Böhm-Chronik




Zusammenfassung der bisherigen Böhm-Forschung
Stand: November 2013
Verantwortlicher Bearbeiter: Guenter Boehm

Inhaltsverzeichnis

(1) Einführung
- Landesgeschichte - Heimatgeschichte - Familiengeschichte -

(2) Zeit der Schlesischen Piasten (vor 1392)
- Vorgeschichte unserer Familie in Böhmen -

(3) - Zur Frühgeschichte in Schlesien -

(4) Zeit der Böhmen (1392-1740)
- Frühgeschichte unserer Familie -

(5) Zeit der Preussen und des Deutschen Reiches (1740-1945)
- Das Hoch und Tief in unserer Familiengeschichte -

(6) Zeit der Polen (nach 1945)
- Das Aus in Schlesien in unserer Familiengeschichte -

(7) Gegenwart
- und dann kam die Wende ... und die Familiengeschichte blüht weiter -

(8) Stammreihen der verschiedenen Linien


Mit Links zu erklärenden Seiten der Böhm-Chronik

(2) Zeit der Schlesischen Piasten (vor 1392)
- Vorgeschichte unserer Familie -



Orte
Troppau (Grätz)
Jaromer in Böhmen
Münsterberg
Bögendorf
Schwarzwaldau

Domanze
Schweidnitz/Fürstenstein
Krelkau
Bernsdorf

Behandelt wird hier die Geschichte des ursprünglich böhmischen (Ritter von Rodov) und später schlesischen Geschlechts der Ritter Beheim/Behem (von Rodov) und deren Nachkommen. Witigo Behem / Witko der Böhme / auch Wytko von Rodow / wird im Zeitraum 1329 – 1353 oft in den Urkunden des Piastenherzogs von Münsterberg in Schlesien genannt.

Ritter Witigo I. von Rodov, der Ältere, (tsch. Rodovsky) mit seinem Sohne Witigo II., der Jüngere, auch Witche genannt, wurden in der Mitte des 14.Jhs. als Kastellan/Burggraf in der Grenzbefestigung Schwarzwaldau im Waldenburger Bergland eingesetzt. Die Rodovsky, ein altes böhmisches Geschlecht (Rodowsky von Hustirzan/Hustiran, böhmischer Uradel) waren seinerzeit Burggrafen in der Gegend von Jaromer in Böhmen. Witigo stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus dieser Familie. (Ministeriale: Im frühen Mittelalter zu Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdienst herangezogene Unfreie in gehobener Stellung, die meist mit Dienstgütern entlohnt wurden. Mit dem 11. Jh. begann ihr Aufstieg, ihre Dienstgüter nahmen allmählich die Form von Lehen an, bis im 13. Jh. allmählich auch die Reste der Unfreiheit beseitigt waren. Im Mittelalter gab es in vielen Orten einen Ortsadel, oft aus der Ministerialität aufgestiegen. Sehr viele dieser Familien sind bald wieder verschwunden, abgestiegen, abgewandert oder ausgestorben. Die Ministerialen - anfangs oft besitzloser Dienstadel - bildeten den niederen Adel, die unterste Schicht des Adels [der Verwaltung], dessen Angehörige nur den Rittertitel erwerben konnten.)

Der Adel in früher Zeit war nie genau definiert. Man unterschied zwischen Herren, Edelherren, Klerus und eben dem Rest der Menschheit. Das heutige Adelsverständnis, mit den feinen Nuancen im Rang stammt aus weit späterer Zeit. Im allgemeinen wurde alles nicht so eng gesehen und die Grenzen waren fließend. Es wurde eher ein Lehen gegen ein freies Gut eingetauscht. Oder wenn man Geld hatte, kaufte man sich eins, auch wenn man dann vielleicht nicht mehr der Ritterschaft oder dem Adel angehörte. Man starb als Adel aus, lebte aber weiter. Besser war natürlich man hatte beides. Eine Gutsherrntochter mit viel Landbesitz war sicherlich manchmal die Lösung. Ritterschaft und Adel war ja im späten Mittelalter sowieso ein zweifelhaftes Unternehmen, da die Einkünfte aus Lehensbesitz oft nicht ausreichten um den Verpflichtungen im Kriegsdienst nachzukommen. Deshalb waren die Ritterfamilien ja auch so weit verstreut über Deutschland, jeder Sohn war auf der Jagd nach einem Lehen. Die meisten schafften es nie, sondern blieben in Diensten eines anderen - als Verwalter oder auch als Burgmann. Anmerkung: Um ein besseres Verständnis für die damalige Zeit zu gewinnen, bin ich mir dieser etwas vereinfachten Darstellung bewusst.

