Böhm-Chronik



Die Zusammensetzung des schlesischen Adels für den Zeitraum bis 1300

von Ulrich Schmilewski, Verein für Geschichte Schlesiens





Schmilewski nennt auf Seite 100 ff. folgende Zahlen :

Für den Zeitraum bis 1300 werden insgesamt 2688 Adlige gezählt, von denen 293 (10,9 %) dem geistlichen Stande angehören.

Zum eingesessenen Adel, der auf Grund seiner Entwicklung polnischen Charakter hat, gehören 2142 Personen (79,6 %), zum zugewanderten Adel 545 (20,3 %).

Der zugewanderte Adel stammt aus verschiedenen Gebieten : aus dem Deutschen Reich kommen 382 Personen (70,1 % des zugewanderten, 14,2 % des gesamten Adels), aus Groß – und Kleinpolen 90 (16,5 % ; 3,4 %), aus Böhmen 49 (9 % ; 1,8 %) und anderen Gebieten 24 (4,4 % ; 0,9 %).

Die Hälfte der aus Deutschland zugewanderten Adligen kommt allein in den letzten zwei Jahrzehnten des 13. JH.



Herkunft des zugewanderten Adels

Zuwanderung aus Groß – und Kleinpolen :
Es werden 29 Familien festgestellt, von denen 10 Familien in Schlesien heimisch werden und deren Mitglieder überwiegend in hohe Positionen gelangen.

Zuwanderung aus dem Deutschen Reich :
Hauptherkunftsgebiet ist der Raum zwischen Unstrut, Saale, Elbe, Schwarze Elster und Lausitzer Neisse, also Thüringen, Sachsen, Meissen und die Lausitz – Gebiete mit zum Teil sorbischer Bevölkerung. Aber auch aus Bayern, Franken, Anhalt, Westfalen, Hessen Österreich und Schleswig – Holstein gelangen vereinzelt Adlige nach Schlesien.

Kopie einer Übersicht aus „Schmilewski“ – Auswandererzahlen für die einzelnen Gebiete :
Schmilewski weist aber darauf hin, daß es sich bei den Angaben der Übersicht nicht immer um den „Urstammsitz“ der Familien handelt. Dieser kann durchaus noch weiter westlich liegen. So wie die allgemeine Siedlungsbewegung sich in Etappen gen Osten bewegt, ziehen auch Adelsfamilien von einem Gebiet in ein anderes.

Zuwanderung aus Böhmen :
Bogvalus von Taschenberg kommt schon sehr früh nach Schlesien – zurzeit von Herzog Boleslaus I. (1163 – 1201). Auch die Familie von Reumen stammt aus Böhmen (hat schon 1230 Grundbesitz in Reumen. Einen Teil davon schenkt sie dem Kloster Heinrichau). Ebenfalls um Böhmen handelt es sich bei den Herren von Baitzen. Auch sie haben in der Nähe von Heinrichau Grundbesitz : Frömsdorf und Moschwitz, sind aber mehr mit dem Kloster Kamenz verbunden. Alle drei Familien wurden offensichtlich um 1200 durch Herzog Boleslaus I. in einem geschlossenen Gebiet um Heinrichau mit Grundbesitz ausgestattet. Wahrscheinlich stammt auch die Familie von Bobolitz aus Böhmen.

Den Namen Bohemus tragen drei Personen :
Der von 1283 – 1295 erwähnte Ritter Heinrich, der 1291 in Herrmannsdorf bei Jauer 25 Lehenshufen verkauft, der 1297 genannte Ritter Heinrich, sowie der für 1299 und 1300 belegte Geistliche Johannes.

Nach Petschau bei Eger nennen sich Hermann und Heinrich von Betsow, die jeweils nur einmal, 1283 bzw. 1291 namentlich aufgeführt sind.

Vermutlich aus Böhmen stammen auch der 1285 bis 1291 genannte Hermann von Brounow und der 1298 erwähnte Konrad von Brounow (Braunau ?) und die 1295 Grundbesitz tauschenden Wenzel und Sambor von Bunkau.

Generell gilt :
Bevorzugte Einwanderungsgebiete sind die Herzogtümer Liegnitz, Breslau und Glogau, wogegen nur sehr wenige Adlige in das Herzogtum Oppeln ziehen. Die Hälfte (101 = 49,3 % von 205 Familien) der zugewanderten Adelsfamilien werden in Schlesien seßhaft, das heißt sie erlangen nach etwa vier Jahren ein Amt oder Grundbestz. Nur vereinzelt kommt es zu Abwanderungen schlesischer Adliger.



Anmerkung:
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Werner Rudolf ( Heimatforschung Schwarzwaldau ) in die Böhm-Chronik aufgenommen.




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