Böhm-Chronik
Geschichte der Böhm'schen Sippe
vom Waldenburger Bergland
Die Kohlenbauern von Weißstein
(Weißsteiner Böhm-Sippe)
"Am 31. Oktober 1409 ist zu Swidnicz (Schweidnitz) in das Landbuch folgender Zinsbrief eingetragen: 'Ulrich Schof vom Neuen Hause verkauft dem Heincze Böhm (ursprünglich Behem) und seiner ehelichen Hausfrau Jutta 10 Mark Geldes für 100 Mark Gr. auf all sein Gut, das er hat zum Weyßen Stein des Weichbildes Swidnicz; halb zu zahlen an Walpurgis und Michaelis Tag bei der Pfandung'. Der Zinsbrief selbst, auf Pergament geschrieben, mit des Hauptmanns Siegel, den Namen und Siegeln der Zeugen, war viel wortreicher; hier ist nur der Hauptinhalt angegeben. Das Geschlecht der Beheime oder Böhmen saß auf der Veste Schwarzwaldau; ob auch Heincze, ist ungewiß; er durfte aber nicht zu weit weg von Weißstein wohnen, damit es dem Schultzen nicht gar zu schwer fiel, zu den zwei Fristen die je 5 Mark an den Gläubiger abzuführen."
Die obige Beschreibung stimmt nicht ganz mit der Kopie aus dem Staatsarchiv Breslau überein. Oder, gibt es noch ein anderes Dokument; die Urkunde selbst?
Die Böhmforscher Kurt und Emil Tschersich versuchten in ihren Schriften um 1930 eine Verbindung von Heincze Böhm (Behem) zu den böhmischen Rittern von Schwarzwaldau herzustellen. Ob nun die um 1400 eingegangene Grundherrschaft der "Böhmen von Schwarzwaldau" und der Name Böhm in Heincze Behem weiterlebten, sei erstmal dahingestellt, aber eine Vermutung ist sicherlich berechtigt. Dabei könnte der Name BEHEM (der Böhme) als Spitzname zur besseren Kenntlichmachung (besonders in der Zeit der Hussittenbewegung) "aufgezwungen" worden sein. Dies zur Namensbildung.
Auszug aus dem Zinsbrief 1409
Text:
Vor Janke eto hat Ulrich Schof vom Newenhawse 10 Mk Jz. in und auf alles sein Gutt, das Er zu Weißen stein des weichbildes Sweidniz hat, Heinzen Behem und seiner Hausfr. Jutten, verkauft und aufge Lassen. Dat. Sweidniz fer. 4te. nach allenheil. anno 1409.
Testi Pezhold, Hannos Cziras, Pawlyne, Jeronimus.
Randnotiz:
Info 10 Mk Jz. auf Weißen Stein von Ulrich Schof Heinzen Behem
Anmerkung:
Janko von Chotiemicz war von 1407 bis 1414 Landeshauptmann von Schweidnitz-Jauer, der Vertreter der böhmischen Krone.
Ulrich Schof auf Neuen Hause war der Grundherr von Waldenburg-Neuhaus.
Heinzen Behem mit seiner Ehefrau Jutten war der erste dokumentierte Böhm im Waldenburger Bergland; der Namensstifter der Böhm-Sippe. Das "e" und "n" in "Heinczen" ist nur die alte Dativ- und Akkusativform von "Heinz".
Siehe auch:
Die Auffindung der Kohle im Waldenburger Gebiet und die Fuchsgrube
Im Evangelischen Kirchenbuch von Waldenburg von 1571 - 1595 sind unter anderen folgende Weißsteiner Familiennamen aufgeführt:
Böhm (Behm-e), Adam; Orthe (-Dorothea) oder Urthe sein Weib, beide als Paten oft genannt von 1572 an.
Böhm (Behm-e), George; Anna sein Weib; Böhm (Behm-e), Christoph, getauft 1571.
