Böhm-Chronik




Reisebericht

Unsere Reise nach Böhmen und Schlesien, Juli 2006



Bericht zu unserer 5. familiengeschichtlichen Forschungsreise vom 16.Juli-2.August 2006:


Diesmal begleitete uns unser in Deutschland wohnende Sohn Alexander (40 J.) mit seiner Frau durch Böhmen und Schlesien. Wir hatten uns gleich bei der Ankunft in Deutschland am Flughafen München ein Leihwagen, Peugoet 407 SW Diesel, gemietet.

Böhmen (20.und 21.Juli 2006)

Wir besuchten auch dieses Jahr die kleine Kirche Chloumek bei Neznazov in der Nähe von Jeromer. Diese Kirche wird als Pfarrkirche der RODOVSKY angesehen. Wir machten uns weiter vertraut mit dem Herrschaftsgebiet dieser Familie. Die Beheim von Schwarzwaldau kamen kurz nach 1300 von hier nach Schlesien. Siehe auch mein Reisebericht 2005.

Schlesien (21.Juli - 25.Juli 2006)

Am 21.Juli besuchten wir zwei Heimatverbliebene in Friedland, ehemalige Nachbarn der Liebigstrasse. Hier erfährt man immer die Neuigkeiten. Dann weiter zum Ring. Als wir von der Landeshuter Strasse her, am Ring ankamen, sahen wir auf dem Parkplatz ein Auto mit dem deutschen GÖ (Göttingen) Nummerschild, daneben alles frei. Nichts wie hin. Wir waren noch nicht aus dem Auto ausgestiegen und schon standen zwei Polizisten neben uns und sagten uns etwas in Polnisch. Wir wussten nicht, was wir (falsch) gemacht hatten, aber sie liessen uns keine Ruhe. Glücklicherweise kam eine nette Dame auf uns zu und debattierte mit den Polizisten. Zu uns sagte sie "Friedland" und ich erwiderte, ja ich bin in Friedland geboren. Die Polizisten gingen daraufhin in ihre nahegelene Polizeistation und die Dame führte uns in das geschmückte Rathaus. Leider sprach sie kein Deutsch. Im Rathaussaal angekommen - dort wurde unsere Gruppe bereits im Jahre 2001 gut aufgenommen - sassen bereits sechs oder sieben Deutsche. Nach kurzer Vorstellung stellte sich alles heraus. Es war ein Friedlandtreffen in Vorbereitung der Bürgermeister der acht Ortschaften mit dem Namen oder ehemaligen Namen FRIEDLAND, nämlich Friedland bei Göttingen, in Mecklenburg-Vorpommern, der Lausitz, in Böhmen, in Mähren , in Ostpreussen (Russland) und das oberschlesische Friedland bei Neisse und unser Friedland. Nachdem die Sache nun aufgeklärt war, bedankten wir uns bei der uns rettenden Dame und verabschiedeten uns vor der bereits versammelten Gruppe der Bürgermeister. Bevor wir zum Auto gingen, vergewisserten wir uns über unseren Fahrfehler: Wir waren wirklich falsch in den Parkplatz eingebogen!

Wir fuhren weiter durch die Liebigstrasse, wo mein Geburtshaus steht, in Richtung Langwaltersdorf, vorbei am ehemaligen Gasthof "Zur Stadt Wien" unseres Urgrossvaters und dem Martinhof (Urgrossvater grossmütterlicherseits) zur Pension WANDA in Bad Salzbrunn, wo wir vor vier Jahren schon einmal übernachteten. Diese Pension wird von einer deutschsprechenden polnischen Familie geführt. Sie haben sich auf deutsche Touristen spezialisiert, mit individuellen Reisetouren und Abholung vom Flughafen Breslau.

Am Samstag, dem 22.Juli, Vormittag, Treffen mit dem katholischen Pfarrer von Schwarzwaldau. Er arbeitet an einer Ortschronik. Ich unterrichtete ihn über die Arbeiten zur Heimatforschung Schwarzwaldau (Chronik) von Dr. Werner Rudolf. Der Pfarrer teilte uns mit, dass gerade zu dieser Stunde in der Kirche von Wittgendorf ein deutscher Chor singe (Waldenburger Heimatkreis ???). Kurzer Abstecher zur Burgruine Schwarzwaldau, dann über Adelsbach (Kirche und Rittergut: Suche nach evtl. Wappen und Epitaphien) zurück nach Bad Salzbrunn.

