppelner Länder — vielleicht auf Grund des Schlesien einigenden Bandes der böhmischen Lehnsherrschaft. Karl IV. inkorporierte 1348 die schlesischen Fürstentümer förmlich der Krone Böhmens und bestätigte dies als Kaiser 1355. Die Hoheitsrechte der schlesischen Fürsten blieben allerdings unangetastet; in den Erbfürstentümern vertraten Landeshauptleute den König.
Siehe auch: Die Böhmen von Schwarzwaldau
Die Verbrennung des Johannes Hus in Konstanz im Jahre 1415 löste in Böhmen religiöse und nationale Agitationen aus, die der nachgiebige König Wenzel IV. von Böhmen duldete. Als Wenzel 1419 starb, verweigerten die Tschechen seinem Bruder Sigismund die Anerkennung als neuem König von Böhmen, weil er als Deutscher König Hus trotz erteilten Geleitbriefes hatte hinrichten lassen. Sigismund berief daraufhin 1420 einen Reichstag nach Breslau ein — es war der erste östlich der Elbe abgehaltene Reichstag —und beschloß Maßnahmen gegen die aufständischen Tschechen. Achtzehn schlesische Fürsten huldigten dem König und versprachen Hilfe gegen die Feinde Sigismunds. 1421 fiel ein schlesisches Heer in Böhmen ein. Die Hussiten brachten jedoch den Anhängern des Königs Niederlagen bei und boten die Krone Böhmens zunächst dem polnischen König Wladislaus II. und dann — als dieser ablehnte — Witold von Litauen an. Dieser war grundsätzlich bereit, das Angebot anzunehmen, und schickte seinen Neffen Sigmund Korybut nach Prag. Unter dem Eindruck der ersten Einfälle der Hussiten (seit 1425) kam es 1427 zur Strehlener Einung, einer gegen die Hussiten gerichteten gesamtschlesischen militärischen und politischen Organisation. Aber Schweidnitz blieb abseits, und mehrere oberschlesische Fürsten einigten sich mit den Tschechen auf eine neutrale Haltung. Ab 1427 fielen die Hussiten öfter in Schlesien ein und brannten zahlreiche Städte und Klöster nieder; am verlustreichsten war das Jahr 1428.

Jan Hus predigte ab 1402 in der Prager Betlehemskapelle, wo die tschechische Volkspredikt ihren Mittelpunkt hatte (Quelle: 2000 Jahre Christentum, S. 379).
Der herzogliche Jägermeister
"1385 belehnte König Wenzel den am Prager Hofe angesehenen Ritter Przibico
Behemichen (Böhme) v. Slatin mit dem Amte eines herzoglichen Jägermeisters im
Schweidnitzer Herzogtum und empfahl ihn seiner 'lieben Frau Muhme', der
Herzogin Agnes. Das Amt war ansehnlich, dem eines Burggrafen gleich
geachtet; in deren Reihe erscheint 1369 Herr Hanke v. Seidlitz. Aber noch
konnte diese ihm kein Gut übergeben; denn nach des Hofmeisters Tode war der
Ritter Reuprecht Schoff Herr auf Aldewasser geworden, bei Adelsbach 1377 an
dritter Stelle genannt. Erst 1402 verlieh der Landeshauptmann auf
königlichen Befehl unter des Landes Ingesiegel Gut und Dorf dem genannten Jägermeister erblich." S.52f
Anmerkung: Um die böhmisch königliche Hausmacht zu stärken, wurden böhmische Kleinadelige (Verwaltungsadel, Ministerialien) nach den neuen Gebieten entsandt. Diese hatten es schwer sich zu etablieren, denn der einheimische schlesische Adel war offensichtlich dagegen. Erst auf königlichen Befehl wurde obengenannter Ritter mit einem Dominium erblich belehnt.