Böhm-Chronik



Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus




Geschichtlich betrachtet, bilden die Gemeinden Waldenburg, Dittersbach, Weißstein und Hermsdorf eine Einheit. Es sind die Anfänge der Geschichte des Dorfes Dittersbach ihrem Wesen nach die gleichen wie die der jetzigen Kreisstadt Waldenburg und die der übrigen zur ehemaligen Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus gehörigen Landgemeinden. Altwasser allerdings war um 1300 kein Bauerndorf, sondern ein fürstliches Erbgut.

Die Ortsbezeichnung Waldenburg und Weißstein lassen Schlüsse auf den Hergang der Gründung dieser Dörfer nicht zu. Dittrichsbach und Hermannsdorf sind Namen, die zum mindesten auf Personen verweisen, die zu diesen Dörfer in Beziehung standen. Daß aber Dietrich und Hermann ihre Lokatoren gewesen wären, ist nicht ohne weiteres anzunehmen. Die Quellen zeigen, daß zu einem jeden dieser Dörfer ehemals ein Rittergut gehörte. So bezeugt:

1382 die Herzogin Agnes, daß Ulrich Schoff seiner Frau Ilsen unter anderen Gütern auch das Vorwerk und die Mühle zu Waldenburg aufgelassen habe.

1400 verkaufte Thamme von Lazan [an] Heinrich von Czernaw vmb andirthalbhundirt mark Prager groschen vnd polenisch zahle fünffzehn mark geld jährlichen zinses in vnd uff den hernoch geschriebenen gutern vnd dorfern zu Anewaldisdorff, zu Gabelaw vnd zu Dyterichsbach, alle in dem weichbilde Sweidnitz gelegin.

1409 läßt Ulrich Schoff vom Newenhawse 10 mark jährlichen zins in vnd auf alles sein gutt, das er zu Weißenstein des weichbildes Sweidnitz hat, an Heincze Behem (Böhm) auf, und

1426 verkauft derselbe Ulrich Schoff das Haus Waldenburg mit allem seinem Zubehör, dem Städtchen Waldenburg und den Gütern und Dörfern Dittersbach, Hermsdorf und Weißstein an Hans von Libenthal.

Die Grundherrschaft Schwarzwaldau verfügte in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhundert über die Dörfer Schwarzwaldau, Gaablau, Konradswaldau, Lässig, Anewaldisdorff (später Wüstendorf genannt [Fellhammer, Hain]), Dittersbach. Vorher, in der Zeit der Kastellanei/Burgbezirk dann sicherlich noch dazu Hermsdorf, Weißstein und Altwasser. Nach 1400 erweiterte sich - zu Lasten von Schwarzwaldau - die Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus: das Städtchen Waldenburg mit den Dörfern Dittersbach, Hermsdorf, Weißstein, Altwasser.

Weißstein um 1221
Flurverteilung

Waldenburg um 1221
Flurverteilung
In keinen von den Dörfern amtierte ein Freischolz. Daraus ist zu folgern, daß ein Lokator im eigentlichen Sinne des Wortes für jede dieser Siedlungen fehlt und daß es sich deshalb um eine Besiedelung durch Rittergüter handeln kann. Der Scholz gehört zu den Untertanen des Grundherrn und nicht wie ein Lokator, der Untertan des Landesherrn ist.

Der für Waldenburg und die Nachbardörfer seit 1372 nachweisbare Grundherr gehörte dem Geschlechte an, das nach seinem Wappenbilde "Schaf" genannt wurde. Andere Adelsfamilien nannten sich nach ihrem Lehnsgute, z.B. von Salzburn, von Adlungisbach, von Dythmarsdorf; so lange sie dies nicht als Erb und Eigen besaßen, traten sie bald in den Dienst des einen, bald des anderen Lehnsherrn; später wurde sie seßhaft.

