Böhm-Chronik



Meine weiteren Aufgaben zur Böhm-Forschung
im Waldenburger Bergland




Ich habe zwar viele Namensnennungen Böhm aus Urbaren, Schöppenbüchern, Protokollen der Grundherrschaft Waldenburg, aus Untertanenlisten und Landbüchern; aber Kirchenbücher gehen eben nicht so weit zurück, um eine Ahnenverbindung bestätigen zu können. Es sind "nur" Indizienbeweise (circumstantial evidences). Das Hoffnungvolle dabei ist jedoch, dass die meisten Böhm Kohlenbauern in einer über dreihundert Jahren alten Form - seit 1536 - von Gemeindegruben (Gewerkschaft) zusammen mit dem Grundherrn von Waldenburg bzw. Fürstenstein waren. Deshalb sesshaft und in etlichen Dokumenten erwähnt. Sicherlich kann man hier von einer Böhm-Sippe sprechen. Dabei sollte 'Sippe'als loser Familienverband angesehen werden.

Ich versuche nun eine Verbindung zu finden von dem ersten dokumentierten Heincze BEHEM in Weißstein von 1409 und den 10 km entfernten Böhmen von Schwarzwaldau. Die Beheim/Behem von Schwarzwaldau gaben um 1400 aus bisher nicht ersichtlichen Gründen ihre Grundherrschaft Schwarzwaldau auf. Die Dörfer Weißstein, Hermsdorf, Altwasser und Dittersbach übernahm für einige Jahre der Grundherr von Waldenburg-Neuhaus, Ulrich Schof, bis er sie zusammen mit dem Städtchen Waldenburg 1426 an Hans von Libenthal weiterverkaufte.

Witigo (Beheim) von Rodov trat bereits in der ersten Hälfte des 14.Jhd. in die Dienste der Bolkonen. Sie (Vater und Sohn) kamen als Ritter aus dem kleinen böhmischen Ort Rodov, der zwischen Jermer und Königgrätz liegt. Witigo wurde vom König von Böhmen vermutlich als Kastellan der drei Burgen Liebenau/Schwarzwaldau, Vogelsang/Konradswaldau und Gleisberg/Weißstein (später zu Waldenburg gehörend) oder vielleicht Zeisberg bei Bolkenhain entsandt.


Wappen der Ritter Beheim/Böheim/Behem
von Schwarzwaldau
14.Jhd.


Wurde Witigo noch vor 1355 vom König von Böhmen mit der Grundherrschaft Schwarzwaldau bei Landeshut belehnt oder nach 1355 dann sicherlich von Bolko II., Herzog von Schweidnitz. Könnte Witigo von Rodov aus einem Zweig des alten böhmischen Rittergeschlechts Rodovsky (RODOV-sky) stammen? Bavor Rodovsky von Hustir(z)an war Burggraf des Königgrätzer Krayses und Herr in Rotenburg.

Siehe auch: von Rodov / Rodovsky Vorgeschichte der Beheim in Böhmen, 14. Jhd.

Von ca. 1370 (?) bis 1396 besassen die Böhmen von Schwarzwaldau, nämlich Sigismund von Swarczewalde und Rodov auch das Dorf Bernsdorf bei Münsterberg. Einige der Beheim/Behem haben sich wahrscheinlich um 1400 auf ihren Besitzungen in Krehlau, Kreis Wohlau, niedergelassen. Sigismund war wohl der älteste Sohn des Witigo (Witche) Behem, denn 1394 werden noch drei Brüder erwähnt; Hannos, Cunrad und Heincze.

Siehe auch: Stammtafel der Böhmen von Schwarzwaldau

Im "Soldbuch des Deutschen Ordens 1410/1411", Abrechnungen für die Soldtruppen (Schlacht von Tannenberg/Grunwald), wird BEHME mehrmals erwähnt, darunter ein Hannus BEHME / BEHEM (4x) in der Soldliste und in einer Gefangenenliste. Einmal wird Hannus BEHME u.a. im Gefangenenverzeichnis als 'Nickel Lobels gesellin' (Schlesische Ritter) aufgeführt. Es handelt sich in dem Buch um mehr als 800 Namen von Söldnern, einschliesslich Gefangenenverzeichnis. Alles leider ohne Register.