Im Einwohnerverzeichnis 1734 von Weißstein sind unter anderen 6x Böhm und 14x Tschersich aufgeführt. Die Böhm's von Weißstein waren schon lange vor dem Dreißigjährigen Kriege seßhafte Bauern. Kann man daher annehmen, daß der 1409 erwähnte Heincze Böhm (Behem) Stammahne der Weißsteiner Böhm-Sippe ist? Natürlich besteht noch eine Lücke um die 160 Jahre zwischen dem Zinsbrief von 1409 und dem Kirchenbuch 1571-1595. Einhundert Jahre danach wird dann die Erwähnung des Namens Böhm schon häufiger. Während dieser Zeit kann viel geschehen sein. Wir wissen es nicht. Ich bin mir bewußt, daß Angaben von Aufzeichnungen aus der Zeit bevor es Kirchenbücher gab mit Vorsicht zu betrachten sind. Nicht alles ist echt.
9x Böhm im Weißsteiner Unterthanen Register 1740
4x Böhm als Kohlenbauern im Weißsteiner Kuxenverzeichnis 1769
4x Böhm im Weißsteiner Kuxenverzeichnis 1792
sowie 1x Böhm im Weißsteiner Kuxenverzeichnis 1861
12x Böhm in Archiv-Protokollen.
Die Kohlenbauern Böhm von Hermsdorf und Dittersbach in Protokollen vom 18. und frühen 19. Jahrhunderts
2x Böhm im Verzeichnis der Kuxeninhaber von 1781
Gewerkschaft der Glückhilf-Grube in Hermsdorf
2x Böhm im Verzeichnis der Kuxeninhaber von 1811
Gewerkschaft der Glückhilf-Grube in Hermsdorf
2x Böhm in Zehnt-Ablösung von 112 Rustikalgrundstücken, 1869
Auszüge aus den Schöppenbüchern Dittersbach
Ich gehe von der Annahme aus, daß "meine" Böhm von Hermsdorf in die Weißsteiner Sippe einzugliedern sind. Grundherrschaftliche Beziehungen, wie das immer wiederbestätigte Erbrecht sowie das Kohlerecht sprechen dafür. Hermsdorf, wie auch Dittersbach waren die unmittelbare Nachbarorte von Weißstein. Diese drei Ortschaften sind heutezutage zur Stadt Waldenburg eingemeindet.
Siehe auch:
Böhm'sche Zeittafel
von den mutmaßlichen und erwiesenen Namen der Böhm-Sippe der Kohlenbauern in Weißstein, Hermsdorf und Dittersbach im Waldenburger Bergland (1329 - 1948)
Namensverzeichnis Böhm
im Waldenburger Bergland
Die Göhlenauer Böhm-Sippe
Böhm erwähnt seit 1742.
General Böhm-Tettelbach (2.Weltkrieg) führt seine Vorfahren auf die Böhm-Sippe aus Göhlenau zurück. Im 20.Jhd. sind keine Böhm in Göhlenau mehr registriert.
Die Böhm's aus dem Landeshuter Land
Durch den Einfluß des Klosters Grüssau sind hier die Böhm vorwiegend katholisch. Böhm erwähnt seit 1739.
Weitere Beiträge zur Böhmforschung
Nach bisher vorliegenden Erkenntnissen ergibt sich folgende Familiengeschichte. Jede neue Information wird gerne entgegengenommen.
Die Weißsteiner Böhm-Sippe
Mittelalter
(Epoche der Piasten und der Böhmen aus dem Hause der Luxemburger)
In unserem Falle reicht der Name Böhm, ursprünglich Behem oder ähnlich, im Waldenburger Bergland bis ins 14.Jahrhundert zurück.
1401: Heincze heiratete Jutta, die Tochter eines aus Böhmen stammenden kleinen Landadelsgeschlecht mit Sitz auf der Veste Schwarzwaldau. Sie wurden vor 1350 vom böhmischen Königshaus ins schlesische Land gerufen, als das Herzogtum der Piasten von Schweidnitz-Jauer wegen Erbfolge an Böhmen kam. Die böhmischen Edelleute sollten die böhmisch königliche Hausmacht stärken, wurden aber von dem angestammten Adel des Herzogtums wegen der Furcht an Machteinbuse bekämpft und schliesslich zu Raubrittern erklärt. Kurz nach 1400 erlosch das Rittergeschlecht. Soweit die Sage.
