Böhm-Chronik




Böhm im Weißsteiner Unterthanen Register 1740
und Beiträge zur örtlichen Bergbaugeschichte



Im Weißsteiner Unterthanen Register aus dem Jahre 1740 sind folgende Böhm, Böhme und Behm aufgezeichnet:

Christian Böhme, geb. 1713, Bauer, wohnt mit Frau; 2 Söhne.
Gottfried Böhme, geb. 1698, Bauer, wohnt mit Frau; 2 Söhne, 3 Töchter.
Casper Böhme, geb. 1676, Bauer, wohnt mit Frau; 1 Sohn.
George Böhme, geb. 1703, Freigärtner und Tagelöhner, wohnt mit Frau; 2 Söhne, 1 Tochter.
George Böhme, geb. 1693, Kammerdiener, wohnt mit Frau; 4 Söhne, 2 Töchter.
Hans Christoph Böhme, geb. 1702, Tagelöhner, wohnt mit Frau; 1 Sohn, 1 Tochter.

Im Vertrag vom Jahre 1790 zwischen dem Schweidnitzer Stadtamt und der Gewerkschaft Fuchsgrube wegen Transport 18.000 Scheffel Kohle von der Fuchsgrube nach Schweidnitz per Achse wurde unterschrieben als Vertreter der Gewerke der Fuchsgrube:
Hans Christoph Böhm, George Friedrich Böhm, und nochmal Hans Christoph Böhm.

1778 wurde Gottlob Behm als Steiger auf der Johannesgrube des Grafen Hochberg erwähnt.

Auf den Grundrissen der Flöze 10, 11, 12 der Fuchsgrube befindet sich ein Böhm-Schacht. Ein wichtiger Förderschacht, von der Oberfläche bis zur Oberstollensohle ungefähr 40 m tief.


Die Gemeindegruben von Weißstein und Hermsdorf

Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, also über 300 Jahre lang bestand eine spezifische gewerkschaftliche Organisation des Kohlenbergbaus, die fest mit der Bauernschaft verbunden war (Kohlenbauern) und zudem in solcher Form und eine solange Zeit in anderen Regionen unbekannt ist.

Die Gemeindegruben waren gemeinsamens Eigentum der 30 Bauern, des Müllers und des Grundherrn. Die übrigen Dorfbewohner hatten kein Anrecht auf sie. Das Recht zu Grubenanteilen war mit dem Bauerngut und seinem Boden verbunden, wobei man das Gut sowie die Anteile [in der Regel] weder erben noch verkaufen konnte
(Lasser Bodenrecht).

"Im Jahre 1701 bestätigte Ernst Heinrich von Czettritz den Hermsdorfer Bauern eine schon früher gegebene Kohlordnung, in der es heißt, daß das von allen Zeiten genossene Kohlurbar, auf sämbtliche Bauerschaft ihre erb- und nachkommende Besitzer ihrer Gütter bey denselben zu allen-ewigen Zeiten gerichtlich ungeirrt verbleiben soll". Schöppenbuch 1687-1758.

Die Gemeindegruben wurden von zwei Kohlenförstern beaufsichtigt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts führte neben den Kohlenförstern auch das Dorfgericht die Aufsicht über den Bergbau. Die Kohlenbauern hatten Geld und wandelten einen erheblichen Teil der Frondienstpflicht in Geldzins um. In Weißstein fand eine beträchtliche Gruppe von Handwerkern ihre Beschäftigung. So gab es im Jahre 1740 unter 452 Einwohnern 4 Schmiede, 2 Schneider, 2 Schuster, je 1 Schlosser, Schlachter, Bäcker, Zimmermann, Tischler, 5 Maurer, 13 Weber und 5 Spinner. Die Dorfschule, die alle Kinder besuchten, bestand schon mindestens am Anfang des 18. Jahrhunderts.

Im Jahre 1769 wurde ein neues Bergrecht bekanntgegeben und zwar einheitlich für ganz Schlesien. Im Einklang mit dem neuen Bergrecht wurde im Jahre 1770 die Gemeindegrube in Weißstein in eine Gewerkschaft mit 128 Kuxen umgewandelt. Man nannte die Grube nun die Fuchsgrube. Von den 128 Kuxen gehörten 122 den Gewerken (Kohlenbauern) - ab 1854 waren es 124 Kuxe - , 2 freie Kuxe gehörte dem Grundherrn als Grundkuxe, 2 Kuxe gab es für die Kirche und Schule und die letzten 2 Kuxe für die Knappschaftskasse.

Auf dem Gebiet des Dorfes Weißstein wurden 9 weitere Gewerkschaften gegründet, deren Mitglieder ebenfalls Bauern des Dorfes waren. In den neuen Gewerkschaften besassen sie meistens 50% der Kuxe. Eine auf dieselbe Weise organisiertes Miteigentum an den Kohlengruben gab es im niederschlesischen Becken nur noch im Nachbarort Hermsdorf. Die Kuxe der übrigen Gewerkschaften des niederschlesischen Kohlenbergbaus befanden sich im freien Handel. Erst im Jahre 1883 tauschte die Gewerkschaft Fuchs die 128 Kuxe gegen 2040 Kuxe (Aktien) um, die nicht mehr mit den Bauerngütern verknüpft waren. Diese konnte man nun beliebig auf dem freien Kapitalmarkt umsetzen. Von jetzt an konnte jeder Gewerkschaftsmitglied werden, der über Geld zum Kauf der Kuxen verfügte.


Quellen:
Informationen wurden freundlicherweise bereitgestellt von:

Eufrozyna PIATEK, Dr rer. techn. Dipl.-Ing [Geologie]. Emerit.
Forschungen im Bereich: Aufsuchung und Erschliessen von Lagerstätten, Geologie des Waldenburger Kohlenbecken, Edelsteine, Bergbaugeschichte. Bisher über 80 wissenschaftliche Publikationen, unter anderen die Bücher: Geschichte des Niederschlesischen Steinkohlenbergbau vom 15. bis Mitte des XVIII Jahrhunderts, Geschichte der Stadt und Heilbad Szczawno Zdrój [Salzbrunn].

Zygfryd PIATEK, Dr rer. techn. Dipl.-Ing [Bergbau], Emerit.
Forschungen im Bereich: Bergbautechnik, Bergbaugeschichte, Niederschlesiens Wirtschaft- und Industriegeschichte. Bisher über 60 wissenschaftliche Publikationen, unter anderen das Buch: Erzbergbau im Eulengebirge N/Schl.

Chronik von Hermsdorf von Artur Bänsch



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