Das Denken jener Zeit bewegte sich weiterhin in Stammes- und Familienstrukturen, und so bestand eine Tendenz, Verwaltungsfunktionen erblich werden zu lassen. Da die 'Bezahlung' der Funktionsträger in einer Gesellschaft, die noch keine entwickelte Geldwirtschaft kannte, nur in der Zuweisung von Land zur Bewirtschaftung erfolgen konnte, entstand daraus das Lehnswesen und später auch die Erblichkeit des verliehenen Grundbesitzes und mit der Registrierung/Beurkundung notwendigerweise die Familiennamen.



Zur Vorgeschichte in Böhmen

Je weiter zurück - desto grösser werden die Zweifel!

Ist Vitco castellanus de Gradech Vorfahre von Witigo von Rodov aus dem Stamme Hustirzan/Hustiran oder von den Witigonen von Rosenberg? ... vermutlich gibt es sogar verwandtschaftliche Verbindungen der beiden Stämme. Siehe Jahr 1252.

Anmerkung: Familiennamen, d.h. Nachnamen die über mehrere Generationen bestanden, waren in diesem Zeitraum noch nicht üblich. Meistens richteten sich die Familien nach von ihnen bevorzugten Ruf- bzw. Vornamen mit verschiedenen Beinamen, wie z.B. beim besitzlosen Dienstadel (Burggrafen) nach der Burg, die für den Landesherrn verwaltet wurde. Brüder, ja sogar die selbe Person konnten, wenn auf einer anderen Burg eingesetzt, nach einer gewissen Zeit einen anderen Beinamen, den nach der neuen Burg genannt, erhalten.




Jahr Namen und Bemerkungen
1213 Urkunde Premysl König von Böhmen. Olmütz, 30. Dec. Unter den Zeugen Vitco castellanus de Gradech. No. 14, Seite 104
Archive für österreichische Geschichte
1222 Wladislaus Marktgraf von Mähren schenkt mit Einwilligung seines Bruders Otokar dem Procurator seiner Gemahlin Wernhard das Dorf Wernharticze (Wernersdorf bei Leobschütz). Unter den Zeugen: Vitgo burgravius de Gradec, Liutcho, Szudek, Rochza castellani de Gradec. Troppau No. 19, Seite 105
Archive für österreichische Geschichte
1224 König Ottokar von Böhmen vermehrt der Stadt Troppau Rechte, Freiheiten und Besitzungen. Zeugen, unter anderen: "Henricus filius Witconis et frater ejus Witco", [...] "Witco castellanus de Gradec (Grätz)". Aus Lorenz Privilegienbuche. Urkundenbuch; alo austrian literature online page 302 und 303.