Am Nachmittag Treffen mit Andreas Richter. Andreas hatte für mich die Freiburger Chronik, sowie zwei Nachdrucke von Zimmermann bereit.

Am Sonntag, dem 23.Juli, zusammen mit Andreas Richter - unser Verbindungsmann in Waldenburg - und seiner Familie fuhren wir zum Schloss Tannhausen. Wir wurden von Bogumil Leda und Radek Leda und deren Familienmitgliedern herzlich empfangen. Die Familie Leda ist der neue Besitzer des Schlosses. Nach einer Führung durch eine japanische Ausstellung im Schloss, hauptsächlich Puppen, Spielzeug aus der japanischen Gesellschaft vor 1900, zeigte man uns die Kellerräume des Schlosses als Museum hergerichtet und die Fortschritte in der Restaurierung verschiedener Säle. Ein riesengrosses Vorhaben, hoffentlich kein Fass ohne Boden! Bogumil überreichte mir Kopien, der mir bis dahin noch unbekannten Chronik von Tannhausen, bearbeitet von J. Arthur Gläser. Radek bat mich, ob ich einige Fotos aus der Zeit der Böhm (1889-1945) über das Leben im Schlosse beschaffen könnte. Diese habe ich inzwischen aus Namibia erhalten. Nachdem wir uns kleine Geschenke ausgetauscht hatten, wurde in einem Saal für uns ein kleines Festessen serviert. Hervorragende schlesische Kost, sehr schön hergerichtet und präsentiert.

Wir haben geplant im September 2007 wieder Schloss Tannhausen zu besuchen. Ein gemeinsames Familientreffen Leda und Böhm wurde für den Sommer 2008 vorgesehen.

Am Sonntagabend trafen wir uns mit Dr. Ing. Eufrozyna Piatek (Bergbauhistorikerin) im Idahof in Bad Salzbrunn zu einem gemeinsamen Essen.

Am Montag, dem 24.Juli, Fahrt entlangt der ehemaligen Kohlenstrasse von Waldenburg über Freiburg, Striegau nach Maltsch. Dann zum Kloster LEUBUS. Besichtigung der Ausstellung "Schlesische Grabkunst", Grabdenkmäler des 16.und 17.Jahrhunderts. Auf dem Gelände des Klosters war gerade ein grosses Internationales Jugendtreffen zu Ende gegangen und der Abbau von Zelten auf einem Klostergelände war etwas ungewohntes, jedoch nicht störend.

Weiterfahrt nach Krehlau und Deichslau, Kreis Wohlau. Auf der Suche nach dem Pfarrer in Krehlau kamen wir mit einer alten deutschsprechende Nonne ins Gespräch. Sie stamme ursprünglich aus Berlin und sei seit ihrem 17.Lebensjahr in Krehlau. Nach ein paar Hinweisen weiter nach Deichslau. Ich glaube, hier liegt ein Schatz für meine frühen Familiengeschichtsforschung. Im Kirchhof ein Epitaph eines Ritters ohne weitere Angaben. Ferner Grabschriften der BRAUN und TSCHAMMER. Beim Blick in die Kirche - eine Anzahl von alten Wappen. Leider war die Kirche verschlossen und der Pfarrer nicht im Ort. Hierher lohnt sich ein weiterer Besuch im Jahre 2007. Das Epitaph des Moritz von BRAUN *1564, +30.5.1609, dabei die Wappen der Grosseltern: von Braun, von Behem (Grossmutter väterlicherseits), von Tschammer, von Lest konnten wir im Kirchhof nicht lokalisieren.

Abends dann im Schloss Lomnitz. In seiner Lage, seiner Ausstattung, der gepflegten Atmosphäre, die gute schlesische Kost, eigentlich das beste Hotel in Niederschlesien, das ich bisher finden konnte. Nachteil: die etwa einstündige Autofahrt nach Waldenburg.