Folgende Namen, die meine Forschung in Niederschlesien betreffen, werden erwähnt:
Tristram von Redern
Hannus von Redern
Franczke von Redern
Peczsche von Redern
Cuncze Adelsbach
Heynczen von Ronaw
Ulrich Schoff
Czettritz
u.a.
und vielen andere Namen schlesischer Ritter.

Söldner-Hauptleute und Söldner seit dem dreizehnjährigen Bundeskrieg von 1453-1466 in Ostpreussen,
hier ebenfalls mit Schlesier bezeichnet:
Kaspar, Christoph u. Hans Beheme (Behem).

Ich komme von der Theorie nicht mehr los, dass die Beheim von Schwarzwaldau ihre Grundherrschaft um 1400 an Ulrich Schoff (Grundherr von Waldenburg-Neuhaus) verkauften, weil sie den Wandel vom Berufskrieger zum landwirtschaftlichen Grundherrn - aus irgendwelchen Gründen auch immer - nicht schafften. Einige der Familie gingen nach Krehlau, andere nach Ostpreussen, um an der letzten grossen Schlacht des Mittelalters teilzunehmen und der jüngste der Brüder, Heincze BEHEM wurde 1409 Bauer in Weißstein.

Siehe auch: Adels-/Ahnenprobe

Im Jahre 1409 belehnt der obige Grundherr von Waldenburg-Neuhaus, Ulrich Schof, dem Heincze BEHEM mit dem Adelsgut in Weißstein, dem herzogliche Lehnsgut als After-Lehen, welches ich jetzt anhand alter Dokumente lokalisieren konnte. Es war nordwestlich von Waldenburg, vom Leisebach zum Salzbach, einschl. Fuchs-Berg, gelegen, entlang der heutigen ulica Piotra Wysockiego (Weißsteiner Strasse nach Waldenburg). Aus dem Weißsteiner Rittersitz am Gleisberg wurde später der heutige Waldenburger Stadtpark. Ulrich Schof war ein einflussreicher Ritter am Hofe der Herzögin Agnes (Bolko II. +1368) und ein Henczko Beheme bzw. Heincze Beheme werden von 1396 bis 1399 im herzoglichen Landbuch mehrmals als Urkundenzeugen erwähnt.

Meine Forschung geht nun dahin: ist der Heincze Behem (1409) und der im Jahre 1394 genannte Heincze Beheim/Behem die selbe Person? Wenn ja, und alles deutet darauf hin, dann erhielt Heincze Behem einen geringen Bestandteil der um 1400 an Ulrich Schof verkauften Grundherrschaft wieder zurück, nämlich das herzogliche Lehnsgut in Weißstein, welches dann bis nach 1800 einem Böhm gehörte.

Siehe auch: Die Auffindung der Kohle im Waldenburger Gebiet und die Fuchsgrube

Anmerkung:
Burggraf (Burgvogt, castellanus, praefectus), ist ein königlicher oder bischöflicher Militärbeamter (aber kein Graf!) auf einer landesherrlichen Burg, der in späterer Zeit auch richterliche Aufgaben versieht.



Quellen:

Ludwig Häufler, 1930: "Forschungen zur Geschichte des Waldenburger Berglandes unter besonderer Berücksichtigung der Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus"

Emil Tschersich und Bruno Paschky, 1936: "Wie wurde das Waldenburger Bergland deutsch?"

Tschersich, Kurt, 1930: "Aus Weißsteins geschichtlicher Vergangenheit"

Jurek, Tomasz: 2004 und 2000, "Landbücher des Fürstentums Schweidnitz-Jauer, Band I, 1366-1376 und Band II, 1385-1395"

Jurek, Tomasz: 10 VII 2002, Privatkorrespondenz mit Guenter Boehm (Landbuch G und Landbuch Band I).

Jurek, Tomasz, 1998, 450 Seiten: "Obce rycerstwo na Slasku do polowy XIV wieku - Foreign Knights in Silesia until the Middle of the 14th Century"

Ekdahl, Sven, 1988, 204 Seiten; "Das Soldbuch des Deutschen Ordens 1410/1411", Teil 1, Die Abrechnungen für die Soldtruppen (Schlacht von Tannenberg/Grünwald)

Stiftung Seeau: Lexikon

Anders, Gerhard: Schles. Ritter u. Kreuzfahrer im preuß. Ordenslande,
in: Ostdeutsche Familienkunde, 7.1959, S. 97-102, 132-136 u. 155-161.


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