Anmerkung:
Henricus = Sohn
Witconis = Vater von Henricus
Witco = Grossvater von Henricus
Um 1350 ähnliche Namensfolge und ebenfalls Kastellane
1234 Premysl Marktgraf von Mähren bestätigt der Stadt Neustadt in Mähren (Unichow) die ihr von seinen Vorfahren verliehenen Privilegien und Rechte.U.d.Z. Wokco burgrabius de Gradec. Olmütz, 15. August. No. 29, Seite 108. Archive für österreichische Geschichte
1252 Pragae: Fridericus de Chomutav, filius Nacherati, fratibus domus Teutonicae dat oppidum Chomutow. --- T. Boruta de Redhosce, Witek de Gradec, Jaros de Zliwen, Wock de Rosemberk, Witek de Pribiniz, Zezema de Kostomlat, Ceasta de Lubzan, Ondrey de Weschrom (Vsechromy), et frater suus Zlawek, Pitrolt, Marcwart de Onsow, Bolezlav de Zmecen (Smecno), Lu...de Bezdakov, Witek de Nacherat (Nacerac), Bedrich de Harupnik (Horepnik), Mathei et Cazlav de Rasalowiz (Rozdalovice), Lutobor de Mcel, Pabyan de Ceceliz (Cecelice). Frantisek Palacky: "Dejiny narodu ceskeho w Cechach a w Morawe" und Priloha F
1311 Heinricus de Sylicz (Seidlitz) 1311 Burggraf von Grätz bei Troppau. Vielleicht liegt in Grätz der Ursprung der engen Bindungen Seidlitz - Behem (siehe 1343), denn Heinrich von Seidlitz - der Vater des Heynke, der die vier Dörfer im distr. Landeshut (u.A. Buchwald !) besaß, war 1311 Castellan von Grätz bei Troppau. Das Geschlecht von Seydlitz/von Seidlitz


Zur Vorgeschichte in Schlesien

Ritter Heinrich der Boehme

- Reg. 2189 / 1291
Herzog Bolko, Herr in Löwenberg, bestätigt den Verkauf von 25 Lehnshufen in Hermannsdorf bei Jauer durch den Ritter Henricus gen. Bohemus an das Kloster Leubus. Zeugen : Die Ritter Heinrich Rime, Vrixko gen de Waldow, Titze gen. Schindel, Apeczco de Ulok
Hinweis : Heinrich von Kittlitz († 1399 auf Ottendorf), Burggraf von Klitschdorf oo mit Anna v. Rieme

- Reg. 2347 / 1295
Herzog Bolko, Herr von Fürstenberg, urkundet zu Gunsten des Klosters Grüssau. Zeugen : Ludwig von Hakeborn, Niclos von Wederau, Pusch von Liebental, Iwan von Profen, Heinrich der Boehme, Apeczco von Aulok
(Die Aulok gehören zum Geschlecht der Kittlitz)

- Reg. 5278 / 1333
Heinrich, gen. der Böhme, ehem. Untermarschall des Herzogs Bolko, verkauft einen Hain bei Schreibendorf bei Landeshut.
Die aufgeführten Zeugen lassen eine Verbindung zu Peczco und Witche Böhme allerdings durchaus als möglich erscheinen :
Zeugen : Die Ritter Ticzco von Porsnitz (= Borsnitz !), Brunchin, Henzco von Libenow, ferner Nicolaus von Nimpcz, Johann von Logow, Nicolaus von Siffridow ...




Ritter Peczco (Peter) der Boehme

wird in den schlesischen Regesten im Zeitraum 1315 – 1342 genannt.
Er ist für Recherchen zur Herkunft der Behem von Schwarzwaldau aus zwei Gründen interessant :
– er ist mit dem Kloster Grüssau eng verbunden
– er hat mehrere Söhne (Reg. 6076 / 1338)
Er tritt überwiegend im Herzogtum Schweidnitz auf.
Seine erste Nennung erfolgt aber 1315 in Münsterberg.

Reg. 3480 / 1315
Nicolaus von Münsterberg vergibt einen Besitz an das Hospital von Münsterberg. Unter den Zeugen : Heinrich Crelickow, Peczold der Böhme.

Reg. 4497 / 1326
Heinrich und Stephan von Würben bestätigen eine Schenkung an das Hospital in Sprottau. Unter den Zeugen an erster Stelle genannt : Peter der Böhme.
Otto von Kittlitz auf Ottendorf (1225 – 1255) war mit Oda, Herrin auf Würben, verheiratet. Vielleicht deutet sich hier eine alte Lausitzer Verbindung zwischen den Böhme und den von Kittlitz an.

Reg. 4691 / 1327
Herzog Bolko verkauft ein Vorwerk in Marxdorf im Schweidnitzer distr. an Heinrich von Rydeburck. Zeugen : Herr Hartmann von Ronow, Herr Kekelo von Czyrne, Rypert Unvogel, hzgl. Hofrichter, Peczco der Böhme, Heinrich Buchwalt, Ulrich Schoff ...

