Böhm-Chronik



von Rodov / Rodovsky

Eine Sammlung zur Vorgeschichte, zum Ursprung der Beheim in Böhmen
14.Jahrhundert




Witigo Böheim/Beheim I. (Vater), Ritter auf der Veste Swarczenwalde (Schwarzwaldau) (1) wird in Dokumenten von 1329/1366 erstmalig erwähnt. Vater und Sohn Witigo II., auch Witche genannt, kamen von Rodov bei Jaromer in Böhmen. Sie wurden wahrscheinlich bereits vom Böhmenkönig Johann als Kastellan der drei Burgen Swarczenwalde, Conradiswalde und Gleisberg oder Zeisberg ins Waldenburger Bergland entsandt; denn das Wappen der Beheim zeugt von einer Schlüsselgewalt; kleinen Vasallen (servitores, Dienstleute) im spätmittelalterlichen Böhmen




Wappen der Ritter Böheim/Behem
von Schwarzwaldau
14.Jhd.


Wie hießen sie eigentlich, bevor die Böheim/Behem nach Schlesien kamen?
Die Beheim/Behem von Schwarzwaldau waren ein Ministerialengeschlecht des niederen Adels (Ritter und Edelknechte), das deutscher Herkunft war und ursprünglich im Raum Grossenhain im heutigen Sachsen (Radow, Rodow) sass. Der Bezirk Grossenhain, die sogenannte Hainer Pflege, war zur Zeit der grossen Machtentfaltung Böhmens von 1076-1135 der übrigen Mark Meissen getrennt und gehörte zur Lausitz. Anfang des 11. Jahrhunderts gründete Jaromir, ein Fürst der Premysliden, Jaromer bei Königsgrätz, welches unter Ottokar I. Premysl (*um 1155, +1230) zur Königsstadt erhoben wurde. Grossenhain wurde wahrscheinlich 1088 vom böhmischen König Wratislaw gegründet als Feste Gvozdec, sorbisch für "(kleiner) Hain". Fürst Jaromir hatte auch Besitz bei Grossenhain. Hier könnte ein Zusammenhang der Behem zu Jeromer bei Königsgrätz bestehen. Glieder der Familie gingen vermutlich als fürstliche Gefolgschaft in das Stammland Böhmen in die Gegend von Jaromer und nahmen den Namen Rodov für ihr Lehen in Böhmen aus ihrer alten Heimat mit. Andere Mitglieder der Familie kamen vermutlich, wie auch andere Siedler, über die Oberlausitz nach Schlesien. Quelle: u.a. Dr. Gustav Schuberth "Die wichtigsten Erkenntnisse der Chronik von Grossenhain", 1897.

In verschiedenen Dokumenten steht von Rodov (kleiner Ort zwischen Jaromer und Königgrätz in Böhmen). Wurde als Namenszusatz "Die Böhmen" dann in Schlesien zugefügt? Für das Rittertum im Mittelalter war das Wappen viel wichtiger als der Nachname. Waren sie sogenannte Ministeriale? Die Herkunft des Namens Böhm (der aus Böhmen) ist sicher vielfältig. Speziell in unserem Fall vermute ich, daß er vor allem in seiner spätmittelalterlichen Form Behem/Behm(e) dann in Schlesien vielleicht ethnisch, also für Böhme/Tscheche gebraucht wurde. Könnte Witigo von Rodov aus einem Zweig des allerdings erst später erscheinendem alten böhmischen Rittergeschlechts Rodovsky stammen? Bavor Rodovsky von Hustir(z)an war Burggraf des Königgrätzer Krayses und Herr in Rotenburg. In der vorhussitischen Zeit schrieben tschechische Landadelige und Ministeriale ihren Nachnamen oft in der deutschen Form (von Rodov) und erst im Laufe der hussitschen Bewegung pflegten sie ihren Nachnamen in der tschechischen Form (Rodovsky) zu schreiben. Vor 1400 war ein Böhme entweder ein deutschstämmiger oder ein slawischstämmiger Bewohner Böhmens. Eine Trennung der Bevölkerung nach Deutschböhmen und Tschechen begann erst nach der hussitischen Bewegung.

Rodov liegt 5 km von der Burg Hustiran [Rotemberk] (2) (4) entfernt. Bavor Rodovsky von Hustir(z)an war um 1380 Burggraf des Königgrätzer Krayses und Herr in Rotenburg. Zu der kleinen Burg Rotemberk gehörte die Ortschaft Velichovky (gegründet 1371). Zu Beginn des 16.Jhd. war ebenfalls ein Bavor Rodov von Hustirany Besitzer dieser Burg.

Zweige der Rodovsky (5)
Rodovsky - Rodowsky - Bukowsky - Chwalkowsky - Zaruba - Nezna – Mzan – Mokrowaus und Sokol
Gebiet: Herrschaft Hofenowes im Königgrätzer Kreise (1779)
Burg: Hustiran (Neznasov)
Pfarrkirche: Chlum (Chloumek) (6)
Dörfer und Güter: Rodov, Rarschitz, Habrina, Nesnassow, Czernozyc und Holohlavy

Die Beheim von Szwarczewalde und Rodov hatten sich bereits in der ersten Hälfte des 14.Jhd. aus dem Geschlecht derer von Rodov abgespalten. Durch die Einbeziehung der schlesischen Fürstentümer zum Königreich Böhmen war ab 1355 ihr neuer Lehnsherr Bolko II, Herzog von Schweidnitz-Jauer. Danach traten sie in seine landesherrlichen Dienste und wurden später als "Herren v. Beheim (aus Schlesien)" genannt. Verwandtschaftliche Beziehungen zu den Rodovsky (Burg Rotemberk) lassen sich vermuten. Siehe Landbuch A, 160.: 8 IV 1367 [...] Ulrich Behme unsir burggrave czu Rockinberk [...] [A.164].

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Für die geleistete Unterstützung danke ich herzlichst den Herren Premek Andrys und Ing. Lubomír Kupka aus Smirice.
Unser Besuch am 16.Sept.2005 in Chloumek
Reisebericht Sept. 2005 nach Böhmen und Schlesien



Quellen:
(1)
Die Beheim/Die Behem
Adelswappen aus dem "New Wapen-Buch, darinnen dess H. Roem. Reichs Teutscher Nation hohe Potentaten, Fuersten, Herren und Adelspersonen ... Wapen", herausgegeben von Johann Siebmacher, Norimbergae (Nuernberg), 1605.
(2) Cestovni Lexikon CR
Burg Rotemberk
(3) Grosses Universal-Lexicon Zedler, 1732-1750
Rodovsky
(4) Hrady Czech
Neznášov, Rotmberk
(5)"Versuch über einige merkwürdige Altherthümer im Königreich Böhmen", Karl Joseph von Bienenberg, 1779.
(6) Chloumek u Smirice
(7) Dr. Gustav Schuberth "Die wichtigsten Erkenntnisse der Chronik von Grossenhain", 1897.



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