Böhm-Chronik



Handelswege in Niederschlesien



Die große Kohlenstraße von Waldenburg über Freiburg, Striegau nach Maltsch an der Oder und andere Handelswege

Wo Menschen lebten, gab es auch Handel, und dort entwickelten sich Siedlungen beziehungsweise Siedlungsgebiete. Handelswege brachten eine Wanderung/Verbreitung der Bevölkerung mit sich. Sind Familienmitglieder der Weißsteiner Kohlenbauern diesen Handelswegen gefolgt und haben sich 'auf dem Wege' niedergelassen?

Bis zur Einführung der Eisenbahn Breslau - Freiburg 1844 und im Waldenburger Bergland 1853 sowie noch danach wurde die Kohle per Pferdefuhrwerk von den Bergwerken um Waldenburg nach verschiedenen Städten transportiert, so auch über Friedland nach Braunau in Böhmen. In der Langwaltersdorfer Dorf-Chronik können wir lesen: "Und viele Pferde wollten Futter haben. Die Bauern des Kreises waren nicht im Stande soviel zu erzeugen. Es mußten daher Unmengen eingeführt werden. Tagtäglich kamen ganze Wagenkolonnen aus der Friedländer- und besonders aus der Braunauer Gegend mit Hafer, Heu und Stroh beladen. Auf zurückzu wurde Kohle mitgenommen. Auf dem Heu und Strohwagen wurden Kasten aufgebaut und der Kohlenwagen war fertig. Nur die Langholzwagen kamen leer zurück. Die Gastställe der "Stadt Wien", "Krone", "Brauerei", "Becher" und auch vom "Storchberg" waren jeden Mittag und jede Nacht mit Pferden voll besetzt. Die Fuhrleute schliefen nachts durchweg mit im Stall. Und ein Betrieb war da in den Gasthäusern. Denn was so nebenbei mit über die Grenze geschmuggelt wurde, verhandelte man mittags und abends. Die Bauern und Fuhrleute aus dem Braunauer hatten wirklich gute und schöne Pferde und auch durchweg gute Wagen und sauberes Geschirrzeug mit sehr vielen 'Rusen' (blanke runde Meßingplatten). Aus unserer Gegend fuhren Sommerzeit die Droschken mit Ausflüglern in die Adersbach- und Weckelsdorfer Felsen und im Winter zum 'Weine'."


Julius-Schacht der Fuchsgrube
in Weißstein
in den 1920er Jahren
Die Weißsteiner Kohlenbauern lieferten Kohle nach Schweidnitz: "Im Vertrag vom Jahre 1790 zwischen dem Schweidnitzer Stadtamt und der Gewerkschaft Fuchsgrube wegen Transport 18.000 Scheffel Kohle von der Fuchsgrube nach Schweidnitz per Achse wurde unterschrieben als Vertreter der Gewerke der Fuchsgrube: Hans Christoph Böhm, George Friedrich Böhm, und nochmal Hans Christoph Böhm."

Hier ein Auszug aus "Bunte Bilder aus dem Schlesierlande" ein Artikel von Br. Peschel "Steinkohlenbergbau im Waldenburger Bergland":
"Friedrich der Große suchte den Bergbau nach Kräften zu fördern. Im Jahre 1768 bereisten Beauftragte des Königs das Gebiet, um mit der Organisation des Bergbaues zu beginnen. Nach dem 1769 erstatteten Berichte hatten Weißstein mit 26 000 hl, Waldenburg mit 39 000 hl und die Sophiengrube mit 26 000 hl die größten Förderungen. Man versuchte vor allem, einen tüchtigen Stamm von Bergleuten aus fremden Gegenden hier anzusiedeln. Denselben wurden mancherlei Vorteile zugesichert. Bemerkenswert sind besonders: Befreiung vom Militärdienst, von der Erbunterthänigkeit und den Kommunallasten.

Gebäude und Lagerplätze
im Oderhafen Maltsch
1857
Zum Zwecke von Unterstützungen und Pensionszahlungen wurde die Knappschaftskasse geschaffen. Ähnliches erstrebte man durch Gründung des Freikuxgelderfonds und der Bergbauhilfskasse...."
"Um den einheimischen Steinkohlenbergbau zu fördern, wurde 1772 die Einfuhr der englischen Kohle verboten. Besondere Sorgfalt widmete man auch den Abfuhrwegen. Es wurde eine große Kohlenstraße über Freiburg, Striegau nach Maltsch gebaut. Hier wurde auf Rechnung des Staates ein Speditionsplatz errichtet, von dem aus die Kohlen die Oder abwärts verfrachtet wurden."
Leider sind keine weiteren Ortsangaben gemacht worden.


Maltsch Oderhafen
1820

Maltsch Plan
Lagerstellen für Steinkohlenlagerung
der Königlichen Factorei sowie
der Herschafftlichen Kohlenlager
ca. 1820
C.F.Richter schreibt in seiner Beschreibung des Striegauer Kreises 1829 unter Chausseen und Landstraßen:

Brücke in Laasan
über den Fluss Striegauer Wasser
erbaut 1796
"1. Die Kohlenstraße von Maltsch nach Freiburg nimmt ihren Anfang im hiesigen Kreise unweit des Nonnenbusches beim Försterhause, führt zur Zollstätte in Stanowitz [ab 1937 Standorf], dann um Striegau, durch Barzdorf wiederum zu einer zweiten Zollstätte in Lüssen, durchschneidet hinter Kuhnern die Jauer-Breslauer Straße und den Liegnitzer Kreis, indem sie die Ortschaften Weisleipe und Großbaudis berührt, tritt hier wieder bei Hulm auf Striegauer Kreis Terrain, und geht dann in den Neumarktschen Kreis nach Dambritsch." Dann folgt noch etwas über Weglänge und Zölle.

Anmerkung: Beiträge wurden freundlicherweise von Monika Nicolaus und Volker Zimmer bereitgestellt.

Fotos von:
Eufrozyna PIATEK, Dr rer. techn. Dipl.-Ing [Geologie]. Emerit.
Forschungen im Bereich: Aufsuchung und Erschliessen von Lagerstätten, Geologie des Waldenburger Kohlenbecken, Edelsteine, Bergbaugeschichte. Bisher über 80 wissenschaftliche Publikationen, unter anderen die Bücher: Geschichte des Niederschlesischen Steinkohlenbergbau vom 15. bis Mitte des XVIII Jahrhunderts, Geschichte der Stadt und Heilbad Szczawno Zdrój [Salzbrunn].

Zygfryd PIATEK, Dr rer. techn. Dipl.-Ing [Bergbau], Emerit.
Forschungen im Bereich: Bergbautechnik, Bergbaugeschichte, Niederschlesiens Wirtschaft- und Industriegeschichte. Bisher über 60 wissenschaftliche Publikationen, unter anderen das Buch: Erzbergbau im Eulengebirge N/Schl.




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