1409 erhielt als After-Lehen Heincze und seine Ehefrau Jutta Böhm (Behem) das herzogliche Lehnsgut in Weißstein und Heincze Böhm (Behem) wird hier zum erstenmal mit dem Familiennamen (Namenszusatz / Spitzname / Herkunftsname: "die Böhmen") aufgeführt, der eigentlich von dem
Rittergeschlecht der Böheim / Behem von Schwarzwaldau übernommen wurde. Heincze Böhm wird als Stammahne der Weißsteiner Böhm-Sippe angesehen; der erste urkundlich erwähnte Böhm im Waldenburger Bergland.
Reformationszeit und danach
(Epoche der Böhmen aus dem Hause der Habsburger)
Nun tauchen die ersten Kirchenbücher auf. Im Evangelischen Kirchenbuch von Waldenburg von 1571-1595 werden in Weißstein der Bauer Adam Böhm (Behm-e) und seine Ehefrau Dorothea, auch Orthe oder Urthe genannt, ab 1572 oft als Paten erwähnt. 1571 wird Christoph Böhm (Behme-e) getauft. Vater ist der Bauer George Böhm (Behm-e) und Anna, seine Ehefrau.
- Epoche des Dreissigjährigen Krieges und danach -
1670 wird Caspar Böhm in Weißstein geboren. 1698 heiratet er in Schweidnitz und wird 1719 und 1725 in Weißstein als Gerichtsgeschworener genannt.
1722 wird Gottlob Böhme geboren.
Im Einwohnerverzeichnis 1734 von Weißstein werden folgende Böhm genannt:
Caspar Böhm, Bauer
Christoph Böhm, Hofegärtner
George Böhm, Freihäusler
Gottfried Böhm, Bauer
Tobias Böhm, Hofegärtner
Christoph Böhm, Bauer
Zeit der Preußen und des Deutschen Reiches
(von 1740/42 bis 1945)
1742 wird ein Georg Friedrich Böhm auf dem nahe gelegenen Schloss Fürstenstein genannt.
1748 in Weißstein Gottlob Böhm, Freigärtner.
1749, am 21.März wird Gottfried Böhme geboren.
1750, am 3.Dezember wird Gottlob Böhme geboren.
Im Kuxenverzeichnis 1769 erscheinen in Weißstein folgende Böhm:
George Friedrich Böhm der niedere, Bauer
Johann Christof Böhme, Bauer
George Friedrich Böhme der mittlere, Bauer
George Friedrich Böhme der obere, Bauer
Im Kuxenverzeichnis 1792 erscheinen in Weißstein folgende Böhm:
George Friedrich Böhm, Bauer
Johann Christoph Böhm, Bauer
Johann Georg Friedrich Böhm, Bauer
Georg Friedrich Böhm, Bauer
Im Kuxenverzeichnis 1861 - 1883 von Weißstein erscheint:
Johann Ehrenfried Böhm.
Der Hermsdorfer Zweig der Weißsteiner Sippe
Im unmittelbaren Nachbarort Hermsdorf erscheinen 1781 als Kuxeninhaber,
(Kohlenbauern):
Hans George Böhm, Bauer
Gottfried Böhm, Bauer
In Hermsdorf wird
1805 Johann Gottlieb Böhm geboren; Gutsbesitzer, Mitglied des Vorstandes der evangelischen Kirche in Waldenburg und Kuxeninhaber. Ur-urgrossvater von Herbert und Günter Böhm.
1841 Johann Karl Wilhelm Böhm geboren; Gasthofbesitzer, einer Kutschenstation. Urgrossvater von Herbert und Günter Böhm; gestorben 1892 in Langwaltersdorf.
