Böhm-Chronik
Reisebericht
Unsere Reise nach Böhmen und ins Waldenburger Bergland, Oktober 2004
Bericht zu unserer 3. familiengeschichtlichen Entdeckungsreise vom
11.-27.Oktober 2004:
Gegend um Königgrätz (Hradec Kralove) in BÖHMEN:
Hauptinteresse war die Eingrenzung des Herrschaftsgebietes der Rodowsky
nördlich von Königgrätz. Die Pfarrkirche der Rodowskys haben wir in
Chlum gefunden. Offenbar wurde dort bei der Erneuerung der Kirche 1702
an der Eingangstür zwei alte Steintafeln mit den Wappen der Rodowsky
von Hustiran von 1591 angebracht. Im naheliegenden kleinen Museum
der Schlacht von 1866 Österreich gegen Preussen fand gerade eine Führung
in deutscher Sprache einer kleinen deutschen Gruppe statt. Wir dürften uns
anschliessen. Der Museumsführer versprach mir Kontakte zu lokalen
Heimatforschern zu beschaffen. Ich interessiere mich besonders für das
weitverzweigte Geschlecht der Rodowsky. Sie waren ein altes böhmisches
Rittergeschlecht, die seit dem 14.Jhd. in einem Umkreis von offenbar nur
20 km die Dörfer oder Güter - denn die heutigen Ortschaften sind klein -
verwalteten. Bavor Rodowsky von Hustiran hatte um 1400 ein
Burggrafenamt inne. Die Burgruine haben wir nicht gefunden. Ein
einheimischer Bauer sagte uns sie sei überwachsen und wir benötigen einen
lokalen Führer. Das heben wir uns für nächstes Jahr auf. Ich gehe erstmal
davon aus, dass Witigo von Rodov (später Beheim genannt), welcher in
der ersten Hälfte des 14.Jhd. zum "Grenzschutz" als Kastellan auf der Burg
Liebenau (Schwarzwaldau) eingesetzt wurde, aus diesem Geschlecht und
Gebiet stammte. Nach der Übernahme durch die Schweidnitzer Piasten
wurden sie "die Beheim" genannt, Abkömmlinge davon: Behem >> Böhme
>> Böhm.
Dokumentation dazu ist vorhanden und erscheint glaubwürdig.
Schwarzwaldau
Waldenburger Bergland in NIEDERSCHLESIEN:
In Friedland - meinem Geburtsort - wurde wir von einer Heimatverbliebenen
wie immer freudig begrüsst. In der kath. Kirche wurde zu Ehren der angekündigten
Seligsprechung des Grossonkels meiner mexikanischen Frau eine Messe
gelesen. Anacleto Gonzalez Flores wurde 1927 von Truppen des
Präsidenten Calles (Mexiko) exekutiert. Anacleto Gonzalez Flores war
Rechtsanwalt der erzkonservativen "Cristero"-Bewegung. Der Grossvater
meiner Frau war jedoch auf der antiklerikalen Seite. Der ideologische Riss
ging auch durch ihre Familie. Bemerkenswert ist, dass uns auf dem Wege
von der Kirche zu unserem geparkten Auto am Ring eine Gruppe
älterer Kirchgänger vor uns buchstäblich den Hut zogen. Wie sich doch die
Zeiten gegenüber 1945-1948 geändert haben; ein erfreuliches Gefühl.
Erlebte Heimatgeschichte
In Tannhausen sieht es etwas betrüblich aus. Es wurde mir berichtet, der
jetzige Eigentümer des Schlosses und der Gebäude des ehem. Rittergutes
sei ein Oberschlesier, der die Mietverträge der Bewohner des Wohnhauses
des Rittergutes nicht verlängern will. Die Bewohner sind verunsichert und
verärgert. Am leerstehenden Schlossgebäude sind einige Fensterscheiben
eingeschlagen. Das Dach des linken Gebäudes (ehem. Brauerei) ist nun
vollkommen eingestürzt.
