Böhm-Chronik



Die frühe Ortsgeschichte von
Czarny Bor (Schwarzwaldau)

erschienen im Kirchenblatt "Pod Borem"


Oktober 2004:
Von Daniel Slezak erfuhren wir, dass der Pfarrer von Schwarzwaldau an einer Ortschronik arbeitet und die Beheim dabei mit aufgeführt seien. Daraufhin nahmen wir mit dem Pfarrer Kontakt auf.



Jubiläumsausgabe 2003 des örtlichen Kirchenblattes "Pod Borem" mit Auszügen zur Ortsgeschichte.







Deutsche Übersetzung

Geschichte von Schwarzwaldau in Bildern
(übersetzt von Ingo Pfeifer und Klaus Liwowsky)

Unter den Wappen:
1. Ritterliches Wappen der Familie Boehme auf Burg Schwarzwaldau, 14. Jh.
2. Adliges Wappen der Familie Czettritz, Besitzer des Dorfes Schwarzwaldau vom 15.-19. Jh.
3. Gräfliches[?] Wappen der Familie Portatius, Besitzer des Dorfes Schwarzwaldau vom 19.-20. Jh.
4. Derzeitiges Orts-Wappen von Schwarzwaldau (Czarny Bor), 20.-21. Jh.




Die älteste Ritterfamilie in Schwarzwaldau
(mitgewirkt an der Übersetzung haben Barbara Mrugala und Tomasz Piotrowski)

Die Geschichte des Dorfes Schwarzwaldau reicht bis ins 13. Jh. zurück. Es handelte sich um die im Castellum [Burgbezirk] Conroczwalde und Lybenow gelegene Fürstengüter. Um 1240 gehörte zum Castellum Lybenow [Liebenau] eine Fläche von 3 fränkische Hufen, dh. 72.6 ha.; zum Castellum Conroczwalde [Konradswaldau] eine Fläche von 4 fränkische Hufen, dh. 96.8 ha. und zu Lybrichsdorf [Liebersdorf] gehörten 4 fränkische Hufen, 96.8 ha. Das Dorf Schwarzwaldau hatte eine Fläche von 3.6 fränkische Hufen, 97.1 ha. Im Dorf Conroczwalde teilten sich 15 Bauern 2 fränkische Hufen.

Zu Beginn des 14. Jhs. schenkte der Piastenfürst Bernard (+1326) das Schloss [Burg] in Schwarzwaldau einer Rittergruppe, die bald zu Wegelagerern wurden und Durchreisende beraubten. Ein berüchtigter Ritter zu jener Zeit war Nickol Bolcze. Die Raubritter wurden erst 1355 von Bernards Sohn, dem Fürsten Bolko II. von Schweidnitz, besiegt. Vom Schloss Liebenau blieb nur der Turm übrig.

Eine böhmische Ritterfamilie zog in das verfallene Schloss ein. Ihr Familienname war nicht bekannt, sie wurden von Historikern die Böhmen genannt. Der Name wurde auch anders geschrieben und zwar Boehmen, Boeheim, Beheim, Beheime. Dieses Gebiet ist infolge Erbschaftsverträgen von den Piastenfürsten ans Königreich Boehmen übergegangen. Der böhmische Adel sollte den Einfluss der böhmischen Könige in Schlesien verstärken, deshalb wurde sie von den dort früher ansässigen [schlesischen] Adelsfamilien, die sich beeinträchtigt fühlten, bekämpft. Als erster Vertreter dieser Familie wurde 1355 Witigo (Witek) von Schwarzwaldau erwähnt. Er hatte seiner Ehefrau Jutte Schwarzwaldau zum lebenslängliches Nutzungsrecht vererbt. Sie hatten folgende Kinder: Söhne – Johannes [Hannos], der 1374 väterliches Testament ausfüllte, Sigesmund (wir haben über ihm in unserem Zeitschriftsausgabe 6/2002 geschrieben) der Katharina [von] Ronaw heiratete und das Amt des Sekretärs [Hofschreibers] auf dem Schweidnitzer Fürstenhof bekleidete, und die Töchter: Elisabeth, die Günter von Adelsbach heiratete und Jutta, die jüngste aus der Familie.

Das Wappen des Hauses Boehm [Beheim] - auf nebenstehendem Bild dargestellt - war eigenartig. Es war ein rein ritterliches Wappen, ohne Umrahmung. Auf dem roten Schilde befindet sich ein goldenes Dreieck mit drei goldenen Schlüsseln. Möglicherweise soll es den Besitz (Schlüsselgewalt) von drei Schlössern [Burgen] veranschaulichen, nämlich Liebenau, Conroczwalde und Liebersdorf.

Das Ritterhaus der Boehm [Beheim] ist nach dem Jahre 1400 untergegangen. 1401 Jutta, wahrscheinlich der letzte Nachkömmling des Kleinadels mit Sitz in Schwarzwaldau heiratete den Ritter Heincze (Johannes). 1409 Heincze und seine Gattin Jutta Boehm erwarben von Ulrich Schoff ein Gut in Weißenstein (heute ein Stadtteil von Waldenburg) und liessen sich dort nieder. Auf der Erwerbsurkunde wird Juttas Ehemann, Heincze, zum ersten Mal unter dem Familienamen (oder eher unter dem Beinamen) Boehm seiner Frau, erwähnt. Mit ihnen endet die Geschichte dieser Ritterfamilie in Schwarzwaldau. 1410 tritt als neuer Eigentümer des Schwarzwaldauer Schlosses [Burg] Peter Zedlitz aus Maiwaldau bei Hirschberg auf, der höchstwahrscheinlich dieses Gut von der Familie Boehm [Beheim] erworben hatte. Als Eigentümer des Schlosses blieb er nicht lange, weil es bereits 1436 einen neuen Besitzer namens Menlin Burgult gibt. Dieser verkauft 14 Jahre später, im Jahre 1450 das Gut an Hermann Czettritz weiter. Im Besitz von Czettritz blieben das Schloss und das Dorf die nächsten 400 Jahre.


Anmerkungen von Guenter Boehm

Stammtafel zur besseren Übersicht.
Der obige Artikel in 'Pod Borem' basiert auf einer heimatkundlichen Sage, die mit geschichtlichen Daten untermauert wurde. Die Sage in einer ähnlichen Form hatte mir schon meine Tante - die ältere Schwester meines Vaters - in meiner Kindheit erzählt. Heutige Forschungen in den herzoglichen Landbüchern von 1366-1376 und 1385-1395 ergeben jedoch ein genaueres Bild. Landbücher

Siehe auch: Die Böhmen von Schwarzwaldau

Erfreulich ist, dass jetzt polnische Ortschronisten in Schlesien sich der alten Heimatkunde widmen. Das ist hoch anzurechnen.



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