Im Schloss Lomnitz traf ich mich mit Dietmar Völker (ehem.Tannhausen) aus New York City mit seinem in Deutschland wohnenden Bruder zu einem Gespräch bei einem Glass Bier im Schlossgarten. Dietmar und sein Bruder waren zur Kur in Bad Warmbrunn.

Am Dienstag, dem 25.Juli, Fahrt von Schloss Lomnitz durch Tschechien über Zittau, Löbau nach Dresden. Besuch bei meiner Kusine (Martinlinie). Gemeinsamer Ausflug zur Bastei. Wunderschöner Blick ins Elbtal. Erinnerungen wurden wach: vor über 50 Jahren hatte ein Schulfreund und ich von Oelsnitz/Erzgeb. nach hier eine Radtour unternommen mit Unterkunft im Zelt.

Am Mittwoch zurück nach Pfaffenhofen an der Ilm und am anderen Tag weiter nach Aschaffenburg - unser Sohn Alexander besuchte in Grossostheim ein paar Freunde der Kindheit. Wir fuhren am Freitag, dem 28.Juli, weiter nach Paderborn. Wir waren zu einer Hochzeit der Namibianer (Tannhausener Böhm) eingeladen.

Am Freitag und Samstag, dem 28. und 29.Juli, anlässlich der Hochzeitsfeier Treffen mit einigen Böhm der Tannhausener Linie. Diese Linie lebt seit 1925 in Namibia. Gemeinsamen Kennenlernen, Austausch von Informationen und Unterlagen.

Am Sonnatg, dem 30.Juli, Fahrt nach Aschaffenburg, Abholung unseres Sohnes und Weiterfahrt nach Pfaffenhofen.

Die nächsten Tage etwas Erholung von unserer Reise und am 2.August Rückflug von München in die USA.

Fazit:
In Deichslau fanden wir vor der Kirche ein Epitaph eines Ritters. Die Wappen BRAUN und TSCHAMMER sind erkennbar, allerdings fehlen die unteren Wappen der Grosseltern. Die Grossmutter väterlicherseits soll eine BEHEM sein. In Woitsdorf, Kreis Goldberg, erscheinen 1411 die verschiedenen Wappen der BEHEIM und der BEHEM im selben Ort, offensichtlich auch die gleiche Familie.
Verwandtschaften in Landbüchern

Auszüge aus dem Liegnitzer Urkundenbuch:
BEHEIM/BEHEME (Wappen mit den drei Schlüsseln) "No. 453. 1411. Sept. 28
Die Gebrüder Nickel und Peter, genannt BEHEME, Erbherren zu WOYCZEGISDORF [Woitsdorf Kreis Goldberg-Haynau], [ ... ]
O.d.St.L.No. 234. An Pergamentstreifen ein kleines Siegel in schwarzem Wachs, im Wappen drei Schlüssel mit der Umschrift Petir Boeme."

BEHEM/BEHM (Wappen mit der Lilie)
"Nach Sinapius - schlesische Rittergeschlecht bekannt von Anfang des 15. Jahrhunderts, nach Blazek - breslauer Patriziergeschlecht bekannt erst Anfang des 16. Jahrhunderts.
Matthias BEM von Schlesien war Teilnehmer in der Schlacht von Grunwald auf Seite der Kreuzritter im Jahr 1410. Hannos und Peter BEHEM waren Besitzer in Woitsdorf Kreis Goldberg. Es ist jedoch schwierig über grundlegende Kenntnisse zu diesem Geschlecht zu berichten. [...]"

Frage:
Falls obiger Zusammenhang stimmen sollte - zwei verschiedene Wappen in einer Sippe an einem Ort - dann ist hier in Woitsdorf, die Trennung der Wappen erfolgt. Warum ? - die grosse Frage ! Eine mögliche Lösung wäre: Hannos Behem nahm an der Schlacht von Tannenberg 1410 teil. Könnte er sich dort das neue Wappen mit der Lilie "erworben/verdient" haben ? Zwei Brüder hätten dann zwei verschiedene Wappen gehabt! Sigismund (Wappen - mit drei Schüssel) und Hannos (Wappen - mit Lilie). Ist das möglich?

Die wappenbezogene Familienforschung geht weiter ... und macht trotz der Schwierigkeiten viel Spass.





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