Reg 5119 / 1332
Herzog Bolko überläßt dem Kloster Grüssau Rechte in den Dörfern Raaben, Kallendorf (s. Reg. 6852 1342!), Berthelsdorf und Hohen - Giersdorf
Diese Urkunde wird bei Grünhagen und Wuttke als vermutliche Fälschung aus dem XV. JH. bezeichnet.
Die in dieser Urkunde genannten Zeugen sind absolut identisch mit Reg. 6852 / 1342 (s. u.!)

Reg. 5492 / 1335
Unter den Ratmannen von Münsterberg genannt : Petzold Bohemus,
unter den Zeugen : Joh. d. Böhme

Reg. 6076 / 1338
Ritter Peczco der Boehme spendet für sein Seelenheil und das seiner Vorfahren mit Zustimmung seiner Ehefrau und aller seiner Söhne dem Kloster Grüssau einen Zins zu Lasten seines Besitzes in Jerischau im Striegauer Weichbild. Zeugen : Herr Juenis (Jüngling) von Czirne, Herr Johann von Czirne, hzgl. Hofrichter, Herr Conrad von Czirne, Herr Ulrich Schof …

Reg. 6724 / 1342
Ritter Peter Behme ist erster Zeuge des Herzogs Bolko von Fürstenberg und Herrn zu Schweidnitz, als Joachim von Senitz den vierten Teil des Dorfes Rudolffsdorf dem Herzog schenkt.
Weitere Zeugen u.a. : Jenko und Nik. v. Sedlic (Seidlitz oder Zedlitz ?), Hanno / Hanco v. Logow …

Reg. 6852 / 1342
Margaretha, Witwe von Nikolaus Kolditz, und ihr Sohn Franzke eignen der Eneda, Ehefrau des Franzke, bzw. Herrn Jüngling v. Czirne zu Händen der Eneda, das halbe Dorf Kallendorf im distr. Schweidnitz zu.
Zeugen : Die Ritter Ulrich und Reynczco Gebr. Schof, Peter der Böhme (Boemus), Heinrich von Schweinichen und Jungeling v. Czirne, ferner Peczco Eyke, hzgl. Hofrichter und Kunczlin, Notar.
Heinrich von Schweinichen war der Vater von Günczel und Nickel, die vermutlich mit Agnes bzw. Margarete von Czirne verheiratet waren.
Günczel von Scheinichen, Sohn des Nickel, war mit Margaretha von der Stercze verheiratet. Als Thamme v. Laasan 1371 seinen Schwestern Eneda und Dorothea einen j. Z. Auf Protschkenhain überschreibt, erfolgt die zu Händen von Herrn Reintsch Schoff und Herrn Hannos von der Stercze.

Reg. 6949 / 1342
Ritter Peschco der Böhme spendet dem Kloster Grüssau zu seinem, seiner Eltern und Vorfahren Seelenheil zu Lasten des Allods des Bürgers Peschko von Görlitz in Jauer.
Zeugen : Ritter Creczing von Cedelicz, Herr Reinsco Schoff, Cunrad von Cedelicz, Siffrid von Reussendorf
Ritter Krettzing v. Zedlitz / urkundl.1335/53 / besitzt das Burglehen Schönau mit Haus und Dorf Schönau.
Vielleicht besteht eine Verbindung zu Thimo, Kleriker und Notar in Breslau, Sohn des verst. Petrus von Gabelaw, der in einer Urkunde von 1381 genannt wird.

Vieles spricht dafür, dass wir in Ritter Peczco dem Böhmen den eigentlichen Stammvater der Behem von Schwarzwaldau sehen können.


Bolko II., Herzog von Münsterberg
(Witcho der Böhme, Pezold (Peter) de Böhme, Hanko (Hans) der Böhme, Wytco Beem / de Böhme genannt v. Rodow)






(3) - Zur Frühgeschichte in Schlesien -






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