Tannhausen
In Schwarzwaldau erlebten wir eine Überraschung. Durch die Hilfe von
zwei netten polnischen Studenten, Robert und Paul, fanden wir diesmal die Burgruine
Liebenau (Schwarzwaldau). Von Daniel Slezak, Kunstschnitzer in
Tannhausen, erfuhren wir, dass der kath. Pfarrer von Schwarzwaldau
(Czarny Bor) eine Chronik über Schwarzwaldau anfertige. Daniel hat
uns ein Wappen aus Eichenholz der Beheim geschnitzt.
Frühe Ortsgeschichte von Czarny Bor (Schwarzwaldau) aus Pod Borem
Sigismundus von Swarczinwalde
Wir also mit den zwei Studenten zum Pfarrer. Anfangs etwas
misstrauisch, dann zusehends offener, bat uns der Pfarrer schliesslich in
seine Wohnung, wo wir neben den dicken Häufler (Geschichte der
Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus) noch andere Werke in
Fotokopien sahen. Er gab uns dann eine Jubiläumsschrift 2003 seiner
Kirche in polnisch, in der ein Artikel über die Frühgeschichte von
Schwarzwaldau ist, in der auch die Beheim aufgeführt sind. Der
Pfarrer zeigte uns noch die Ruine in Konradswaldau. Zum Schluss
übergab er mir eine von ihm verfasste Chronik in polnischer Sprache
von Mirsk (Friedeberg). Ich hatte den Eindruck, mit ihm liesse es sich
zusammenarbeiten.
Am anderen Tag besichtigten wir das Schloss Fürstenstein zusammen mit
den Waldenburger Bergbauhistorikern Dr. Eufrozyna Piatek und
Dr. Zygfryd Piatek.
Schloss Fürstenstein
Zusammen mit Andreas Richter gelang es uns diesmal das Gebiet des
herzoglichen Lehnsgut (Heincze Behem 1409) >> Caspar Böhm 1734
>> Ehrenfried Böhm 1808 zu lokalisieren sowie das Gelände des
Böhm-Gutes vor 1870 unserer Hermsdorfer/Langwaltersdorfer Linie und
das des Böhm-Gutes unserer Tannhausener Linie (Gelände ist jetzt Zentrum
von Hermsdorf).
Ferner beschaffte uns Andreas Kopien der Originaleinträge aus dem
ersten evangl. Kirchenbuch von Waldenburg von 1571-1595.
Weissstein
Hermsdorf
Ich muss es immer wieder betonen, die Gästewohnung bei Andreas
Richter ist für einen Familienforscher einmalig. Durch die örtliche
Betreuung ist dort alles konzentriert, wie Literatur, Computer, Orts-
und Sprachkenntnisse, Verbindungen und nicht zuletzt Beziehungen zu
den wichtigen Archiven. Nicht zu vergessen, die Chroniken und alten
Werke, die Andreas als Reprint verlegt. Einfach eine Fundgrube.
Ahnenforschung im Kreis
Waldenburg in Schlesien
Brauchbare Information zur Vorbereitung der familiengeschichtlichen
Reise erhielt ich von Klaus Dietze (umfangreiche Beschreibung der
Rodowsky), von meinem Namensvetter Günther Böhm aus Hilden und
von Klaus Liwowsky, sowie von vielen lieben Teilnehmern der Listen.
Meine besten Dank an alle.
Zum Abschluss unserer Fahrt ging es nach SACHSEN. In Dresden
besuchte wir kurz eine Kusine (Martin-Linie) von mir aus Fellhammer.
Dann weiter nach Oelsnitz/Erzgebirge, wo ich von 1948 bis 1957
wohnte. Schulfreunde führten mich durch das schöne Erzgebirge. Kurzer Besuch im
Archiv von Volker Zimmer, unser Schweidnitz-Experte in der Niederschlesien-Liste. Das
Gebiet der ehem. DDR hatte ich das letztemal 1990 besucht: heute nicht
mehr wiederzuerkennen. Es fällt einem besonders auf, wenn man einen
Ort lange Zeit nicht besucht hat.
Jetzt kommt die Zeit ein privates Familien-Museum einzurichten.
Räumlichkeiten sind in Herkimer im Staate New York vorhanden. Wer hat
das schon einmal gemacht und kann dazu Erfahrungen preisgeben ?
Meine weiteren Aufgaben zur Böhm-Forschung im Waldenburger Bergland