1870 Paul (Erdmann) Böhm geboren; Sattlermeister. Grossvater von Herbert und Günter Böhm; gestorben 1926 in Glogau.
1864 Gustav (Adolf) Böhm in Hermsdorf geboren; Rittmeister in der preussischen Kavallerie und Rittergutsbesitzer. Unser Urgrossonkel. Gestorben 1933 in Tannhausen. Vater war Carl Wilhelm Böhm (*1833 und +1905 in Hermsdorf), Stiefmutter Ernestine Böhm geb. Ruscheweyh (*1846 in Schwarzwaldau, +1928 in Hermsdorf). Großvater: Johann Gottfried Böhm (*1798 +1862 in Hermsdorf).
1889 kam es zu einem Bruch in der Familie. Der liberal gesinnte Johann Karl Wilhelm Böhm (Gasthofbesitzer) - unser Urgrossvater - kam in Schwierigkeiten mit dem bismarckschen Sozialistengesetz. In seinem Gasthof versammelten sich streikende Bergarbeiter. Daraufhin verarmte unser Zweig der Familie. Die kaisertreue Richtung des Rittmeisters Gustav Böhm - unser Urgrossonkel - verachtete die politische Einstellung seines Kusins. Die Folge war, eine vollkommene Ignorierung und ein Auseinanderleben der beiden Familienzweige.
In Langwaltersdorf wird
1896 Ida Böhm geboren, unsere Tante; gestorben 1975 in Bad Pyrmont.
1900 Fritz (Karl) Böhm geboren, unser Vater; gestorben 1987 in Pfaffenhofen/Ilm.
In Fellhammer wird
1905 Ida Klara Fischer unsere Mutter geboren; gestorben 1978 in Großostheim, beerdigt in Pfaffenfofen/Ilm.
In Friedland wird
1929 Herbert Böhm geboren, mein Bruder.
1939 wird Günter Böhm geboren.
Zeit der Polen
(Epoche nach dem 2.Weltkrieg, ab 1945)
Alle wurden aus der angestammten Heimat vertrieben.
Siehe auch Erlebte Heimatgeschichte
Die Zeit nach der Vertreibung
(ab 1948 bis zur Gegenwart)
In Recklinghausen wird
1953 Peter Böhm geboren, Sohn des Herbert Böhm.
1964 Andreas Böhm geboren, Sohn des Herbert Böhm.
In Düsseldorf wird
1966 Alexander Böhm geboren, Sohn des Günter Böhm.
In Pfaffenhofen/Ilm wird
1971 Oliver Böhm geboren, Sohn des Günter Böhm.
1972 Marcus Böhm geboren, Sohn des Günter Böhm.
1979 Carmen Böhm geboren, Tochter des Peter Böhm.
1983 Bianca Böhm geboren, Tochter des Peter Böhm.
In New York State/USA wird
1998 Nicholas Boehm geboren, Sohn des Marcus Böhm.
2003 Kara Boehm geboren, Tochter des Marcus Böhm.
In Brannenburg/Bayern wird
1999 Moritz Böhm geboren, Sohn des Andreas Böhm.
2002 Valentin Böhm geboren, Sohn des Andreas Böhm.
2004 Patrick Böhm geboren, Sohn des Andreas Böhm.
In Washington, DC/USA wird
2005 Ilona Boehm O'Connor geboren, Tochter des Oliver Böhm.
2007 Marianne Boehm O'Connor geboren, Tochter des Oliver Böhm.
Quellen:
Tschersich, Emil und Paschky, Bruno, 1936: "Wie wurde das Waldenburger Bergland deutsch?"
Tschersich, Kurt, 1930: "Aus Weißsteins geschichtlicher Vergangenheit"
Richter, Adolf, 1926: "Chronik von Weißstein"
Häufler, Ludwig, 1930: "Forschungen zur Geschichte des Waldenburger Berglandes unter besonderer Berücksichtigung der Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus"
Häufler, Ludwig, 1932: "Die Geschichte der Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus unter Berücksichtigung der Industrielandgemeinde Dittersbach "
Häufler, Ludwig, 1932: "Urkunden und andere Quellen zur Geschichte des Waldenburger Berglandes"