Herzog Bolko II. ließ von 1366 an alle "Sachen über Lehn und Erbe" in beiden Herzogtümern registrieren; unter den böhmischen Landeshauptleuten fanden die Verhandlungen zu Schweidnitz statt, in die Register wurden sie zu Jauer eingetragen. Da finden wir nun zum Tage Agnes als Zeugen genannt: "Ulrich Schof von Newenhowse". Allerheiligen 1409 ist wieder ein ebenso Genannter verzeichnet; er verkauft 10 M. jährlicher Zinse in und auf all seinem Gute zu Weißenstein des Schweidnitzer Weichbildes dem Heincz Behem und seiner ehelichen Hausfrau Jutta.


Die Burgbezirke


Die 5 Burgbezirke
im 14.Jhd.
Der Burggraf des Sachsenrechts entspricht dem schlesischen Landvogt, der uns somit als der Nachfolger des polnischen Kastellans erscheint. Die Aufgaben des Burggrafen war, die Verwaltung der Burg mit den herzöglichen Gütern und landesherrlichen Regalien.

Nach der Verpfändungsurkunde betreffend der Herrschaft Fürstenstein, die König Wladislaus am 30.März 1497 ausstellte, gehörten zur Burg Fürstenstein: die Stadt Freiburg, sowie die Dörfer Salzbrunn, Polsnitz und Zirlau.

Zur Burg Hornsberg (Hornschloß) gehörten "die sieben Burggemeinden": Weistritz, Breitenhain, Schenkendorf, Berthelsdorf (Bärsdorf), Giersdorf (Wüstegiersdorf), Donnerau und Reimswaldau.

Als zur Freudenburg gehörig werden bezeichnet: Olberdorf, Waltersdorf (Langwaltersdorf), Gersdorf (Görbersdorf), Schmidtsdorf, Ober-Friedland (Stadt Friedland), Nieder-Friedland (Dorf Alt-Friedland), Rosenau, Geilenau (Göhlenau) und Neudorf.

Zum Schloß Kinszberg (Kynsburg / Kynau) gehörten nach einer Belehnungsurkunde der Herzogin Agnes vom Jahre 1372 die Dörfer: Reußendorf, Ditmanßdorf, Seyffersdorff, Hawsdorff, Tannhaußen und Jauernik. 1504 erteilte König Wladislaus aus Böhmen und Ungarn Friedrich von Czettritz auf Kinsberg ein Privilegium zur Errichtung eines Zolles. 1535 kaufte Christoph I. von Hohberg Kiensberg und Tannhausen.

Zu Waldenburg (Neuhaus) gehörten die Dörfer: Weißstein, Hermsdorf, Dittersbach und Waldenburg.

Die Aufhebung des Waldenburger Burgbezirks dürfte mit der Änderung der politischen Lage in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zusammenhängen. So wie die Festen Cunradiswalde, Swarczewalde, auch Burg Liebenau genannt, sank auch die Waldenburg nach der Verschwägerung der Bolkonen mit den Luxemburgern zu gänzlicher Bedeutungslosigkeit herab. Mit dem Niedergange der landesherrlichen Macht verlor insbesondere der schlesische Adel als Kriegerkaste seine Bedeutung. Der adlige Grundherr musste, um der sich mehr und mehr durchsetzenden Geldwirtschaft nicht zu erliegen, Landwirt werden. Bis in das 16. Jahrhundert hinein machen sich die tiefen Gegensätze zwischen dem landwirtschaftlich orientierten Adel und der kapitalistisch orientierten Stadtwirtschaft geltend. Sie kämpften einen Kampf ums Überleben. Städte wie Adel übten das Faustrecht, keine Partei schreckte vor Mord und Brand zurück, keine ist freizusprechen von Schuld.



Germarkungsgrenzen um 1500

Waldenburg um 1738
Stadt, Gut und Dorf
Register der im Dittersbacher Gemeindearchiv befindlichen Archivalien



Quellen:

Ludwig Häufler, 1930: "Forschungen zur Geschichte des Waldenburger Berglandes unter besonderer Berücksichtigung der Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus"

Emil Tschersich und Bruno Paschky, 1936: "Wie wurde das Waldenburger Bergland deutsch?"

Karl Bergmann, 1921: "Chronik von Tannhausen, Blumenau, Erlenbach, Bad Charlottenbrunn und Sopienau"


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